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S&P stuft EFSF von AAA auf AA+ - gelassene Marktreaktion - China weiter stark!

17.01.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.41 Uhr) bei 1.2730, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2634 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 76.70. In der Folge notiert EUR-JPY bei 97.60, während EUR-CHF bei 1.2095 oszilliert.

Standard & Poors hat nach den am Freitag erfolgten Herabstufungen europäischer Länder die Bewertung des EFSF von bisher AAA auf AA+ um eine Stufe gesenkt. Das kommt nicht überraschend. Es ist schlussendlich seitens Standard & Poors konsequent.

Die Einlassungen der Politik, ob von Seiten Herrn Junckers oder von Herrn Meister, fallen nüchtern und professionell aus. Herr Juncker nimmt zur Kenntnis und Herr Meister analysiert die Situation sachgerecht.

(Reuters) Der Euro-Rettungsschirm EFSF benötigt nach Ansicht des CDU-Politikers Michael Meister auch nach der Herabstufung durch die Ratingagentur Standard & Poor's nicht mehr Kapital. "Ich sehe keine Notwendigkeit, dass der Rettungsschirm EFSF mehr Geld braucht", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag am Dienstag in der ARD. Der EFSF werde in diesem Jahr vom neuen Rettungsfonds ESM abgelöst, der mit echten Einzahlungen unterlegt sei. "Dort werden wir ein Stück weit unabhängiger von Ratingagenturen."

Die Kapitalausstattung des EFSF sei bis zum 30. Juni hinreichend groß. Möglicherweise müssten aber die Länder, die Hilfen vom EFSF erhielten, mehr Geld für ihre Kredite zahlen. So ist es! Herr Asmussen, als Funktionsträger der EZB, will in den Maßnahmen von S&P keine politische Tendenz erkennen. Das nehmen wir zur Kenntnis. Wir fragen uns, wie Herr Asmussen die Divergenz der Beurteilung kontinentaleuropäischer Länder und des UK auch nur in Ansätzen erklären kann. Um so mehr, als dass die Subvention des UK durch Öl sukzessive dünner ausfällt. Nun denn, "Political Correctness“ hat eben sachliche Schwächen gegenüber „Correctness“.

Die gelassene Reaktion der Finanzmärkte darf als Indiz verstanden wissen, dass es einerseits bereits eine sehr starke Positionierung gegen die Eurozone gibt. Wenn derartige Meldungen, wie die Gruppensanktionierung kontinentaleuropäischer Länder durch Standard & Poors, dann nicht zu weiteren negativen Kursbewegungen führen, muss erst einmal eingedeckt werden. Das scheint aktuell der Fall zu sein. Hier handelt es sich aber zunächst nur um eine technische Reaktion. Andererseits bieten die von uns gestern an dieser Stelle dargestellten Fakten nicht das dauerhafte Potential für eine fortgesetzte Trendbewegung. Ganz im Gegenteil …

Die EZB verdeutlicht zudem, dass sie alles in ihrer Macht stehende liefern wird, um den Reformprozess und die Integrität der Eurozone zu erhalten. Mit anderen Worten schließt die EZB Unfälle am Devisen-, Geld und Devisenmarkt implizit aus.

Ein Beleg für die gelassene Reaktion war die gestrige Auktion von Geldmarktpapieren seitens Frankreichs. (Reuters) Trotz der Herabstufung durch die Ratingagentur S&P hat Frankreich am Montag seine Staatsanleihen erfolgreich bei Investoren platziert und musste sogar weniger Zinsen zahlen als zuletzt. Die Finanzagentur AFT sammelte 8,6 Milliarden Euro am Kapitalmarkt ein. Für Papiere mit einer Laufzeit von 12 Wochen im Volumen von 4,5 Milliarden Euro lag die Rendite bei 0,165 Prozent und damit minimal unter den 0,166 Prozent bei der Emission vor einer Woche.

Diese Anleihen waren knapp zweifach überzeichnet - die Nachfrage der Investoren also doppelt so groß wie das Angebot. Für Sechs-Monats-Papiere fielen die Zinsen auf 0,281 von 0,286 Prozent. Für Zwölf-Monats-Papiere ging die Rendite auf 0,406 von 0,454 Prozent zurück. Wir sind ob dieser Entwicklung erfreut!

Wenden wir uns damit China zu. Einige Kollegen erlaubten und erlauben sich latent, die "Performance“ der chinesischen Wirtschaft als riskant einzuschätzen. Das Thema Rezession wurde und wird immer wieder aufgeworfen. Die Positionen, die im Forex Report dazu eingenommen wurden und werden stehen im diametralen Widerspruch zu diesen Sichtweisen.

Der klar geäußerte Wille der chinesischen Führung zielte auf ein Abkühlung der Wirtschaft, um Boomelementen mit den damit verbundenen Verwerfungen entgegenzuwirken. Auf diesem Weg ist China äußerst erfolgreich. Der Immobilienmarkt ist merklich abgekühlt. Der Inflationsdruck ist deutlich rückläufig. Nach der Einbremsung wurden zuletzt leichte Stimulierungsmaßnahmen getroffen, um den anvisierten Wachstumspfad von 8%+ Wachstum per 2012 zu sichern.

Das BIP Chinas verzeichnete per 4. Quartal 2011 einen Anstieg in Höhe von 8,9% nach zuvor 9,1% im Jahresvergleich. Im Gesamtjahr 2011 stellte sich das Wachstum auf 9,2%. Exporte nahmen im Gesamtjahr um 20,3% zu, während Importe um 24,9% zulegten. China mit einem Anteil von circa 12% an der Weltwirtschaft ist und bleibt einer der wesentlichsten Motoren. Eine Staatsverschuldung von weniger als 20% des BIP, eine Konsumverschuldung bei 0% der Arbeitseinkommen und eine Sparquote bei 40% bei Devisenreserven von mehr als 3.150 Mrd. USD sind Grundlage einer äußerst kommoden Situation.

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Die Verbraucherpreise nahmen per Gesamtjahr 2011 um 5,4% zu, während Erzeugerpreise einen Anstieg in Höhe von 6% verzeichneten. Die Geldmenge M-2 legte per 2011 um 13,6% zu. "Fixed Asset Investment“ stieg per Dezember im Jahresvergleich um 23,8% nach zuvor 24,5%. Die Industrieproduktion verzeichnete per Dezember im Jahresvergleich eine Zunahme um 12,8% nach zuvor 12,4%. Einzelhandelsumsätze konnten per Dezember im Jahresvergleich um 18,1% zulegen, nachdem im Vormonat ein Anstieg in Höhe von 17,3% zu verzeichnen war.

Lediglich systemische Risiken, beispielsweise ein Zerfall der Eurozone, sind geeignet, China nachhaltig zu destabilisieren.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2970 - 1.3000 neutralisiert den negativen Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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