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Fester US-Dollar und Indien belasten

22.03.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis eröffnet die neue Handelswoche bei 80 USD je Barrel, nachdem er am Freitag nach einem Rückgang um 2% kurzzeitig unter diese Marke gefallen war. Ein festerer US-Dollar und eine überraschende Zinserhöhung in Indien sorgen für Gegenwind. Ein Rückgang unter 80 USD ist in den vergangenen Wochen am Kaufinteresse der Anleger gescheitert: Die spekulativen Netto-Long-Positionen stiegen in der Woche zum 16. März um weitere 11 Tsd. auf 170.419 Kontrakte. Damit liegen sie nur noch knapp unter dem vor zwei Monaten verzeichneten Allzeithoch.

Die physische Ölnachfrage wird weiterhin vor allem von China getragen. Die implizite Ölnachfrage Chinas stieg im Februar um 19,4% gegenüber dem Vorjahr auf 8,65 Mio. Barrel pro Tag. Dieser Anstieg war aber zu Teilen auf einen kräftigen Anstieg der Lagerbestände zurückzuführen. Diese zusätzliche Nachfrage wird problemlos durch das steigende Angebot an russischem Rohöl gedeckt, welches seit Ende 2009 aus dem neuen fernöstlichen Terminal Kozmino an asiatische Kunden in China, Südkorea und Japan verschifft wird. Im April sollen die Exporte aus diesem Hafen um 8% gegenüber dem Vormonat auf 1,3 Mio. Tonnen (300 Tsd. Barrel pro Tag) steigen.


Die spekulativen Netto-Short-Positionen bei Erdgas stiegen in der Woche zum 16. März um 14 Tsd. auf 165.427 Kontrakte, den höchsten Stand seit 15 Monaten. Aufgrund der Steilheit der Terminkurve bei Erdgas ist es derzeit attraktiv, Short-Positionen bei Erdgas einzugehen. Damit es zu einem Abbau dieser Positionen kommt und der Erdgaspreis steigt, müsste es zu einer Rückabwicklung der weiterhin beliebten Handelsstrategie "Long Öl, Short Gas" kommen. Dies könnte passieren, wenn der Ölpreis nachhaltig unter 80 USD fällt.

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Edelmetalle

Der Goldpreis notiert heute Morgen bei 1.107 USD je Feinunze, nachdem er am Freitag 1,8% verloren hat. Die indische Zentralbank hatte am Freitagnachmittag überraschend die Zinsen um 25 Basispunkte angehoben. Dies hat zu Befürchtungen geführt, dass die Goldnachfrage und die -importe im weltweit größten Goldkonsumentenland zurückgehen und den Goldpreis somit belasten könnten. Auch das Interesse der Privatanleger am sicheren Hafen Gold scheint nachzulassen. Die österreichische Münzprägeanstalt, Münze Österreich, berichtet für die ersten zwei Monate des laufenden Jahres 80% niedrigere Goldmünzenverkäufe. Diese beliefen sich auf knapp 54 Tsd. Unzen, nachdem in der Vorjahresperiode noch 267 Tsd. Unzen abgesetzt wurden.

Allerdings wird der Vorjahresvergleich dadurch verzerrt, dass das erste Quartal 2009 durch eine besonders hohe Nachfrage nach Gold in Form von Münzen, Barren und ETFs gekennzeichnet war. Im vergangenen Jahr wurden Goldmünzen im Rekordvolumen von 1,04 Mio. Unzen veräußert. Für das Gesamtjahr geht Münze Österreich, welches hinter den USA und Kanada der weltweit drittgrößte Goldmünzenproduzent ist, von einem Rückgang der Goldmünzenverkäufe auf das Niveau von 2006 aus. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Marke von 1.100 USD je Feinunze halten wir für unwahrscheinlich, da dieses Niveau neue Käufer anlocken sollte.


Industriemetalle

Nachdem die Metallpreise im Zuge der unerwarteten Erhöhung der Zinsen in Indien bereits am Freitag teilweise deutlich nachgegeben haben, setzen sie zu Wochenbeginn den Abwärtstrend fort.

Die Verhandlungen über die neuen Kontraktpreise für Eisenerz zwischen den Eisenerzproduzenten und Stahlherstellern gehen in die nächste Runde. Vale, der weltweit größte Eisenerzproduzent, verlangt gemäß Aussagen des chinesischen Eisen- und Stahlverbandes (CISA) von den chinesischen Stahlherstellern mittlerweile eine Erhöhung der Eisenerzpreise von 90-100%. Diese Forderung erscheint nicht völlig unrealistisch, da der Kassa-Preis für Eisenerzlieferungen nach China scheinbar unaufhörlich steigt und aktuell knapp 144 USD je Tonne beträgt. Für Eisenerz aus Indien wurden in der vergangenen Woche sogar bereits über 150 USD je Tonne bezahlt. Damit liegt der Kassa-Preis mehr als 100% über dem letztjährigen Kontraktpreis.

Medienberichten zufolge scheinen die japanischen Stahlhersteller kürzer laufende Kontrakte zu akzeptieren und sich mit den Eisenerzproduzenten auf Quartalsverträge zu einigen. Es ist fraglich, ob die Stahlhersteller die höheren Rohmaterialkosten an ihre Endkunden weitergeben können. ArcelorMittal, der weltweit größte Stahlproduzent, stellt sich auf schwierige Verhandlungen mit der Autoindustrie, dem wichtigsten Kunden, ein.


Agrarrohstoffe

Der starke Rückgang der Zuckerpreise lässt offensichtlich die ersten Marktteilnehmer auf eine bevorstehende Preiserholung setzen. Die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger stiegen in der Woche zum 16. März um 4,5 Tsd. auf 115.929 Tsd. Kontrakte. Dieser Anstieg erklärt sich mit einem Anstieg der spekulativen Long-Positionen um 10 Tsd. Kontrakte, welcher den gleichzeitigen Anstieg der Short-Positionen um 5,5 Tsd. überkompensierte.

Dass der Preis bis zuletzt weiter gefallen ist, lässt auf außerbörsliche Verkaufsaktivitäten schließen. Unterstützung könnten die Spekulationen auf eine baldige Preiserholung von Meldungen erhalten, wonach ein Teil des Zuckerrohrs im australischen Bundesstaat Queensland durch einen Zyklon beschädigt wurde. Dem staatlichen Researchinstitut ABARE zufolge soll die australische Zuckerproduktion im Erntejahr 2010/11 um 6% auf 4,8 Mio. Tonnen steigen. Australien ist hinter Brasilien und Thailand der drittgrößte Zuckerexporteur weltweit.

Laut dem Researchunternehmen Informa sollen die US-Anbauflächen für Mais in diesem Jahr auf 88,4 Mio. Morgen steigen, die für Sojabohnen auf 78,6 Mio. Morgen. Das USDA geht bislang von 89 Mio. Morgen bei Mais und 77 Mio. Morgen bei Sojabohnen aus. Neue Schätzungen zu den Anbauplänen werden vom USDA am 31. März veröffentlicht.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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