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Griechenland enttäuscht Europa

16.05.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.49Uhr) bei 1.2722, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2771 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 80.38. In der Folge notiert EUR-JPY bei 102.25, während EUR-CHF bei 1.2011 oszilliert.

EUR/USD wurde am gestrigen Handelstag naturgemäß stark von den Nachrichten aus Griechenland beeinflusst. Obwohl es eigentlich keine Überraschung war, dass die griechischen Parteien keine Einigung über eine Regierungsbildung herbeiführen konnten, war die Enttäuschung über die gescheiterten Verhandlungen spürbar. Offenbar war der letzte Funke Hoffnung bei vielen Marktteilnehmern noch nicht erloschen. Mit dem Scheitern der Gespräche ist der Weg für Neuwahlen frei. Diese sollen Mitte Juni abgehalten werden. Bisher ist völlig unklar, wie das Land den Staatsbankrott vermeiden will, falls die nächste Tranche aus dem Hilfspaket der europäischen Partnerländer ausgesetzt wird.

Innerhalb kürzester Zeit fiel der Kurs von 1.2840 unter die 1.2800, um sich danach wieder etwas zu fangen. In der Folge konnte diese Grenze aber nicht gehalten werden und wir rutschten wieder deutlich unter die 1.2800-Marke. Am heutigen frühen Morgen wurde dann auch die 1.2700 kurzzeitig unterboten. So wurden bei dünnen Umsätzen die dort liegenden Stopps ausgeübt. Wir sehen weiter die 1,2660 und im Anschluss das Januar-Tief bei 1,2625 als weitere Zielmarken. Nach oben scheint die Luft dünner zu sein, eine Erholung ist bei Zurückeroberung der 1,2750 in Richtung der 1,2820 denkbar.

Wir blicken gespannt auf die heutige Auktion der griechischen 3M-Papiere …wir fragen uns wer angesichts der Entwicklungen hier noch zugreift.

Keine guten Neuigkeiten erhalten wir aus Portugal, obwohl man dort die ambitionierten Ziele überwiegend zu erreichen scheint. Die Zentralbank ist ob der letzten Entwicklungen in der Eurozone nicht mehr davon überzeugt, dass es wie geplant nächstes Jahr an den Anleihemarkt zurückkehren kann. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass Portugal weiter Geld von der EU benötigen wird. In der derzeitigen Situation ist es verständlich, wenn Risiken noch bewusster beleuchtet und genauer abgewogen werden. Diese Haltung ist im Gesamtkontext aber kontraproduktiv und begünstigt Risikoaversion. Das Land hat allen Grund seine fiskalische Gesundung hinsichtlich der Einnahmen- und Ausgabenseite (!) offensiv zu vermarkten.

Werfen wir noch einen Blick auf die Daten von Dienstag, die dem Dow-Jones ins Plus verhalfen, bis sich die europäische Krise belastend auswirkte:

Die ZEW-Daten vielen sehr heterogen aus. Während die zukünftigen Erwartungen deutlich schwächer mit 10.8 Zählern festgestellt wurden, konnte die Beurteilung der aktuellen Lage positiv überraschen. Experten rechneten mit einem Rückgang auf 38.0 nach zuvor 40.7, Der Wert stellte sich per Mai auf 44.1, was angesichts der Eurokrise sehr beachtlich ist. Starke Inlandsnachfrage paart sich derzeit mit neuen Bestellungen aus den Schwellenländern und Nordamerika. Die Befragten sehen am Horizont erste dunklere Wolken aufziehen. Die ZEW Daten halfen dem DAX gestern kurze Zeit ins Plus zu drehen.

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Die Eurozone ist im ersten Quartal überraschend an einer Rezession vorbei geschrammt. Mit 0,0% lag der Wert des EU BIP über den Erwartungen der Analysten (-0.3%). Im Jahresvergleich ergibt sich ebenfalls ein unveränderter Wert. Die deutsche Wirtschaft wuchs mit 0.5%, nachdem sie im Vormonat mit 0.2% geschrumpft war und trug so maßgeblich zu dem Gesamtergebnis bei. Einen größeren Rückgang musste dagegen die drittgrößte Volkswirtschaft der EU - Italien - verkraften. Das BIP stürzte hier um 0.8% ab.

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Die Kauflaune der Amerikaner sank per Berichtsmonat April auf +0,1%, nachdem im Vormonat der Wert bei +0,7% lag. Maßgeblich wurden die Preise zuletzt von der saisonal ungewöhnlich niedrigen Verteuerung von Sprit und den zurückgegangenen Neubestellungen bei Autos beeinflusst. Zunahmen verzeichneten dagegen Versandhäuser, Möbelhäuser und Sportartikelhändler. Im Jahresvergleich führte das bescheidene Umsatzwachstum dazu, dass der Gesamtumsatz auf nunmehr +6.4% fiel und damit den schwächsten Wert seit August 2010 abbildet.

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Die Verbraucherpreise blieben im April unverändert, nachdem wir in den letzten drei Monaten hohe Zuwächse gesehen hatten. Ein starker Rückgang stelle sich im Teilbereich Energie (besteht aus Benzin, Heizöl und Erdgas) ein, der um 1.7% fiel.

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Der NAHB-Housing Index legte um 5 Punkte auf 29 Zähler zu. Erwartet wurde nur eine leichte Zunahme um 1 Punkt. Damit markierte der Index den höchsten Stand seit Mai 2007. Die niedersten Regionen scheinen wir langsam hinter uns zu lassen. Die Schwelle von 50 Zählern, ab der wir von favorisierten Bedingungen für Immobilienkäufer sprechen können, ist aber noch in weiter Ferne.

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Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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