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Nachrichten aus China weiterhin preisbestimmend

20.01.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis handelt am Morgen ein Prozent niedriger bei 78 USD je Barrel, nachdem er gestern Nachmittag im Zuge freundlicher Aktienmärkte vom Tagestief um zwei US-Dollar steigen konnte. Belastend wirken Nachrichten, wonach die Kreditvergabe in China eingeschränkt werden soll (siehe Seite 2). Zudem dürften die US-Lagerbestandsdaten heute Abend (API) und morgen Nachmittag (DOE) zeigen, dass die Nachfrage nach Öl und Ölprodukten im weltgrößten Ölverbrauchsland weiterhin schwach ist. Aufgrund des US-Feiertages am Montag werden die Daten in dieser Woche erst einen Tag später veröffentlicht.

Wenig Anlass für Optimismus gaben auch die neuen Angebots- und Nachfrageschätzungen der OPEC. Das Kartell hat seine Nachfrageschätzung für das laufende Jahr zwar leicht nach oben revidiert, bleibt aber pessimistischer als IEA und EIA. Gemäß Angaben der OPEC soll die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr um 820 Tsd. auf 85,15 Mio. Barrel pro Tag steigen. Gleichzeitig wurde bekannt, dass sich die Ölproduktion innerhalb der OPEC (ohne Irak) im Dezember abermals auf 26,68 Mio. Barrel pro Tag erhöht hat, wodurch die Quotendisziplin auf nur noch 56% gesunken ist.

Da auch ein Produktionsanstieg außerhalb der OPEC-Staaten erwartet wird, sinkt der Bedarf an OPEC-Öl geringfügig auf 28,6 Mio. Barrel pro Tag. Unter Einbeziehung des Irak produziert die OPEC damit bereits mehr Rohöl als benötigt. Statt einer Anhebung der Förderquoten müsste der OPEC also eher daran gelegen sein, die beschlossenen Quoten wieder strikter einzuhalten, damit das Überangebot an Rohöl zurückgeht und die hohen weltweiten Lagerbestände sinken. Diese sind der OPEC zufolge hoch genug, um jeglichen Nachfrageanstieg im Winter abzufedern. Selbst die Kältewelle der vergangenen Wochen hat die Lagerbestände für Rohöl und Ölprodukte in den USA nicht nennenswert zurückgehen lassen.


Edelmetalle

Der Goldpreis gibt im Zuge des starken US-Dollars um 1% nach, zeigt sich mit knapp 1.130 USD je Feinunze jedoch relativ robust. Der weltweit größte börsennotierte Goldfonds, SPDR Gold Trust, verzeichnete gestern abermals einen Abfluss von annähernd 1 Tonne Gold. Damit ist der Goldbestand des Fonds seit Jahresbeginn mittlerweile um knapp 22 Tonnen gesunken.

Im Mittelpunkt des Anlegerinteresses bleiben hingegen die kürzlich aufgelegten ETFs auf Platin und Palladium in den USA. Nachdem feiertagsbedingt Anfang der Woche kein Handel in diesen Produkten stattfinden konnte, meldete ETF Securities gestern für die beiden Fonds wieder Zuflüsse. Vor allem der Palladium-ETF erfreut sich sehr großer Beliebtheit und weist derzeit einen Bestand von 260 Tsd. Unzen auf, 65 Tsd. Unzen mehr als am Freitag. Der Bestand im Platin-ETF erhöhte sich leicht auf 150 Tsd. Unzen. Die hohe Investmentnachfrage koppelt die Platin- und Palladiumpreise jedoch zusehends von der Schmuck- und Autoindustrie ab, wodurch sich das Rückschlagspotenzial für die Preise erhöht, sollte die anfängliche Euphorie der Anleger abebben.

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Industriemetalle

Die Metallpreise kommen heute durch Meldungen aus China unter Druck, wonach die chinesische Bankenaufsicht einige lokale Banken aufgefordert hat, bis Ende Januar keine Kredite mehr zu vergeben, um Mindestkapitalanforderungen einzuhalten. Anfang Januar war es erneut zu einem sprunghaften Anstieg der Kreditvergabe gekommen. Das Kreditvergabewachstum soll in diesem Jahr auf 7,5 Bio. Yuan (1,1 Bio. USD) begrenzt werden, 22% weniger als im Vorjahr. Die Kreditvergabe hat im letzten Jahr nicht nur den Aktien- und Häuser-, sondern auch den Rohstoffmarkt unterstützt. Die Einschränkung der Kreditvergabe sollte sich neben dem negativen psychologischen Effekt auch direkt auf die Märkte auswirken. Der Fokus der Marktteilnehmer dürfte sich nun auf die in der kommenden Nacht zur Veröffentlichung anstehenden Konjunkturdaten aus China legen. Zu nennen sind hier in erster Linie das BIP, die Industrieproduktion sowie die Verbraucherpreise.

Unterdessen sind die Lagerbestände von Aluminium an der LME allein gestern um knapp 44 Tsd. Tonnen auf 4,62 Mio. Tonnen gestiegen und haben damit fast den gesamten Lagerabbau seit Jahresbeginn wieder wettgemacht. Auch bei Kupfer wurde der Trend des Lageraufbaus wieder aufgenommen. Die Vorräte könnten sich auch weiterhin erhöhen, da zum Beispiel Codelco, der weltweit größte Kupferproduzent, für die Radomiro Tomic Mine eine gleichbleibend hohe Produktion erwartet. Letztes Jahr wurde dort bereits eine Rekordproduktion verzeichnet.


Agrarrohstoffe:

Der Rohzuckerpreis schloss gestern nach einem Anstieg um fast fünf Prozent mit 28,98 US-Cents je Pfund auf einem 29-Jahreshoch. Die Angebotssituation ist weiter sehr angespannt, nachdem die Ernte in den größten Produzentenländern Brasilien und Indien enttäuschte. Auch wenn diese Situation bereits seit längerem andauert, bringen Meldungen wie die gestrige, wonach Südostasiens größter Zuckerkonsument Indonesien weitere Importe ankündigt und der bisherige Nettoexporteur Philippinen eine Verschlechterung seiner Ernteaussichten bekanntgab, zusätzlich Unruhe in den Markt. Ein Überschreiten der 30-Cent-Marke ist u.E. nur eine Frage der Zeit. Mit sinkenden Preisen kann erst gerechnet werden, wenn sich das Angebot deutlich ausweitet. Damit rechnen wir frühestens zur Mitte des Jahres.

Die Preise für Arabica-Kaffee schwanken seit Jahresbeginn in einem Korridor zwischen 140 und 145 US-Cents je Pfund. Wir erwarten, dass sich die Preise über die nächsten Wochen auf diesem Niveau halten. Mittelfristig sehen wir auch Spielraum nach oben, insbesondere wenn sich die verschlechterten Aussichten für die kolumbianische Ernte - die Internationale Kaffeeorganisation sieht inzwischen ihre Erwartung von 9,5 Millionen Sack als möglicherweise zu optimistisch an - bestätigen sollten. Zudem wird das Angebot weiterhin durch die schlechte Ernte im weltgrößten Produzentenland Brasilien belastet.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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