Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Ölpreis erreicht wieder 80 USD

19.11.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist dank eines schwächeren US-Dollar und anhaltend positiver Marktstimmung bis auf 80 USD gestiegen. Ein kurzzeitiger Anstieg über diese Marke ist zwar möglich, sollte aber wie in den vergangenen Wochen auch nicht nachhaltig sein. Positive Impulse gaben gestern die vom US-Energieministerium veröffentlichten Lagerdaten. Die US-Rohöllagerbestände fielen in der vergangenen Woche um 887 Tsd. Barrel. Vor allem gefallene Importe waren für den Rückgang ausschlaggebend. Gleichzeitig fuhren die Raffinerien ihre Auslastung zurück und fragten weniger Rohöl nach, was den Lagerabbau bremste.

Dadurch begünstigt fielen die Benzinlagerbestände um 1,8 Mio. und die Destillatevorräte um 328 Tsd. Barrel. Trotz des Lagerabbaus befinden sich die Vorräte für Rohöl, Benzin und Destillate weiterhin über dem 5-Jahreskorridor, letztere sogar deutlich. Zudem wurden die Daten durch den Wirbelsturm verzerrt, welcher die Förderung, den Transport und die Verarbeitung von Öl in der vergangenen Woche für mehrere Tage beeinträchtigte.

Die gesunkenen Lagerbestände dürfen daher nicht als Signal einer einsetzenden Verknappung am Markt für Rohöl und Ölprodukte interpretiert werden. Zuletzt sind die Verarbeitungsmargen für Benzin und Heizöl sogar leicht gestiegen, was den Raffinerien den Anreiz gibt, die Produktion wieder auszuweiten. Dies dürfte das Überangebot an Ölprodukten weiter vergrößern, zumal China unlängst zum Nettoexporteur von Benzin und Diesel geworden ist. Schätzungen zufolge lagern außerdem mittlerweile knapp 100 Mio. Barrel an Destillaten in Tankern auf hoher See, um vom Anstieg der Terminkurve zu profitieren.


Edelmetalle

Gold konnte den vierten Tag in Folge an Wert gewinnen und markierte mit fast 1.153 USD je Feinunze ein abermaliges Rekordhoch. Für den jüngsten Goldpreisanstieg war hauptsächlich ein erneut schwacher US-Dollar verantwortlich. Zudem stieg die US-Inflationsrate im Oktober etwas stärker als erwartet. Während langfristig betrachtet z. B. Zentralbanken, Pensionsfonds und Privatanleger in Gold zur Absicherung gegen potenzielle Währungsentwertungen und Inflationsgefahren investieren, werden unter kurzfristigen Gesichtspunkten kleine Preisrückschläge von Spekulanten als Kaufgelegenheit erachtet. G

emäß Angaben des World Gold Council sind die Investitionen in Gold-ETFs in diesem Jahr bis Ende September um 68% gestiegen. Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verwaltete per Ende September 35 Mrd. USD. Dies entspricht einem Anstieg des verwalteten Vermögens von 75% gegenüber Jahresanfang. Die Goldbestände des SPDR Gold Trust erhöhten sich gestern zum ersten Mal seit dem 9. November wieder um 3,7 Tonnen und betragen aktuell 1.117,5 Tonnen. Im Fahrwasser von Gold konnten auch die anderen Edelmetalle zulegen. Der Silberpreis erreichte im Handelsverlauf mit knapp 19 USD je Feinunze den höchsten Stand seit 16 Monaten.


Industriemetalle

Im Zuge eines abermals schwächeren US-Dollar konnten die Metallpreise auch gestern steigen. Eher schlechte Nachrichten wie weiter steigende Lagerbestände – mit Ausnahme von Aluminium verzeichneten die LME-Lager aller Industriemetalle gestern Zuwächse - und von der Konjunkturseite werden derzeit fast vollständig ausgeblendet bzw. nur sehr kurz von den Marktteilnehmern beachtet. In den USA sind die Baubeginne im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 11% auf den niedrigsten Stand seit April zurückgegangen. Dennoch konnte Kupfer auf knapp 7.000 USD je Tonne und damit auf den höchsten Stand seit fast 14 Monaten steigen.

Für uns ist diese Entwicklung fundamental nicht nachvollziehbar, stellt der Bausektor in den USA doch mit mehr als 40% den größten Endverbraucher für Kupferprodukte dar. Der Baltic Dry Index, der die Frachtraten für Schüttguttransporte misst, legte gestern erneut kräftig um 6% auf 4.643 Punkte zu und markierte somit das höchste Niveau seit 14 Monaten. Die Frachtraten werden derzeit von einer festen Nachfrage nach Eisenerz und Kohle in China sowie einer allgemein geringeren Verfügbarkeit von Frachtschiffen getrieben.

Der chinesische Eisen- und Stahlverband erwartet, dass die Stahlproduktion in China die lokale Nachfrage in diesem Jahr um 16 Mio. Tonnen übersteigt. Dies dürfte zu steigenden Exporten von Stahl aus dem Reich der Mitte führen, was wiederum Druck auf die Preise ausüben sollte. Seit dem Hoch Anfang August sind die chinesischen Stahlpreise bereits um 18% zurückgekommen.

Open in new window


Agrarrohstoffe

Die Kaffeepreise haben sich in den letzten Tagen spürbar erholt. Mit 138 US-Cents je Pfund notiert Kaffee Arabica noch gut 4% unter dem im Oktober verzeichneten Jahreshoch. Mit dazu bei trug zum einen, dass das kurzfristig verfügbare Angebot an Bohnen guter Qualität durch das regnerische Wetter in Brasilien beeinträchtigt ist, nachdem bereits die schlechte Ernte in Kolumbien das Angebot beschränkt hat. Zudem sorgt der staatliche Aufkauf von Kaffeebohnen guter Qualität in Brasilien für eine weitere Verknappung, auch wenn die brasilianische Regierung bislang noch keine Auskunft gegeben hat, wie viel Kaffee auf diese Weise vom Markt genommen wurde.

Der Anstieg der brasilianischen Kaffeepreise auf und sogar über das Weltmarktniveau könnte dafür sprechen, dass das maximal mögliche Aufkaufvolumen von 1 Mio. Sack nahezu ausgeschöpft wurde, zumal der von der Regierung angebotene Kaufpreis deutlich über dem Marktpreis lag. Die internationale Kaffeeorganisation schätzt, dass in dem im Oktober gestarteten Erntejahr 2009/10 das Weltangebot an Kaffee aufgrund der Regenfälle in den Hauptproduzentenländern Brasilien, Vietnam und Kolumbien auf 124 Mio. Sack zurückgehen wird, nach 128 Mio. Sack im Vorjahr. Dagegen soll die Nachfrage um 2 Mio. auf 132 Mio. Sack steigen. Dies spricht für einen weiteren Rückgang der Lagerbestände, welche sich in den Exportländern nahe einem 30-Jahrestief befinden.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

Open in new window


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"