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David Morgan und Dr. Edwin Vieira im Interview über die Chancen neuer Edelmetallwährungen in US-Bundesstaaten

10.04.2012  |  Jan Kneist
Hintergrund

Dr. Edwin Vieira, Jr. hat vier Abschlüsse der Harvard Universität: A.B. (Harvard College), A.M. und Ph.D. (Harvard Graduate School of Arts and Sciences) sowie J.D. (Harvard Law School).

Seit über dreißig Jahren praktiziert er als Anwalt, mit dem Schwerpunkt auf konstitutionelle Themen. Im Obersten Gerichtshof der USA führte oder verteidigte er die Fälle, die zu einem Grundsatzentscheid führten: “Abood v. Detroit Board of Education”, “Chicago Teachers Union v. Hudson” und “Communications Workers of America v. Beck”. Diese Verfahren schafften konstitutionelle und gesetzliche Grenzen für die Erhebung von Gebühren, die Gewerkschaften - im privaten wie auch öffentlichen Bereich - von Arbeitern erheben, die keine Gewerkschaftsmitglieder sind, mit dem Argument, daß sie in der entsprechenden Firma arbeiten..

Er hat zahlreiche wissenschaftliche Einzeldarstellungen und Artikel in der Fachliteratur veröffentlicht und hält überall im Land Vorlesungen. Seine aktuelle Arbeit zu Geld und Bankwesen ist die zweiteilige Ausgabe "Pieces of Eight: The Monetary Powers and Disabilities of the United States Constitution” (2002). Es ist die umfangreichste Studie, die es über amerikanische Währungsgesetze und Währungsgeschichte aus konstitutioneller Sicht gibt.

Seine letzten Bücher waren :”How to Dethrone the Imperial Judiciary” und “Constitutional ‘Homeland Security’, Volume One, The Nation in Arms”.


Interview (erschienen in der April-Ausgabe des Morgan Reports)

David Morgan: Edwin, wie wichtig war Silber im Währungssystem laut Gesetz zum Zeitpunkt der Verabschiedung der Verfassung?

Edwin Vieira: Sehr wichtig. Das Währungssystem der Vereinigten Staaten - also gemäß der Verfassung - basiert auf einem Silberstandard. Die Währungseinheit ist eine Silbermünze, der "Dollar“. Tatsächlich leitet sich das vom "Spanish milled Dollar (maschinengeprägter spanisch-amerikanischer Peso) ab, der durch eine königliche Proklamation im Jahr 1704 und dann durch ein parlamentarisches Statut im Jahr 1707 zum Standard in den englischen Kolonien wurde. Es gab also schon fast 100 Jahre diesen rechtskräftigen Vorläufer des "Spanish milled Dollars“ als Währungseinheit.

Die Verfassung übernahm den Dollar als Ergebnis der Arbeit des Kontinentalkongresses gemäß den Empfehlungen von Thomas Jefferson. Wenn Sie die Liste durchgehen, werden Sie sehen, wie wichtig die Leute waren, die sich dieses Problems angenommen haben. Und der eigentliche Grund dafür war, daß der Markt in den Kolonien und danach die unabhängigen Staaten den "Spanish milled Dollar“ als Währungseinheit tatsächlich nutzten. Vor allem weil es zahlreichen Handel zwischen den amerikanischen Kolonien und Zentral-Amerika gab, vor allem den sogenannten "Dreieckshandel“ für Sklaven zwischen Afrika, Zentral-Amerika, den karibischen Inseln und den Kolonien. Der Dollar wurde also mehr aus wirtschaftlichen denn aus anderen Gründen aufgenommen. Das war Jeffersons Argument: "Der Dollar ist das, was in unserer Wirtschaft genutzt wird; und es würde unser System am wenigsten beeinträchtigen, wenn wir ihn als konstitutionellen Standard übernehmen.“

Die Gründer brachten auch Gold ins System durch ihren Marktwechselkurs mit Silber. Gold wurde mittels Silberdollars bewertet, die Anzahl war abhängig vom Marktwechselkurs. Damals neigten sie zum sogenannten "bi-metallischen System“, in dem ein bestimmter Wechselkurs zwischen den Edelmetallen per Gesetz festgelegt wurde. Denn sie hatten über einen langen Zeitraum beobachtet, daß die Fluktuation des Marktwertes zwischen Gold und Silber recht stabil war - zumindest während dieser Ära. Außerdem dachten Sie, daß sie damit durchkommen könnten. Praktisch gesehen hatten sie eigentlich keine Wahl angesichts der Schwierigkeit, exakte Daten zu erhalten, mit denen man arbeiten konnte und mit denen man einen heutzutage sogenannten "Floating“ Standard (freier Wechselkurs) hätte errichten können. Ein freier Wechselkurs für Gold - also gegen den Silber Dollar - wurde in den 1830er Jahren vorgeschlagen, weil damals der Kongreß erkannte, daß der traditionell festgelegte bi-metallische Standard nicht wirklich praktikabel war. Aber ich denke, daß Traditionalismus sich durchsetzte; und so wurde das bi-metallische System doch nicht geändert.

Auf jeden Fall ist Silber die Systemeinheit. Gold soll mittels Silber bewertet werden. Deshalb haben wir, was ich gerne ein "duales“ metallisches System nenne. Silber und Gold sollen im Tandem zirkulieren (also nebeneinander her). Aber die Haupteinheit, die den Bewertungsstandard (den Dollar) darstellt, ist Silber und nicht Gold. Der Wert von Gold muß in Form von Silbereinheiten gemessen werden.


David Morgan: Sollte das Gold/Silber Verhältnis freigegeben oder durch den Markt festgelegt werden können anstatt fixiert zu sein? Meine Beobachtung ist, daß ein bi-metallisches System überlegen ist, vor allem, wenn es floaten kann. Wenn ein mono-metallischer Goldstandard erst einmal eingeführt würde, dann heißt es in Bankkreisen gleich "Derjenige, der das Gold besitzt, macht die Regeln“. Wenn die Banker das Gold besitzen, dann legen sie auch die Regeln fest und historisch gesehen ist das nur einen Schritt entfernt von einem Fiat System. Nur sehr wenige wissen das.

Ich weiß, daß sind gleich drei Fragen auf einmal. Könnten Sie mir Ihre Meinung zu bi-metallischem Standard, Floating-Ratio und einem ausschließlichen Gold-Standard mitteilen … wie auch immer sie auf diese Ideen eingehen wollen.


Edwin Vieira: Lassen Sie mich einen Schritt zurückgehen. Die Verfassung verlangt nach einem dualen metallischen System. Sie verlangt nach beidem, Gold und Silber, denn es wird in der Verfassung ausdrücklich darauf hingewiesen, daß kein Staat etwas anderes als Gold- und Silbermünzen zur Zahlung von Schulden herstellen sollte. Daher ist es absolut klar, daß die Gründer beide Metalle im System haben wollten, gleichberechtigt je nach ihrer Verfügbarkeit zur Nutzung als Tauschmittel. Wie ich vorher schon sagte, wurde Silber als Einheit ausgewählt, um Währungswerte in einigen festgelegten Einheiten kalkulieren zu können, so daß alle Preise in Form von so-und-so-vielen Dollars ausgedrückt wurden, obwohl Silber oder Gold gezahlt wurden.

Hamilton und Jefferson einigten sich auf das Münzgesetz von 1792, das das bi-metallische Verhältnis auf 15 zu 1 festlegt. Das war wahrscheinlich das Beste, was sie angesichts der Schwierigkeiten, an Finanzdaten heranzukommen, tun konnten - das galt vor allem auf dem Land außerhalb der wenigen großen im Land vorhandenen Handelsstädte, vor allem Philadelphia, New York und Boston. Es wäre sehr schwierig - wenn nicht sogar unmöglich - gewesen, diese Daten rechtzeitig auf täglicher, wöchentlicher oder wenigstens monatlicher Basis, zumindest für den amerikanischen Markt zu erhalten, ganz zu schweigen von den internationalen Märkten. Daher war es das Beste, was sie tun konnten, ein bi-metallisches Verhältnis für Gold und Silber festzulegen. Und das sagt uns wiederum: Wenn es das Beste war, was sie unter diesen Umständen tun konnten, dann muß die Verfassung das erlauben.




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