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Ölpreis trotzt schwachen Lagerdaten

04.03.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ließ sich auch gestern durch eigentlich preisbelastende US-Lagerdaten nicht beeindrucken und stieg kurzzeitig sogar über 81 USD je Barrel. Das US-Energieministerium berichtete für letzte Woche einen Anstieg der Rohölvorräte um 4 Mio. Barrel. Damit fiel der Lageraufbau deutlich stärker aus als erwartet. Erneut waren gestiegene Importe dafür verantwortlich, welche mit 9,2 Mio. Barrel pro Tag das höchste Niveau seit Anfang Oktober erreicht haben. Trotz eines Anstiegs der Raffinerieauslastung auf 81,9% fragten die Raffinerien weniger Rohöl nach, was zusätzlich zum Anstieg der Rohöllagerbestände beitrug.

Die Benzinlagerbestände sind ebenfalls etwas stärker gestiegen als erwartet. Gleichzeitig blieb der Rückgang der Destillatevorräte etwas hinter den Schätzungen zurück. Die Nachfrage nach Mineralölprodukten stieg in den vergangenen vier Wochen auf durchschnittlich 19,31 Mio. Barrel pro Tag und lag damit 3% über dem Durchschnittswert der vier Wochen zuvor. Allerdings hat die Nachfrage damit erst wieder das niedige Vorjahresniveau erreicht. Es ist daher verfrüht, aus diesen Daten auf eine Trendwende bei der Ölnachfrage im weltgrößten Ölverbrauchsland zu schließen. Gleichzeitig nimmt das Angebot an Rohöl weiter zu. Der Irak hat im Februar 2,07 Mio. Barrel Öl pro Tag exportiert, das höchste Niveau seit 1990. Fundamental kann das hohe Ölpreisniveau somit immer weniger gerechtfertigt werden.

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Edelmetalle

Im Zuge eines schwächeren US-Dollars erreichte der Goldpreis gestern mit 1.145 USD je Feinunze kurzzeitig den höchsten Stand seit Mitte Januar. Der Euro konnte gestern gegenüber dem Dollar deutlich zulegen, nachdem die griechische Regierung weitere Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen beschlossen hat, um die Budgetprobleme des Landes in den Griff zu bekommen. Obwohl der Dollar heute wieder etwas steigt, zeigt der Goldpreis relative Stärke und notiert heute Morgen nur knapp unter 1.140 USD je Feinunze. Gold erfreut sich derzeit bei den Anlegern hoher Beliebtheit, was sich auch in einer steigenden physischen Nachfrage widerspiegelt. So verzeichnete der SPDR Gold Trust gestern den zweiten Tag in Folge Zuflüsse von 4 Tonnen. Die Goldbestände haben damit wieder das Niveau von Mitte Januar erreicht. Der SPDR Gold Trust hat somit in den letzten beiden Tagen jeweils mehr als die Hälfte der täglichen Goldminenproduktion von sieben Tonnen gekauft. Dies dürfte den Goldpreis weiter unterstützen und diesem Auftrieb verleihen.

Die anderen Edelmetalle, allen voran Silber und Palladium, zeigen gegenüber Gold in den letzten Tagen relative Stärke. Die beiden zu Jahresbeginn in den USA aufgelegten Platin- und Palladium-ETFs berichten zuletzt wieder über Zuflüsse. In den Platin-ETF flossen den zweiten Tag in Folge 10 Tsd. Unzen, während sich der Bestand im Palladium-ETF um 20 Tsd. Unzen erhöhte.


Industriemetalle

Die Achterbahnfahrt an den Metallmärkten geht weiter. Nach Preiszuwächsen von bis zu 3% gestern kommt es heute Morgen wieder zu einer Korrektur mit in der Breite nachgebenden Notierungen. Mit einer Steigerung von 23% weist Nickel in diesem Jahr bislang die mit Abstand beste Preisentwicklung auf. Dies ist auf eine deutlich gestiegene Nachfrage aus der Edelstahlbranche zurückzuführen. Diese ist mit rund 70% der größte Verbraucher von Nickel. Gemäß Einschätzung des Research-Instituts CRU dürfte sich die weltweite Edelstahlproduktion in diesem Jahr signifikant erholen und um 15% auf 29 Mio. Tonnen steigen. Getrieben wird diese Erholung vor allem durch China, wo für Januar nahezu Vollauslastung berichtet wurde und eine Produktionssteigerung in diesem Jahr von 19% erwartet wird. CRU geht daher für 2010 von einem moderaten Angebotsdefizit von 20 Tsd. Tonnen am Nickelmarkt aus, nachdem dieser im letzten Jahr noch einen Überschuss von 45 Tsd. Tonnen aufwies.

Die hohen Nickelpreise haben Edelstahlproduzenten zu vermehrten Käufen veranlasst. So berichtet Baosteel, aufgrund der Befürchtung weiter steigender Preise geplante Nickelkäufe für seine Edelstahleinheit vorgezogen zu haben. Andere chinesische Edelstahlproduzenten sollen diesem Beispiel gefolgt sein. Dies würde zumindest einen Teil des Preisanstiegs erklären, könnte allerdings im weiteren Jahresverlauf zu einer rückläufigen Nachfrage führen. Unserer Meinung nach hat der Nickelpreis nach oben überschossen, so dass wir eine deutliche Korrektur erwarten.


Agrarrohstoffe

Die Internationale Kakaoorganisation rechnet für das laufende Erntejahr 2009/10 mit einem Marktdefizit von 18 Tsd. Tonnen. Die Kakaoproduktion soll dabei um 1% auf 3,597 Mio. Tonnen steigen, die Verarbeitung um 2,5% auf 3,579 Mio. Tonnen. Um Gewichtsverluste zu berücksichtigen, wird für die Berechnung der Marktbilanz von der Produktion 1% abgezogen. Die weltweiten Lagerbestände sollen der ICCO zufolge auf 1,593 Mio. Tonnen zurückgehen. Das entspricht 44,5% der Verarbeitung. Für die Elfenbeinküste prognostiziert die ICCO einen Produktionsrückgang um 23 Tsd. auf 1,2 Mio. Tonnen. Dies stellt keine große Überraschung mehr dar.

Die Daten zu den Kakaolieferungen in die Häfen der Elfenbeinküste hatten bereits angedeutet, dass die Kakaoernte im weltgrößten Produzentenland in den vergangenen Wochen spürbar an Dynamik verloren hat. Der Rückgang wird durch eine höhere Produktion in Nigeria, Ghana, Ekuador und Indonesien mehr als ausgeglichen. Das steigende Angebot in diesen Ländern reicht aber nicht aus, die steigende Nachfrage zu kompensieren und damit ein Marktdefizit zu verhindern. Im Erntejahr 2008/09 bestand laut ICCO nun sogar ein Marktüberschuss von 32 Tsd. Tonnen. Bislang ging man von einem Marktdefizit von 28 Tsd. Tonnen aus. Die Aufwärtsrevision erklärt sich mit einer höher als erwartet ausgefallenen Produktion und einer niedrigeren Nachfrage.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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