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Ölpreis fällt nach US-Lagerdaten auf 2-Monatstief

10.12.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist nach der Veröffentlichung der US-Lagerbestandsdaten um 4% auf 70 USD je Barrel gefallen, den niedrigsten Stand seit zwei Monaten. Die Rohöllagerbestände fielen in der vergangenen Woche zwar nach Angaben des US-Energieministeriums um 3,8 Mio. Barrel. Damit lag der Lagerabbau aber noch immer unter dem am Vortag vom API berichteten Rückgang um 5,8 Mio. Barrel. Zudem stiegen die Lagerbestände in Cushing, dem Haupthandelspunkt von WTI, um 2,5 Mio. Barrel und nähern sich damit dem im Februar verzeichneten Rekordwert.

Dies spricht nicht nur für weiteren Druck auf den WTI-Preis, sondern auch für eine weitere Versteilerung der WTI-Terminkurve und eine Ausweitung des Preisabstands zugunsten von Brent. Da die Raffinerien mehr Rohöl verarbeiteten, stiegen die Lagerbestände für die Ölprodukte unerwartet deutlich, was die Preise für Benzin und Heizöl zusätzlich unter Druck setzte.

Außerdem dürften die Finanzanleger zum Jahresende ihre Investitionen im Ölmarkt zurückschrauben, um wenigstens einen Teil ihrer Gewinne zu sichern, bevor sie durch einen fortgesetzten Preisrückgang und eine weitere Versteilerung der Terminkurve und damit einhergehende Rollverluste vollständig dahinschmelzen. Auch deshalb dürfte der Ölpreis weiter nachgeben. Ein Unterschreiten der Marke von 70 USD in den kommenden Tagen ist somit sehr wahrscheinlich geworden.

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Heute Nachmittag werden vom US-Energieministerium die US-Erdgaslagerbestände für die vergangene Woche veröffentlicht. Der Markt erwartet aufgrund deutlich niedrigerer Temperaturen einen Rückgang um 47 Mrd. Kubikfuß. Dies wäre der erste Lagerabbau seit Beginn der Heizsaison. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre sind die Vorräte in der entsprechenden Woche um 106 Mrd. Kubikfuß gefallen. Das Risiko dürfte daher eher in einem stärkeren Rückgang liegen, wovon der Erdgaspreis profitieren könnte.


Edelmetalle

Der Goldpreis zeigt sich heute Morgen nahezu unverändert bei 1.130 USD je Feinunze. Seit einigen Tagen nimmt die Euphorie am Goldmarkt spürbar ab. Vor allem die spekulativen Anleger, die maßgeblich zum Goldpreisanstieg beigetragen haben, verlassen den Markt. Wurden bislang Preisrückschläge als Kaufgelegenheit angesehen, scheint dies derzeit nicht mehr der Fall zu sein. Wir gehen von einem weiteren Rückgang des Goldpreises aus und halten ein Unterschreiten der Marke von 1.100 USD je Feinunze für möglich.

Im Zuge von Gold und des festeren US-Dollar sind auch die anderen Edelmetalle in den letzten Tagen deutlich zurückgekommen. Silber hat von seinem Jahreshoch fast 10% verloren, während Platin und Palladium von ihren jeweiligen Jahreshöchstständen, die Anfang Dezember erzielt wurden, um 5,5% bzw. 6,5% nachgaben. Wir sehen bei diesen Edelmetallen ebenfalls weiteres Korrekturpotenzial und gehen von rückläufigen Preisen aus.


Industriemetalle

Trotz eines in den vergangenen Tagen stärkeren US-Dollar und einer ausgeprägten Schwäche bei anderen Rohstoffen, insbesondere Rohöl, zeigen sich die Industriemetalle relativ robust.

China hat für seine Stahlproduzenten neue umwelt- und energiepolitische Anforderungen erlassen. Damit soll in erster Linie die Emission von Schwefeldioxid verringert und der Energieverbrauch reduziert werden. Zusätzlich sollen Stahlwerke mit einer jährlichen Kapazität von weniger als 1 Mio. Tonnen geschlossen werden. Spezialstahlhersteller müssen zukünftig eine Mindestkapazität von 500.000 Tonnen p.a. aufweisen. Gemäß dem chinesischen Ministerium für Industrie und Informationstechnik sollen durch diese Maßnahmen auch die Überkapazitäten im weltweit größten Produzentenland reduziert werden.

Dies dürfte Einfluss auf die Zink- und Nickelmärkte haben, da im Zuge einer geringeren Nachfrage in China mehr Zink und Nickel exportiert werden könnte und so die Märkte weiter belasten würde. Unterdessen wächst der Widerstand gegen die geplante Zusammenlegung der Eisenerzaktivitäten von BHP Billiton und Rio Tinto. Sowohl der europäische Stahlverband Eurofer als auch die World Steel Association haben ihre ablehnende Haltung gegenüber diesem Vorhaben bekräftigt. Die Stahlproduzenten fürchten im Nachgang des möglichen Zusammenschlusses deutlich höhere Eisenerzpreise, da BHP Billiton und Rio Tinto zusammen über 40% des seewärtigen Handels mit Eisenerz ausmachen.


Agrarrohstoffe:

Der Kakaopreis an der ICE in New York ist auf ein 30-Jahreshoch von 3.430 USD je Tonne gestiegen. Kakao an der LIFFE in London wird bei 2.204 GBP je Tonne gehandelt, dem höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1989.

Die jüngsten Daten aus der Elfenbeinküste haben Zweifel genährt, dass die Kakaoernte im weltgrößten Produzentenland die hohe Dynamik der ersten Wochen des laufenden Erntejahres beibehalten kann. So lagen die Kakaolieferungen in die ivorischen Häfen von San Pedro und Abijan, welche als Indikator für die Kakaoproduktion im Land angesehen werden, in der Woche zum 6. Dezember 19% niedriger als in der Woche zuvor. Seit Beginn des Erntejahres Anfang Oktober belaufen sich die Kakaolieferungen auf gut 430 Tsd. Tonnen. Somit wurden in den ersten neun Wochen des Erntejahres bereits mehr als ein Drittel der gesamten letztjährigen Produktion von 1,22 Mio. Tonnen erreicht.

Die Chancen stehen somit weiter gut, dass die Produktion in der Elfenbeinküste in diesem Erntejahr positiv überraschen könnte. Wir erachten den jüngsten Kakaopreisanstieg in erster Linie durch Finanzanleger getrieben. Kurzfristig kann aufgrund dessen ein weiterer Preisanstieg auf 3.500 bis 3.600 USD nicht ausgeschlossen werden, mittel- bis langfristig erwarten wir aufgrund der verbesserten Perspektiven auf der Angebotsseite einen Preisrückgang auf 3.000 USD.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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