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Kräftiger Lagerabbau bei Rohöl sorgt für Auftrieb

08.07.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Rohstoffpreise konnten dank freundlicher Aktienmärkte auf breiter Front zulegen. Der WTI-Ölpreis steigt seit gestern um mehr als 3% auf 74,5 USD je Barrel. Für zusätzlichen Preisauftrieb sorgten die am Abend veröffentlichten API-Lagerdaten. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche um 7,3 Mio. Barrel zurückgegangen und damit deutlich stärker als erwartet. Offensichtlich hat Hurrikan Alex zu Beeinträchtigungen bei den Öllieferungen gesorgt, auch wenn dies nicht in den Importzahlen ersichtlich wird. Aus diesem Grund ist in der kommenden Woche mit einer Gegenbuchung zu rechnen.

Heute veröffentlicht das US-Energieministerium die offiziellen Lagerdaten. Die Erwartungen eines Rückgangs der Rohölvorräte um 2 Mio. Barrel könnten sich nach den API-Daten als zu niedrig erweisen. Die Anpassung der Markterwartungen könnte den Ölpreis im Vorfeld der Veröffentlichung unterstützen. Die US-Energiebehörde EIA hat ihre Nachfrageschätzung für 2010 um 60 Tsd. Barrel pro Tag nach oben revidiert. Zudem wurde die Nachfrage im Jahr 2009 um 250 Tsd. Barrel pro Tag höher ausgewiesen. Dies wird durch ein steigendes Angebot ausgeglichen. Die OPEC-Produktion soll in diesem Jahr um 190 Tsd. Barrel pro Tag höher ausfallen als bislang erwartet, die Produktion außerhalb der OPEC um 120 Tsd. Barrel pro Tag. Der Bedarf an OPEC-Öl wird von der EIA im zweiten Halbjahr auf 29,5 Mio. Barrel pro Tag geschätzt. Derzeit produziert die OPEC der EIA zufolge 29,4 Mio. Barrel Rohöl pro Tag. Demnach wäre der Ölmarkt weitgehend ausgeglichen.

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Edelmetalle

Der Goldpreis kann sich nach dem zwischenzeitlichen Preisrückgang auf ein 6-Wochentief unter der Marke von 1.200 USD je Feinunze etwas erholen und notiert wieder über dieser Marke. Offensichtlich erachten Goldkonsumenten das niedrigere Preisniveau als günstige Kaufgelegenheit. Zudem könnten auf der heutigen EZB-Pressekonferenz Details zu den geplanten Banken-Stresstests bekanntgegeben werden. Im Zuge dessen könnte die Investmentnachfrage neue Impulse erhalten. Der Goldhandel in China verzeichnete in der ersten Jahreshälfte 2010 einen starken Anstieg. Gemäß Angaben der Börse Shanghai ist das Handelsvolumen in diesem Zeitraum im Vergleich zum Vorjahr um 59% auf knapp 3.200 Tonnen gestiegen.

Fallende Aktienmärkte und restriktive monetäre Maßnahmen seitens der chinesischen Regierung haben dort zu einem Anstieg der Nachfrage geführt. Daneben trat die chinesische Zentralbank zuletzt vermehrt als Goldkäufer auf. China dementierte jedoch, dass Gold ein wesentlicher Bestandteil der Währungsreserven werden soll. Angesichts der Größe der chinesischen Währungsreserven ist dies allerdings auch kaum möglich. Unterdessen hat der IWF die globale Wirtschaftswachstumsprognose für 2010 nach oben revidiert. So wird erwartet, dass die Weltwirtschaft mit 4,6% das stärkste Wachstum seit 2007 erreichen wird. Für 2011 wird ein etwas niedrigeres Wachstum von 4,3% erwartet. Gleichzeitig wurde jedoch deutlich gemacht, dass die Unruhen an den Finanzmärkten einen Risikofaktor für das Wachstum darstellen. Dies sollte den Goldpreis langfristig tendenziell unterstützen.


Industriemetalle

Nachdem die Metalle bereits gestern in der zweiten Tageshälfte zulegen konnten, setzen sie heute Morgen diesen Trend fort. Die Metallpreise bekommen weiterhin Unterstützung von einem etwas schwächeren US-Dollar und vor allem von festeren Aktienmärkten aus dem asiatischen Raum. Der Risikoappetit unter den Marktteilnehmern scheint derzeit wieder zuzunehmen, auch vor dem Hintergrund einer positiv erwarteten Quartalsberichtssaison der Unternehmen, die nächste Woche in den USA beginnt. Zuletzt eher schwächere Konjunkturdaten und Sorgen über die Dynamik des wirtschaftlichen Aufschwungs werden aktuell offensichtlich in den Hintergrund gedrängt. Hingegen scheinen positive Mikrodaten wie z.B. Lagerbestände und gekündigte Lagerscheine im Fokus zu stehen. Diese beiden Faktoren deuten seit ein paar Monaten auf eine steigende Nachfrage hin.

Die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der LME sind beispielsweise von ihrem 6,5-Jahreshoch Mitte Februar mittlerweile um 21% bzw. 116 Tsd. Tonnen auf knapp 440 Tsd. Tonnen gesunken. Gleichzeitig steigt die Anzahl der gekündigten Lagerscheine. Diese zeigen an, wie viel Material zur Auslieferung aus den Lagerhäusern angefordert wird. Mit über 35 Tsd. Tonnen liegen sie nur unweit eines 4-Monatshochs und haben sich seit Jahresbeginn vervielfacht. Bleibt die allgemeine Marktstimmung positiv und der Fokus der Marktteilnehmer auf die guten Mikrodaten gerichtet, sollte dies die Metallpreise unterstützen.


Agrarrohstoffe

In einem generell freundlichen Umfeld sind auch die Preise für die meisten Agrarrohstoffe gestern gestiegen. Hinzu kamen verschiedene produktspezifische Aspekte wie die regenbedingten Angebotssorgen bei Kakao aus der Elfenbeinküste. Sojabohnen und Mais verschaffte der Preisanstieg bei Rohöl Auftrieb. Auch der US-Weizenpreis legte weiter zu. Hintergrund sind weniger US-Themen als vielmehr die Situation in Europa. Die Hitzewelle, die sowohl in Frankreich und Deutschland als auch in Russland und der Ukraine Ernteeinbußen erwarten lässt, hat die Rally ausgelöst. An der Börse in Paris notierte europäischer Weizen gestern mit gut 160 € je Tonne auf einem Niveau, das zuletzt im Frühsommer 2009 erreicht wurde. Seit Ende Juni sind die Preise an der LIFFE damit um 15% gestiegen.

Fraglich ist allerdings, ob dieses Niveau gehalten werden kann. Richtig ist, dass die Angebotslage bei Weizen damit nicht mehr ganz so komfortabel sein wird wie bisher, doch kann von einer heraufziehenden Knappheit angesichts der hohen Lagerbestände noch keine Rede sein. Zudem könnte das US-Landwirtschaftsministerium die Schätzung für die US-Ernte im morgigen Monatsbericht nach oben revidieren. Die Preise diesseits und jenseits des Atlantiks könnten dann nachgeben. Auch die verschlechterten Exportaussichten für EU-Weizen bei dem hohen Preisniveau dürften die Preisentwicklung in Paris dämpfen. Die Preise von US-Weizen und europäischem Weizen haben sich mittlerweile weitgehend angenähert.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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