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G-8 Gipfel liefert Rahmen für Anpassung der europäischen Reformpolitik

21.05.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.34 Uhr) bei 1.2785, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel am Freitag bei 1.2643 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 79.25. In der Folge notiert EUR-JPY bei 101.25, während EUR-CHF bei 1.2012 oszilliert.

Der G-8 Gipfel liefert den Rahmen für eine Anpassung der europäischen Reformpolitik. Der orthodoxe ordnungspolitische Weg, den Deutschland vertrat und in den letzten 30 Monaten durchsetzte, wird aller Voraussicht mindestens um strukturelle Wachstumspolitik ergänzt. Die G8-Staaten haben sich für die Förderung des Wirtschaftswachstums und gleichzeitige Konsolidierung der öffentlichen Haushalte ausgesprochen. Diese Balance ist ausgesprochen wichtig. Fiskalische Reformen haben nur dann auch die erwartete Wirkung in der fiskalischen Genesung, wenn der ökonomische Körper mindestens relative Stabilität aufweist. Relative Stabilität verbindet sich mit maximaler Kontraktion von circa 2% des BIP.

Schlussendlich spielt bei der relativen Stabilität die Komposition der Gesamtwirtschaft eine hervorgehobene Rolle. Zugleich wurde der Druck auf die Euro-Zone verstärkt, möglichst bald die Krise beizulegen. "Wir unterstützen die Absicht der Euro-Zonen-Verantwortlichen, die Probleme in der Eurozone in einer überzeugenden und zeitigen Art und Weise zu lösen - und so, dass Vertrauen, Stabilität und Wachstum unterstützt werden." Hintergrund ist die Sorge von G8-Ländern wie den USA, Russland oder Japan, dass die anhaltende Euro-Krise auch die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft zieht. Diese Sorge ist berechtigt. Die Schwächephase der Weltwirtschaft war nicht korreliert mit einer Sättigung der globalen Konjunkturzyklik, sondern sie war und ist Folge des von der Eurozone ausgehenden systemischen Risikos und der damit verbundenen erhöhten Risikoaversion der Finanz- und der Realwirtschaft.

Die strukturellen Reformerfolge der europäischen Defizitländer sind ausgeprägt. Das gilt beispielsweise für die konjunkturbereinigten Primärhaushalte Italiens und Griechenlands ebenso wie für Spaniens Erfolg, die Baubranche auf ein vertretbares Niveau der Gesamtwirtschaft zurechtzustutzen. Entscheidend ist jetzt, dass die Konjunkturlagen nicht weiter außer Acht gelassen werden. Die "Brüningschen Fehler“ sollten in der Krisenpolitik der Eurozone nicht wiederholt werden!

Die Debatte, dass Deutschland und Frankreich auf Konfrontationskurs seien, nehmen wir zur Kenntnis. Fakt ist, dass hier unterschiedliche Positionen eingenommen werden. Im Vorwege der anstehenden Treffen bringt man sich mit Maximalforderungen, beispielsweise Eurobonds, in Stellung, um dann von dieser Basis aus Kompromisse zu suchen.

Das G-8 Treffen lieferte den Rahmen für eine Neuausrichtung der europäischen Reformpolitik, ohne dass es Gesichtsverluste für die teilnehmenden Politiker gab.

Bezüglich Griechenlands ist die Diktion seitens G-8 eindeutig. Nach Europa wollen auch die führenden Industriestaaten Griechenland in der Euro-Zone halten - wenn das Land seine Sparzusagen einhält. Vier Wochen vor den erneuten Wahlen in Griechenland wurden die Bürger dort damit indirekt auch von Wirtschaftsmächten wie den USA und Japan dazu gedrängt, sich sehr genau zu überlegen, wo sie auf dem Stimmzettel ihr Kreuz machen. Umfragen zufolge zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Befürwortern und Gegnern der Sparzusagen ab, die das Land im Gegenzug für Milliarden-Hilfen von EU und IWF abgegeben hat.

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann erklärte derweil, für ihn sei die Grenze der vertretbaren Griechenland-Risiken bei den Notenbanken der Eurozone erreicht. Wir nehmen Herrn Weidmanns Position zur Kenntnis und diskutieren intern, wie viel Verantwortung deutsche Eliten durch einen unangemessenen öffentlichen Umgang an dem Drama Griechenlands tragen. Das gilt vor allen Dingen bezüglich der mangelnden Würdigung der Reformerfolge!

Zu Wochenbeginn belasten uns Nachrichten aus Spanien, dass das öffentliche Haushaltsdefizit per 2011 von zuvor 8,5% auf 8,9% des BIP revidiert wurde. Derartige Revisionen sind wenig förderlich für die Gesamtsituation, in der sich Spanien befindet.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2600 -1.3100 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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