Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Starker Anstieg der US-amerikanischen Rohöllagerbestände

25.03.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der gegenüber dem Euro auf ein 10-Monatshoch gestiegene US-Dollar war auch gestern ein Belastungsfaktor für die Rohstoffpreise. Der WTI-Ölpreis verliert daraufhin ein gutes Prozent, kann sich aber weiterhin über der Marke von 80 USD je Barrel behaupten. Ein baldiger Rückgang unter diese Marke ist angesichts des starken USD und weiterhin schwacher Fundamentaldaten wahrscheinlich. So meldete das US-Energieministerium für die vergangene Woche einen Anstieg der Rohöllagerbestände um 7,2 Mio. Barrel. Das API hatte am Vortag einen Lageraufbau in ähnlicher Größenordnung berichtet. Die Lagerbestände befinden sich damit auf dem höchsten Stand seit sieben Monaten und liegen 6,3% über dem 5-Jahresdurchschnitt.

Wie beim API waren deutlich gestiegene Importe für den Lageraufbau bei Rohöl hauptverantwortlich. Diese stiegen um 970 Tsd. Barrel pro Tag auf den höchsten Stand seit sechs Monaten. Damit es zu einem Rückgang der Lagerbestände kommt, müssten die Raffinerien ihre Rohölverarbeitung stärker ausweiten. Dafür spricht der Anstieg der Verarbeitungsmargen für Benzin. Zudem verzeichneten die Lagerbestände für Benzin und Destillate dank einer höheren Endnachfrage in der vergangenen Woche Rückgänge um 2,7 bzw. 2,4 Mio. Barrel. Dagegen spricht der Umstand, dass der Lagerüberhang bei den Ölprodukten trotz des Abbaus in den vergangenen Wochen noch immer beträchtlich ist.

Heute veröffentlicht das US-Energieministerium die Daten zu den Erdgaslagerbeständen. Dabei könnte es bereits in der vergangenen Woche und somit zwei Wochen früher als üblich zu einem Lageraufbau gekommen sein. Dies dürfte den Erdgaspreis unter Druck setzen und somit einen Test der Marke von 4 USD je mmBtu zur Folge haben.


Edelmetalle

Im Zuge des starken US-Dollar hat der Goldpreis gestern zwischenzeitlich knapp 2% bzw. 20 USD verloren und mit 1.085 USD je Feinunze den niedrigsten Stand seit Mitte Februar markiert. Heute Morgen notiert er etwas über diesem Niveau. Der Euro wurde gestern durch die anhaltende Unsicherheit über Hilfsmaßnahmen für Griechenland und vor allem durch die Herabstufung des Kreditratings von Portugal durch die Ratingagentur Fitch belastet. Dadurch wurden erneut Befürchtungen geschürt, dass sich die Finanzkrise nicht nur auf Griechenland beschränkt. Zusätzlich Öl ins Feuer goss am Morgen der stellvertretende Gouverneur der chinesischen Notenbank, welcher die Schuldenkrise in Griechenland als "Spitze des Eisbergs" bezeichnete.

Im Vorfeld des heute Nachmittag beginnenden EU-Gipfels könnte es zu einem Treffen der Finanzminister der Euro-Staaten kommen, wo Finanzhilfen für Griechenland diskutiert werden dürften. Dies sollte sich direkt auf den EUR/USD-Wechselkurs und damit indirekt auf den Goldpreis auswirken. Ein deutliches Abrutschen des Goldpreises dürfte unserer Meinung nach durch ein steigendes physisches Kaufinteresse verhindert werden.


Industriemetalle

Die weltweite Edelstahlproduktion ist im letzten Jahr das dritte Jahr in Folge gesunken. Gemäß Angaben des International Stainless Steel Forum (ISSF) wurden in 2009 28,4 Mio. Tonnen Edelstahl produziert, ein Rückgang von 5,2%. Auf regionaler Ebene gibt es große Unterschiede. Während die Herstellung in Europa und Afrika um 22% gefallen ist, ist sie in China um 27% auf 8,8 Mio. Tonnen gestiegen. Der asiatische Raum insgesamt stand im letzten Jahr für zwei Drittel der weltweiten Edelstahlproduktion. Seit der zweiten Jahreshälfte 2009 erholt sich die Produktion auf globaler Ebene jedoch wieder, wobei das dritte Quartal besonders positiv hervorsticht. Mit über 7 Mio. Tonnen wurde in diesem Zeitraum der höchste Wert für ein drittes Quartal überhaupt gemessen. Dies dürfte in erster Linie auf eine Wiederauffüllung der zuvor massiv abverkauften Vorräte bei den Produzenten zurückzuführen sein.

Aufgrund der höheren Edelstahlproduktion hat die Nickelnachfrage wieder angezogen. Mit ungefähr 70% ist die Edelstahlbranche der größte Nickelkonsument. Im Zuge dessen ist die Nickelproduktion aus Erzen mit niedrigem Nickelgehalt (so genanntes nickel pig iron) in China deutlich gestiegen. Die vorhandenen Kapazitäten sind seit Jahresbeginn nahezu voll ausgelastet. Allerdings kommen im weiteren Jahresverlauf neue Kapazitäten hinzu, die das Angebot ausweiten. Unseres Erachtens hat der Nickelpreis nach oben überschossen, so dass wir von einer Korrektur ausgehen.


Agrarrohstoffe

Der Zuckerpreis konnte gestern um 6,6% auf 17,67 US-Cents je Pfund steigen. Dabei dürfte es sich um eine technische Gegenbewegung nach den kräftigen Verlusten der Vortage gehandelt haben. Der zweitgrößte Zuckerexporteur Thailand erwartet nach dem Preisrückgang eine Stabilisierung bei 17-18 US-Cents, weil die Importnachfrage das weltweite Angebot übertrifft. Der Generalsekretär des thailändischen Zuckerverbandes sieht angesichts möglicher Ernteschäden in China und Indien keinen Grund für den Preisrückgang, zumal die Nachfrage nicht nachgelassen habe. Dies bestätigt uns in der Ansicht, dass der Preisrückgang in erster Linie auf Liquidationsverkäufe von Finanzanlegern zurückzuführen war.

Die indischen Zuckermühlen fordern eine Steuer von 60% auf die Einfuhren von weißem Zucker. Angesichts des rapiden Verfalls der Weltmarktpreise um knapp 50% seit Anfang Februar würden die Preise für importierten Zucker niedriger liegen als die lokalen Preise in Indien. Die indische Zuckerproduktion soll in diesem Erntejahr auf 17-17,3 Mio. Tonnen steigen. Im nächsten Jahr soll die Zuckerproduktion in Indien sogar wieder ausreichen, die heimische Nachfrage zu decken. Die Lagerbestände sollen zu Beginn des neuen Erntejahres im Oktober 3 Mio. Tonnen betragen. Der führende Zuckerbroker Czarnikow hat seine Schätzung für das globale Marktdefizit im laufenden Erntejahr um 2,2 Mio. auf 12,6 Mio. Tonnen nach unten revidiert.

Open in new window


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

Open in new window


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

Open in new window


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"