Edelmetalle Aktuell
10.07.2009 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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Eine vollkommen absurde Diskussion ist in den letzten Tagen in der deutschen Presse zum Thema Silber entbrannt. Ausgehend von einer einzelnen Presseveröffentlichung verbreitete sich scheinbar ungeprüft die Nachricht in der Presse-, Funk- und Fernsehlandschaft in Deutschland, dass man mit Hilfe einer in Österreich geprägten Silber-Münze ohne Probleme große Mengen Bargeld aus Österreich nach Deutschland zurücktransportieren könne, weil die 1-Unzen-Münze nur einen Nennwert von 1,50 € habe, aber einen Materialwert von 10,50 €. Angesichts einer Deklarierungspflicht für Bargeld ab einer Höhe von 10.000 €, so die Theorie in der Presse, könne man also über 6.500 Münzen mit einem Materialwert von immerhin 70.000 € nach Deutschland ohne Deklarierung einführen. Dabei übersehen die Multiplikatoren dieser Geschichte allerdings, dass ein Kauf der Münze in Österreich der Mehrwertsteuer unterliegt und natürlich auch noch das bei Münzen im Vergleich zu Barren besonders hohe Prägeaufgeld bezahlt werden muss. Alles in allem ist beim Kauf mit einem Aufgeld von bis zu 50% auf den Materialwert zu rechnen, Geld, das der ursprüngliche Käufer bei einem späteren Weiterverkauf in Deutschland mit großer Wahrscheinlichkeit verlieren würde. Außerdem ist es wohl so, dass sich die Deklarierungspflicht an der Grenze gar nicht auf den Nenn-, sondern den Warenwert bezieht, die ganze Konstruktion also ohnehin Unsinn wäre. Dass das Ganze eine Schnapsidee ist, hat sich beim infrage kommenden Klientel offensichtlich herumgesprochen: Unsere Geschäftspartner in Österreich vermelden jedenfalls, dass es zu keinerlei verstärkter Nachfrage nach Münzen von Seiten deutscher Kunden gekommen sei.
- Platin
Der Preis für Platin ist in den letzten Tagen deutlich gefallen. Nachdem er vor zehn Tagen noch bei knapp 1.200 $ je Unze notierte, liegt er heute fast 100 $ tiefer. Es waren dabei wohl vor allem Spekulanten, die sich von dem Metall angesichts der allgemeinen Schwäche auf den Rohstoffmärkten trennten. Die längerfristig orientierten Käufer z.B. von ETFs hielten dem Metall dagegen die Treue. Sie bauten in den letzten beiden Wochen ihre Positionen sogar zunächst noch weiter aus.
Der insgesamt stärker als erwartet ausgefallene Rückgang des Platinpreises in den letzten Tagen sorgte in China zuletzt für einen Anstieg der Käufe an der Börse in Shanghai. Allerdings reichten diese nicht aus, um den Markt grundsätzlich zu einer Umkehr zu bewegen. Das liegt vor allem auch daran, dass weltweit noch immer zu wenig Metall von der (Auto-)Industrie abgenommen wird, ein Umstand, der sich nicht zuletzt an dem noch immer vorhandenen, überdurchschnittlichen Abschlag für Platinschwamm zeigt.
Was die weitere Entwicklung des Platinpreises angeht, ist nicht auszuschließen, dass der Markt aufgrund der Sommerpause in den nächsten Wochen noch weiter unter Druck gerät. Vorher allerdings dürften die genannten Käufe in China und bei den ETFs erst noch für eine Stabilisierung im Bereich der Marke von 1.100 $ je Unze sorgen. Sollte diese Marke und dann auch die nächste Unterstützung bei 1.060 $ durchbrochen werden, wären in den nächsten Wochen dann aber sogar Kurse von 1.010 $ je Unze möglich. Spätestens bei einem Erreichen dieses Niveaus sollten industrielle Endverbraucher auf jeden Fall über Preissicherungsstrategien für ihren zukünftigen Bedarf nachdenken.
Nach dem Monatswechsel wurden in den letzten Tagen für etliche Märkte die Autoverkaufszahlen für Juni veröffentlicht. Die Lage einzelner Hersteller ist dabei zwar unverändert schlecht, die Gesamtsituation verbessert sich inzwischen aber wieder etwas dank sich positiv entwickelnder Einzelmärkte wie Deutschland und China und nicht mehr ganz so schlechter Nachrichten aus den USA und einigen wichtigen europäischen Märkten.
In Deutschland lag der Markt dank der Abwrackprämie im Vergleich zum Vorjahr sogar weiter deutlich im Plus: Mit 427.000 Pkw wurden über 40 Prozent mehr Fahrzeuge zugelassen als im Juni 2008. Das war der höchste Juni-Wert seit der Wiedervereinigung 1990. Im gesamten ersten Halbjahr wurden nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts in Flensburg in Deutschland 2,06 Millionen Autos neu zugelassen, das sind 26,1 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2008.
Für das Gesamtjahr dürfte die Abwrackprämie die Zahl der neu gekauften Autos in diesem Jahr auf den höchsten Stand seit zehn Jahren katapultieren. Wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) mitteilte, dürfte nach dem erfolgreichen ersten Halbjahr die Zahl der Neuzulassungen bis Jahresende die Zahl von 3,5 Millionen neuen Autos überschreiten.