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Preise im Abwärtssog der Aktienmärkte

29.06.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis verliert heute Morgen rund 2% auf 76,5 USD je Barrel. Hauptverantwortlich dafür sind schwache Aktienmärkte im asiatischen Raum und ein Anstieg der Risikoaversion. Zudem scheint die Gefahr von Produktionsausfällen im Golf von Mexiko gebannt. Tropensturm “Alex“ dürfte sich Vorhersagen zufolge zwar zum Hurrikan entwickeln, soll jedoch die Öl-Plattformen im Golf von Mexiko verfehlen. Bislang wurden nur drei Plattformen mit einer Tagesproduktion von gut 220 Tsd. Barrel vorübergehend außer Betrieb gesetzt. Zudem wurden zwei mexikanische Ölhäfen zeitweise geschlossen. Dank der hohen Lagerbestände können kurzzeitige Produktionsausfälle ohnehin problemlos kompensiert werden.

Dennoch sorgt der erste Wirbelsturm der Saison dafür, dass WTI mit einem Aufschlag von 0,6 USD zu Brent gehandelt wird. Dieser Preisaufschlag dürfte mit dem Nachlassen der Gefahr von Produktionsausfällen abschmelzen und sich in den kommenden Tagen wieder in einen Abschlag umwandeln. Dafür spricht auch die Lagersituation in den USA, welche als reichlich beschrieben werden kann. Heute Abend veröffentlicht das American Petroleum Institute Lagerdaten zum US-Ölmarkt für die vergangene Woche.

Erstmals seit drei Wochen wird dabei ein Lagerabbau um 1,1 Mio. Barrel erwartet. Grund hierfür sind fallende Importe, was aber nichts mit dem Tropensturm “Alex“ zu tun haben dürfte, sondern lediglich eine Normalisierung nach dem starken Anstieg in der Vorwoche darstellt. Doch nicht nur “an Land“ sind die Ölvorräte reichlich vorhanden. In der Nordsee ist ein großes Ölvorkommen entdeckt worden. Vor der Ostküste Schottlands sollen bis zu 300 Mio. Barrel Rohöl liegen, wobei sich diese Menge bei erfolgreichen Bohrungen noch erhöhen könnte. Die Ölproduktion in der Nordsee ist aufgrund alternder Ölfelder in den letzten zehn Jahren um knapp 40% auf gut 4 Mio. Barrel pro Tag gefallen. Dieser Rückgang könnte nun zumindest gebremst werden.


Edelmetalle

Der Goldpreis notiert aktuell bei 1.235 USD je Feinunze, nachdem er gestern zwischenzeitlich in die Nähe des Mitte Juni verzeichneten Allzeithochs von mehr als 1.265 USD je Feinunze steigen konnte. Der am Nachmittag deutlich festere US-Dollar sorgte für Abgabedruck. Das G20 Treffen am Wochenende in Toronto hat nicht zu einer Beruhigung der Märkte beigetragen können. Tatsächlich könnte das Ansinnen, die Staatsdefizite bis 2013 zu halbieren, die Erholung der Weltwirtschaft verlangsamen. Außerdem wirkten sich die offensichtlichen Meinungsverschiedenheiten unter den Teilnehmernationen negativ auf die Marktstimmung aus.

Die Nachfrage nach Gold als “sicherer Hafen“ ist somit weiterhin gegeben, was starken Preisrückgängen entgegenstehen sollte. Allerdings kommt es bei den derzeitigen hohen Preisniveaus vermehrt zu Gewinnmitnahmen von kurzfristig orientierten Finanzanlegern. Der Silberpreis vollzog gestern die Preisentwicklung von Gold in einem stärkeren Ausmaß nach und notiert aktuell bei 18,61 USD je Feinunze knapp 3% schwächer. Silber reagiert auf Grund seines teilweise industriellen Charakters sensibler auf wechselnde Konjunkturaussichten.


Industriemetalle

Die Metallpreise stehen heute Morgen im Zuge schwacher Aktienmärkte im asiatischen Raum deutlich unter Druck. Befürchtungen, dass die Maßnahmen in China zur Abkühlung der lokalen Wirtschaft und die Verschuldungssituation in Europa die globale Erholung der Konjunktur bremsen werden, haben wieder die Oberhand gewonnen. Der chinesische Aktienmarkt, gemessen am Shanghai A Shares Index, gibt um gut 4% auf den niedrigsten Stand seit April 2008 nach. Seit Jahresbeginn fällt der Aktienindex damit bereits um rund 25%. Der chinesische Aktienmarkt wird häufig als Vorlaufindikator für die Rohstoffpreise angesehen.

Am Aluminiummarkt scheint sich die Dynamik des Lageraufbaus zu verlangsamen. Gemäß Angaben des International Aluminium Institute (IAI) sind die Aluminiumvorräte in der westlichen Welt im Mai im Vergleich zum Vormonat nur noch geringfügig auf 1,25 Mio. Tonnen gestiegen. Die Vorräte in den Lagerhäusern der LME gehen dagegen bereits kontinuierlich zurück. Gleichzeitig steigt die Anzahl der gekündigten Lagerscheine. Mit rund 300 Tsd. Tonnen betragen diese aktuell knapp 7% der gesamten LME-Vorräte. In der chinesischen Provinz Henan, der größten Region zur Aluminiumproduktion, sollen die Kapazitäten aufgrund hoher Kosten um 700 Tsd. Tonnen (entspricht 5% der gesamten chinesischen Produktion) gekürzt werden. Dies spricht für einen weiteren Rückgang der Lagerbestände bzw. gegen eine Ausweitung des Angebots und sollte den Aluminiumpreis unterstützen.

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Agrarrohstoffe

Der US-Weizenpreis gab angesichts der guten Ernteaussichten nochmals nach, zumal auch für die laufende Woche die Witterungsbedingungen gut sind und auf der Exportseite die Konkurrenz durch Weizen aus dem Schwarzmeerraum groß ist. Die Preise für Mais und Sojabohnen gaben gestern ebenfalls nach, wozu neben den verbesserten Wetteraussichten auch der stärkere US-Dollar beitrug. Der gestern vom USDA veröffentlichte Erntefortschrittsbericht bestätigte erneut den guten Zustand der Pflanzen. Bei dem niedrigen Preisniveau halten vermehrt Maisanbieter ihre Waren zurück, was zu einem Anstieg der Preise für die prompte Lieferung in die Exporthäfen führt. Ganz anders ist dagegen die Situation in China. Dort wurden zur Abkühlung der Preisentwicklung weitere 679.000 Tonnen Mais aus staatlichen Lagern über Auktionen angeboten. Um dies zu erleichtern hatte China erstmals seit vier Jahren wieder Importe aus den USA getätigt.

Der Preis für Rohzucker war gestern zunächst bis auf 18,35 US-Cents je Pfund gestiegen - ein Plus von über 6% gegenüber dem Vortag -, schloss letztlich aber leicht im Minus. Der Markt ist derzeit hin- und hergerissen zwischen negativen Nachrichten über den Monsunverlauf und schlechten Aussichten für die thailändische Produktion einerseits und Meldungen über zurückgezogene Kaufabsichten - wie zuletzt erneut durch Ägypten geschehen - andererseits.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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