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Warum Veränderungen der Goldproduktion nicht wichtig sind

17.11.2009  |  Steve Saville
Was folgt ist ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 08. November 2009 auf www.speculative-investor.com erschienen ist.


Einführung

Die meisten Goldmarktanalysen betrachten die jährliche Veränderung der im Bergbau produzierten Goldmengen als wichtigen Faktor für die Bestimmung des Goldpreises. Gerade Goldbullen untermauern ihre Argumente regelmäßig dadurch, dass sie anführen, die Bergbauunternehmen seien nicht in der Lage, ihre Produktion auszuweiten; die Bären behaupten hingegen, ein steigender Bergbauoutput würde letzten Endes den Goldpreis drücken. Wir sind jedoch überzeugt, dass das jährliche Angebot an neu abgebautem Gold in Vergleich zu den bereits existierenden oberirdischen Beständen so gering ausfällt, dass die Veränderungen beim Bergbauoutput bei einer Einschätzung der zukünftigen Goldpreisentwicklung ignoriert werden sollten.

Wir warnen Sie, dass die folgende Diskussion (für unsere Verhältnisse) recht langatmig ausfallen wird, wir wollten jedoch die meisten Aspekte dieses wichtigen Themas (wichtig zumindest für jeden, der den Goldmarkt von Grund auf verstehen will) in einem Ritt ansprechen.


Die oberirdischen Goldbestände (und warum es sinnvoll ist, Gold wie eine Währung zu analysieren)

Das Gold, das jedes Jahr gefördert wird, wird nicht verbraucht; vielmehr wird es den bestehenden oberirdischen Goldbeständen hinzugefügt. Das bedeutet nun, dass die gesamten oberirdischen Bestände das potentielle Goldangebot darstellen. In dieser Hinsicht ist Gold wahrscheinlich eher eine Währung als ein Rohstoff.

Jetzt stellen wir fest, dass nicht all das Gold, das jemals abgebaut wurde, in frei verkäuflicher Form existiert, aber dennoch ein wesentlicher Teil davon. Genauer gesagt gibt es grobe Schätzungen, die davon ausgehen, dass in der Geschichte ca. 150.000 Tonnen Gold abgebaut wurden - zwei Drittel davon nach 1945. Wir schätzen, dass von diesen 150.000 Tonnen ca. 108.000 Tonnen* zu geldpolitischen Zwecken oder zu Investitionszwecken gehalten werden. Zu diesem Gold, monetär und Investment (MI), zählen die offiziellen Bestände (das Gold, das von Zentralbanken und dem IWF gehalten wird), private gehaltene Barren und Münzen, das Gold der ETFs oder der geschlossenen Fonds und auch der monetäre Schmuck (24-Karat-Schmuck, der nur als Investition und Wertaufbewahrungsmittel gehalten wird). Diese Zahl von 108.000 Tonnen ist unserer Meinung nach eine grobe aber vernünftige Schätzung der MINIMALEN Goldmenge, die in frei verkäuflicher Form zur Verfügung steht - und diese Zahl stellt die 2400 Tonnen Gold, die die Bergbauunternehmen im vergangenen Jahr produzierten, deutlich in den Schatten.

Analysiert man den Goldmarkt, als würden die neu abgebauten Goldmengen rechnerisch die Angebotsseite dominieren, dann ist das so, als würde man den Dollarmarkt mit Schwerpunkt auf die im letzten Jahr neu geschöpften Dollars analysieren. Fakt ist, dass ein heute neu geschöpfter Dollar zu einem untrennbaren Bestandteil des Gesamtangebots wird, welches jeden bisher geschöpften und bis heute nicht gelöschten/ zerstörten Dollar beinhaltet; und dieses Gesamtangebot ist, zusammen mit der dazugehörigen Nachfrage, bestimmend für den Dollarpreis.

Darüber hinaus lässt sich auch noch argumentieren, dass das pro Jahr abgebaute Gold weniger wichtig für das Angebot/ Nachfrage-Verhältnis von Gold ist als die jährlich neu geschöpften Dollars, denn die neu hinzugekommenen Dollarbestände machen für gewöhnlich einen viel größeren Prozentsatz an den bereits existierenden Beständen aus, als es beim neu abgebauten Gold der Fall ist. Das oberirdische Gesamtangebot an verkaufsfähigem Gold nimmt genauer gesagt jedes Jahr um 2% zu, das Gesamtangebot an Dollars steigt manchmal sogar zweistellig und nimmt nur selten um weniger als 5% zu.


Die Dinge ins rechte Licht rücken

Wie oben dargestellt, beläuft sich das Gesamtangebot an Gold in frei verkäuflicher Form auf möglicherweise mindestens 108.000 Tonnen, was im starken Kontrast zu den aktuell 2400 Tonnen steht, die jährlich aus dem Bergbau kommen. Das legt nahe, dass Veränderungen bei der Investitionsnachfrage (die Veränderung der Nachfrage nach den oberirdischen existierenden Gesamtbeständen) mehr als 40-mal so bedeutend für den Goldpreistrend sind als die Veränderungen bei den im Bergbau geförderten Mengen. Das bedeutet mit anderen Worten, dass eine 0,25%ige Veränderung (ein Viertelprozent) bei der Investitionsnachfrage bedeutender ist als eine 10%ige Veränderung bei den im Bergbau geförderten Goldmengen.

Die Daten der London Bullion Market Association (LBMA) bekräftigen das Argument, dass die Veränderungen des jährlichen Bergbauoutputs im Vergleich zum Gesamtmarkt winzig ausfallen. Den Berichten der LMBA ist zu entnehmen, dass am Londoner Goldmarkt tagtäglich ca. 20 Millionen Unzen (650 Tonnen) den Besitzer wechseln. Das bedeutet, innerhalb von nur vier Handelstagen wechselt am Londoner Markt das Äquivalent von mehr als einer Gold-Jahresproduktion die Besitzer. Und London ist nicht der weltweit einzige Markt für physisches Gold.




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