Platinpreis holt gegenüber Gold auf
14.02.2012 | Roman Baudzus
Der Platinpreis profitierte in den vergangenen Wochen von einer steigenden Nachfrage in Asien und anhaltenden Problemen in der Stromversorgung der Minen in Südafrika. Trotz allem ist Gold seit September 2011 teurer als Platin. Die Preisschere hat sich seit Anfang Februar aber zugunsten Platins geschlossen und ist von 200 $ auf nur noch 65 $ pro Feinunze gesunken. Dennoch hält die Preisanomalie - die längste seit dem Jahr 1985 - weiterhin an, obwohl die Abbaukosten im Platinsektor normalerweise weitaus höher sind als im Goldsektor. Experten zeigen sich aus diesem Grunde seit längerer Zeit davon überzeugt, dass der Platinpreis über ein hohes Aufholpotenzial verfügt. Das sich zusehends schließende Preisverhältnis zwischen Gold und Platin könnte darüber hinaus darauf hinweisen, dass Gold gegenüber anderen Metallen in der Gunst der Investoren ein wenig an Attraktivität einbüßen könnte.
Laut des jüngsten Berichts der deutschen Edelmetallhandelsgruppe Heraeus profitierte der Platinpreis von anhaltenden Problemen in der Energieversorgung der südafrikanischen Minen. Die nationale Stromgesellschaft Südafrikas bekommt die in immer kürzeren Zeitintervallen auftretenden Stromausfälle anscheinend nicht unter Kontrolle, auch wenn einige Minenbetreiber zuletzt darauf hinwiesen, dass sie mit der aktuellen Situation zufriedener seien als in der Vergangenheit.
Südafrika ist weltweit ein wichtiges Förderland für Platin und Palladium, deren Einsatz beim Bau von Katalysatoren in der Automobilindustrie unverzichtbar ist. Südafrikas bestätigte Platinressourcen belaufen sich nach Schätzungen auf 203,3 Millionen Feinunzen oder 6.323 Tonnen. Die bestätigten Reserven im Palladiumsektor des Landes liegen bei 116,1 Millionen Unzen oder 3.611 Tonnen.
Darüber hinaus erreichen die vermuteten Platinreserven insgesamt 939 Millionen Feinunzen oder 29.206 Tonnen, wohingegen es im Falle von Palladium 711 Millionen Unzen oder 22.115 Tonnen sind.
Weitere wichtige Abbauländer sind Russland und Simbabwe, die aufgrund politischer Spannungen im Hinblick auf die zukünftige Versorgung der Märkte als riskant eingestuft werden müssen. Der russische Bergbauriese Norilsk Nickel gab im Herbst 2010 öffentlich bekannt, dass Russlands staatliche Bestände an Palladium nahezu aufgebraucht seien, woraufhin sich die russischen Lieferungen im Laufe des Jahres 2011 drastisch reduzierten.
Diese Entwicklung sollte sowohl dem Preis für Platin als auch Palladium in den kommenden Jahren eine gute Unterstützung verleihen. Insbesondere im Palladiumsektor warnen Beobachter vor sich abzeichnenden Lieferengpässen, wenn die Automobilnachfrage in ökonomisch aufstrebenden Schwellenländern wie China, Indien, Brasilien und Südkorea anhalten sollte.
Laut Heraeus hat sich Chinas Platinnachfrage in Vorbereitung auf das Neujahrsfest in den letzten beiden Januarwochen deutlich beschleunigt. Auch eine große Anzahl von industriellen Endnutzern habe das vorherrschende Preisniveau dazu genutzt, um sich mit Platin einzudecken.
Der durch ein Gericht für illegal erklärte Streik der Arbeiter in der südafrikanischen Rustenberg Mine des weltweit zweitgrößten Platinproduzenten Impala Platinum (Implats) trug ebenfalls dazu bei, dass sich Anleger und industrielle Endnutzer wieder verstärkt in den Platinsektor einkauften. Immerhin baut Implats laut eigener Konzernangaben pro Tag rund 3.000 Unzen weniger Platinum ab, die den Weltmärkten seit Mitte Januar nicht mehr zur Verfügung stehen.
Um die Kontrolle zurück zu gewinnen, entließ die Konzernführung von Implats nahezu 18.000 Minenarbeiter, die sich insbesondere für ein gerechteres Entlohnungssystem bei dem Bergbaugiganten einsetzen. Am Sonntag gab die Nationale Gewerkschaft der Minenarbeiter (NUM) bekannt, dass Implats einen Großteil seiner entlassenen Arbeiter ab der kommenden Woche wieder einstellen wird. Anscheinend ist die Konzernführung von Implats darüber besorgt, ihr gegenüber den Investoren abgegebenes Versprechen einer Jahresproduktion von 1,7 Millionen Feinunzen Platin im Fiskaljahr 2012 nicht einhalten zu können.
Auch bei Anglo American Platinum, Tochter des Minenriesen Anglo American, zeigte man sich mit der Geschäftsentwicklung im Gesamtjahr 2011 nicht zufrieden. Nach eigener Aussage sei der Konzern pro Jahr für etwa 40 Prozent allen neu geförderten Platins verantwortlich. Die nun bekannt gegebenen Zahlen ernüchterten die Anleger, da der Jahresgewinn des Unternehmens von 674 Millionen $ auf 527 Millionen $ sank. Der Platinpreis notierte heute Morgen bei 1.665 $ pro Feinunze, während der Goldpreis um die Marke von 1.730 $ pro Feinunze pendelte.
© Roman Baudzus
www.GoldMoney.com/de
Quellen:
http://www.platinum.matthey.com/uploaded_files/production/estResources.pdf
http://www.hl.co.uk/shares/stock-market-news/company--news/anglos-platinum-earnings-take-a-hit-in-2011
http://news.yahoo.com/implats-start-hiring-workers-next-week-union-053900991.html
http://www.goldseiten.de/artikel/127076--Streiks-schaden-Suedafrikas-Platinproduktion.html
