Der Rohstoff Megatrend
10.05.2012 | Stephan Bogner
“Der wertvollste Rohstoff, den ich kenne, ist Information.” - Gordon Gecko in “Wall Street” von Oliver Stone
Rohstoffe haben nach dem Platzen der Internetblase Ende des 20. Jahrhunderts eine Renaissance erlebt. Der neue und langfristige Aufwärtstrend begann bei den meisten Rohstoffen Ende der 1990er Jahre und währt mittlerweile nun schon knapp 15 Jahre. In dieser Zeit vervielfachten sich die meisten Rohstoffpreise stark. Die folgende Tabelle zeigt die Preisanstiege (in der Spitze) einzelner Rohstoffe seit 1999:
In der Tat, dies waren alles (ausser Erdgas) sehr beachtliche Preisanstiege - aber auch beängstigend. Beachtlich sicherlich für Investoren, die den Start des Rohstoff-Bullenmarktes richtig und zeitnah erkannt haben, nun auf satten Gewinnen sitzen undden Champagner kalt stellen könnten. Allerdings gleichermaßen beängstigend zugleich, denn was ist, wenn der Rohstoffboom nun wieder zu Ende ist? Lösen sich diese beachtlichen Gewinne nun in Luft auf? Sollte man nicht lieber verkaufen und Gewinne realisieren?
Potentielle Investorenstehen vor ähnlich beängstigenden Fragen: Jetzt noch einsteigen? Was wenn die Allzeithochs bereits hinter uns liegen? Was wenn die Blase gerade angestochen wurde und unmittelbar vor einem Platzen steht? Was wenn die globalisierte Weltwirtschaft nach erfolgreich bestandenden Finanz-, Euro- und Griechenland-Krisen nun wieder einigermaßen auf gesunden Füssen steht und es bald wieder bergauf geht? Sollte man nicht kaufen, wenn das Blut auf den Strassen knöchelhoch steht und verkaufen, wenn die Korken knallen? Ist das mit dem Blut schon hinter uns oder kommt das noch?
Gerne wird auch das Argument gegen Rohstoffinvestments gebracht, dass sie schon mal extreme Gewinne bescheren können - und zwar dank einer erhöhten Volatilität, die v.a. durch Spekulanten, Hedge Funds und sonstigen Heuschrecken kurzsichtig getrieben wird. Eine erhöhte Volatilität - also per Definition eine grosse Schwankungsbreite des Preises - wird auch deswegen negativ bewertet, da sie schlussendlich so unberechenbar wie die Launen einer Diva sei. Und im Vergleich mit anderen “klassischen Investments” seien Rohstoffe weitaus gefährlicher bzw. dass soll das Chance-Risiko-Verhältnis nicht so schön ausgeglichen wie bei Anleihen, Aktien oder festverzinslichen Wertpapieren sein.
Jedoch hat die US-amerikanische Universität Yale berechnet und empirisch bewiesen, dass Rohstoffe mit durchschnittlich 11% im Jahr langfristig etwa genauso hohe Gewinne abwerfen wie Aktien - aber: bei einem geringeren Risiko. Diese Berechnungen stammen aus dem Jahr 2004 - also zu einer Zeit, als der Rohstoffboom erst am Anfang stand und die wirklich starken Preisanstiege erst noch bevorstanden.
Rohstoffe haben gegenüber Aktien den Vorteil, dass sie nicht pleite gehen können. Es gibt auch keine Telefonkonferenzen, keine Gewinnwarnungen, keine kriminellen Vorstände, keine Bilanzdoktoren und keine Tricksereien. Die Fakten liegen bei Rohstoffen auf dem Tisch. Es geht immer nur um Angebot und Nachfrage - und nicht um heisse Luft. Somit muss die Frage lediglich heissen: Wie haben sich Angebot und Nachfrage entwickelt und vor allem wie werden sie sich entwickeln?
Im Folgenden werden kurz 4 Treiber angerissen, die Rohstoffe zu einem zunehmend knapper werdenden Wert machen und dazu führen, dass der aktuelle Rohstoffboom nicht nur ein typisch langfristiger 10-20 jähriger Marktzyklus ist, sondern zumindest ein Megatrend.