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Starker Anstieg der Goldproduktion

20.11.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist erneut daran gescheitert, die Marke von 80 USD je Barrel zu überwinden. Fallende Aktienmärkte und ein festerer US-Dollar ließen den Ölpreis um 2,7% auf 77,5 USD fallen. Kurzfristig bleibt die Stimmung unter Anlegern für die Preisentwicklung ausschlaggebend. Solange der Optimismus und der Risikoappetit anhalten, dürfte der Ölpreis auf dem hohen Preisnniveau verharren. Mittel- bis langfristig sprechen die Fundamentaldaten für einen weitaus niedrigeren Ölpreis. So führen wir den Rückgang der US-Importe für Rohöl und Ölprodukte vor allem auf die geringe Nachfrage der Raffinierien hin. Auf der anderen Seite weitet die OPEC ihr Angebot aus.

Laut der Beratungsfirma Oil Movements werden die OPEC-Lieferungen in den vier Wochen zum 5. Dezember um 50 Tsd. Barrel pro Tag steigen. Den Markt scheint aber die Tatsache, dass die OPEC die beschlossenen Kürzungen zu lediglich 60% umgesetzt hat, nicht weiter zu besorgen. Der Optimismus hat (noch) die Oberhand.

Der US-Erdgaspreis ist gestern gegen den Trend um 2% auf 4,35 USD je mmBtu gestiegen, hat in den letzten drei Wochen aber 15% verloren. Die US-Erdgaslagerbestände stiegen in der vergangenen Woche um 20 Mrd. Kubikfuß und damit etwas stärker als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Mit der einsetzenden US-Heizsaison dürften die Erdgasvorräte zu fallen beginnen. Aufgrund des derzeit milden Wetters könnte sich dies aber noch etwas hinauszögern und somit den Erdgaspreis weiter belasten. Wettervorhersagen zufolge ist erst in einer Woche mit niedrigeren Temperaturen im Nordosten der USA zu rechnen.


Edelmetalle

Nach den Kursgewinnen in den vergangenen Tagen gaben die Edelmetallpreise im Zuge eines stärkeren US-Dollar nach. Gestern veröffentlichte das Beratungsunternehmen GFMS seinen Bericht zum Edelmetallmarkt. Demnach ist die weltweite Goldnachfrage im dritten Quartal auf 802 Tonnen gestiegen. Gegenüber dem Vorquartal hat sich neben der Industrienachfrage auch die Schmucknachfrage erhöht.

Die Investmentnachfrage, die ETFs, Goldbarren und -münzen umfasst, stieg hingegen nur leicht auf 227 Tonnen. Alle drei Nachfragegruppen verzeichneten im Vergleich zum Vorjahr, dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise, allerdings deutliche Rückgänge. Die Goldminenproduktion ist im dritten Quartal überraschend auf 670 Tonnen gestiegen. Dies ist der zweite Quartalsanstieg in Folge. In den ersten neun Monaten des Jahres wurden damit knapp 1.900 Tonnen Gold produziert, was einem starken Produktionsanstieg gegenüber Vorrjahr von 6,7% entspricht. Damit wird das Argument widerlegt, dass die Goldminenproduktion ihren Zenit überschritten hat.

Auch geht aus der Statistik hervor, dass die Zentralbanken das zweite Quartal in Folge als Netto-Käufer am Goldmarkt aufgetreten sind. Die im CBGA zusammengeschlossenen Zentralbanken haben seit Ende September lediglich 1,5 Tonnen Gold veräußert. Wir gehen davon aus, dass die Zentralbanken auch künftig keinen Belastungsfaktor für den Goldmarkt mehr darstellen werden. Nachdem die Zentralbank von Vietnam letzte Woche das Importverbot von Gold aufgehoben hat, gab das Land bekannt, in diesem Monat sechs Tonnen importieren zu wollen.


Industriemetalle

Die Anzeichen einer Marktsättigung bei Industriemetallen verdichten sich von Tag zu Tag, wobei jetzt nicht einmal eine starke Nachfrage seitens Chinas als Erklärung für die gegenwärtig hohen Preise herangezogen werden kann. Repräsentativ dafür ist die Entwicklung der Lagerbestände bei Kupfer. Die im LME-System erfassten Lagerhäuser in Korea haben zuletzt massive Zuflüsse gemeldet; von 1.025 Tonnen im Juli sind diese auf mittlerweile 77.450 Tonnen gestiegen. Die Lagerbestände in Korea geben oft Aufschluss über die Importe Chinas (Grafik des Tages) und galten in der ersten Jahreshälfte als Erklärung für den Preisanstieg bei Kupfer.

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Auch in China steigen die Lagerbestände schon seit geraumer Zeit; die Lagerbestände in Shanghai sind jetzt mit 107.405 Tonnen auf das höchste Niveau seit April 2004 gestiegen. Auch die Risiken auf der Angebotsseite nehmen ab. BHP bietet den Arbeitern der Spence-Kupfermine in Chile, die seit fünf Wochen streiken, bessere Konditionen. Mit den Arbeitern einer anderen Kupfermine, Cerro Colorado, konnte sich die Gesellschaft letzte Nacht bereits einigen.

Laut dem chinesischen Verband der Metallproduzenten CMMEA wird die Eisenerzproduktion in China in diesem Jahr ein Rekordniveau von 860 Mio. Tonnen erreichen. Das Land versucht künftig unabhängiger von teuren Importen zu werden. Die jüngsten starken Anstiege des Baltic Dry Index zeigen u.E., dass sich China für die Gespräche über die Eisenerzpreise „wappnet“ und die Lagerbestände ehöht, um aus einer unabhängigeren Position zu verhandeln.


Agrarrohstoffe

Abwärtsrevisionen der Weizenernte in Australien um bis zu einer Mio. Tonnen aufgrund ungewöhnlich hoher Temperaturen in einigen Anbaugebieten geben dem Weizenpreis am Morgen Auftrieb. Gestern noch hatten Gewinnmitnahmen kurzfristig orientierter Marktteilnehmer den Weizenpreis zwischenzeitlich auf 5,50 USD je Scheffel fallen lassen, nachdem am Vortag ein 5-Monatshoch von 5,80 USD je Scheffel verzeichnet wurde. Ein festerer US-Dollar und enttäuschende US-Exportzahlen - das Ausfuhrvolumen in der vergangenen Woche war mit 362 Tsd. Tonnen eines der niedrigsten in den vergangenen Monaten - bildeten dafür einen willkommenenen Anlass.

Laut CFTC-Daten zur Marktpositionierung setzen die spekulativen Finanzanleger erstmals seit Juni per Saldo wieder auf steigende Weizenpreise. Die lange Zeit enttäuschende Preisentwicklung im Vergleich zu den anderen (Agrar-)Rohstoffen dürfte die Finanzanleger dazu veranlasst, auf ein Aufschließen des Weizenpreises zu setzen, was dann auch geschehen ist. Die Weizenernte auf der Nordhalbkugel fiel allerdings weitaus besser aus als erwartet. Dies hat zu einem weiteren Anstieg der globalen Lagerbestände beigetragen. Diese liegen nach Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums mittlerweile auf dem höchsten Stand seit neun Jahren. Eine Angebotsknappheit besteht bei Weizen im Gegensatz zu den meisten anderen Agrrarohstoffen also nicht, was das Preispotenzial begrenzt.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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