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Festerer US-Dollar belastet Rohstoffpreise

07.12.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Die überraschend positiven US-Arbeitsmarktdaten sorgten für kräftige Bewegungen zum Wochenausklang. Nachdem zunächst der gestiegene Konjunkturoptimismus den Ölpreis auf 78 USD je Barrel klettern ließ, belastete letztlich der im Zuge dessen deutlich festere US Dollar: Der Preis für amerikanisches Leichtöl WTI gab per saldo um einen US-Dollar auf gut 75 USD je Barrel nach. Dies zeigt unseres Erachtens einmal mehr die relative Schwäche am Ölmarkt. Der überraschend deutliche Anstieg von Nigerias Ölproduktion könnte den Ölpreis heute zusätzlich belasten, da damit das Überangebot zunimmt.

Ein politischer Berater der nigerianischen Regierung gab bekannt, dass die Ölproduktion des Landes mittlerweile auf 2,6 Mio. Barrel pro Tag gestiegen sei. Vor drei Monaten wurde noch 1 Mio. Barrel pro Tag weniger gefördert. Da sich die Sicherheitslage im Land merklich verbessert hat - es wird nur noch von vereinzelten Anschlägen bewaffneter Gruppen auf Öleinrichtungen berichtet - soll die Auslastung der Kapazitäten weiter erhöht werden. Allerdings produziert Nigeria jetzt schon 900.000 Barrel pro Tag mehr als die von der OPEC vorgegebene Quote für das Land erlaubt. Ohnehin sind die Mitglieder des Ölkartells angesichts des hohen Preisniveaus hinsichtlich der Erfüllung der Quote immer weniger diszipliniert.

Auch der saudi-arabische Ölminister Ali al-Naimi zeigte sich mit einem Ölpreis von 75 USD je Barrel zufrieden. Eine offizielle Aufstockung der Quote auf der nächsten Konferenz am 22. Dezember in Angola steht aber gemäß der jüngsten Äußerungen der Ölminister aus Katar und Libyen nicht an.

Doch unabhängig von den schwachen Fundamentaldaten ist das spekulative Engagement, das sich in den letzen Wochen etwas abgekühlt hatte, in der Woche zum 1. Dezember wieder gestiegen. Die Anzahl der Netto-Long Positionen hat um knapp 10 Tsd. Kontrakte auf 125 Tsd. Kontrakte zugenommen.

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Edelmetalle

Die Edelmetallpreise wurden zum Ende der Woche kräftig durchgeschüttelt und verloren deutlich an Wert. Der Goldpreis verlor in der Spitze mehr als 4% und markierte so den stärksten Tagesrückgang seit Januar. Er durchbrach damit auch die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD je Feinunze. Ausschlaggebend waren auch hier die überraschend positiven US-Arbeitsmarktdaten. Auch wenn damit eine schnellere Nachfrageerholung im drittgrößten Schmucknachfrageland der Welt impliziert wird, belastete per saldo der dadurch bedingte festere Dollar. Hinzu kommt das gestiegene Risiko, dass die Notenbanken früher auf die Bremse treten und dem Markt Liquidität entziehen werden.

Ohnehin hatte sich unseres Erachtens in den letzten Wochen zuviel Euphorie am Goldmarkt aufgebaut. Die Optimisten hatten sich in den Aufwärtsrevisionen ihrer Goldpreisprognosen gegenseitig überboten. Wir denken deshalb, dass sich die Korrektur noch etwas fortsetzen dürfte, zumal die auf nahezu Rekordhoch gekletterten Netto-Long Positionen der spekulativen Finanzanleger viel Rückschlagspotenzial bieten.


Industriemetalle

Im Zuge der positiven Konjunkturdaten aus den USA konnten die Metallpreise am Freitag zunächst in der Hoffnung kräftig zulegen, dass eine schnellere Konjunkturerholung in den USA auch die Nachfrage nach Metallen beflügeln wird. Die USA ist nach China der weltweit zweitgrößte Konsument von Metallen. Der Kupferpreis markierte als Folge dieser Nachrichten zwar zunächst den höchsten Stand seit 15 Monaten, gab aber aufgrund eines deutlich stärkeren US-Dollar seine Gewinne wieder komplett ab. Die Marke von 7.100 USD je Tonne konnte nicht gehalten werden.

Unterdessen sind die Lagerbestände an den Börsen in London und Shanghai weiter gestiegen. An der Londoner Metallbörse LME verzeichneten mit Ausnahme von Zink alle Metalle Zuflüsse. Den höchsten prozentualen Anstieg markierten die Vorräte von Nickel. Mit knapp 143.000 Tonnen wurde hier der höchste Stand seit Januar 1995 erreicht.

Während sich in Shanghai die Lagerbestände von Aluminium und Zink nur marginal veränderten, legten die von Kupfer in der Woche zum 3. Dezember wieder zu. Mit einem Anstieg von über 3% auf fast 105.000 Tonnen befinden sie sich wieder in der Nähe des Jahreshochs. Damit trüben sich die Fundamentaldaten weiter ein. Allerdings bestimmen nach wie vor die Investoren das Bild am Kupfermarkt, wie die Statistik der Positionierung der Anleger zeigt. Die Netto-Long-Positionen spekulativer Finanzanleger bei Kupfer befanden sich auch in der Woche zum 1. Dezember weiter in der Nähe des Rekordhochs.


Agrarrohstoffe:

Am Morgen konnte der Weizenpreis leicht zulegen, nachdem er in den vergangenen beiden Wochen deutlich nachgegeben hatte. Hintergrund für den Preisrückgang waren einmal mehr Befürchtungen, dass die weltweiten Lagerbestände sich weiter auftürmen könnten. Bereits zum Ende der laufenden Saison könnten sie nach Angaben des International Grains Council mit 191 Mio. Tonnen sehr komfortabel ausfallen. Das US-Landwirtschaftsministerium rechnet derzeit mit 188,3 Mio. Tonnen. An diesem Donnerstag wird das USDA seine aktualisierten Schätzungen präsentieren.

Möglicherweise wird auch hier die Prognose für das weltweite Angebot und in dessen Folge auch für die Lagerbestände nach oben korrigiert, nachdem der drittgrößte Weizenexporteur Kanada mit 26,5 Mio. Tonnen eine zwar unter dem Vorjahresniveau, jedoch deutlich über den Erwartungen liegende Ernte gemeldet hatte. Auch der drittgrößte Weizenproduzent Indien erwartet eine Ernte, die den Rekordwert von letztem Jahr in Höhe von 80,6 Mio. Tonnen noch übersteigen dürfte.

Der Maispreis legte am Morgen nach den Verlusten der Vorwoche zu, als die hohe US-Ernte und niedriger als erwartet ausgefallene US-Maisexporte auf die Preise gedrückt hatten. Der heute Abend erscheinende Erntefortschrittsbericht des USDA wird zeigen, wie stark der Ernterückstand bei Mais inzwischen aufgeholt werden konnte.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen nicht-kommerzieller Anleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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