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Größter ETF-Abfluss bei Gold in diesem Jahr

21.07.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Beflügelt vor allem von den freundlichen Aktienmärkten konnte der WTI-Ölpreis gestern auf über 77 USD je Barrel steigen. Heute steigt der Preis sogar auf knapp 78 USD je Barrel, was sicherlich aber auch auf die Kontrakt-Umstellung auf den September-Future zurückzuführen ist. Auch der vom API gemeldete Rückgang der Rohöllagerbestände um 241 Tsd. Barrel in der Vorwoche trug etwas zum Preisanstieg bei. Der Bloomberg-Konsens rechnet allerdings bei der heutigen Veröffentlichung seitens des US-Energieministeriums bereits mit einem stärkeren Rückgang um 1,2 Mio. Barrel. Bei Benzin und Destillaten wird ein Anstieg der Lagerbestände um 650 Tsd. Barrel bzw. 1,5 Mio. Barrel erwartet. Auch dürfte die Entwicklung an der Hurrikanfront weiterhin den Markt beschäftigen. Nach Einschätzung des Nationalen Hurrikanzentrums der USA könnte sich in der Karibik mit einer Wahrscheinlichkeit von 60% in den nächsten zwei Tagen der zweite benannte Sturm der Saison entwickeln und möglicherweise Kurs auf den Golf von Mexiko nehmen.

Jedoch sind wir weiterhin davon überzeugt, dass nicht so sehr die Wetterereignisse oder die Lagerbestandsdaten, sondern die Entwicklungen an den Finanzmärkten, vor allem des US-Aktienmarktes, sowie die Makrodaten das Geschehen am Ölmarkt in der nächsten Zeit bestimmen werden. Dabei schaut der Markt aktuell besonders auf die Entwicklung der Quartalsergebnisse der US-Unternehmen. Weitere Impulse sind von der heutigen Anhörung des Fed-Vorsitzenden Ben Bernanke vor dem Kongress zu erwarten.

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Edelmetalle

Gold notiert am Morgen bei rund 1.190 USD je Feinunze kaum verändert. Gestern wurde zeitweise bei 1.175 USD ein 2-Monatstief markiert. Der Preisrückgang der vergangenen Tage ist im Wesentlichen auf eine schwächere Investmentnachfrage zurückzuführen. So berichtete der weltweit größte Gold ETF, SPDR Gold Trust, gestern Abflüsse von 6 Tonnen. Dies ist der stärkste Rückgang seit Dezember 2009. Allerdings ist dies nichts Außergewöhnliches.

Im letzten Jahr haben sich die Bestände des SPDR Gold Trust in den Sommermonaten zwischen Juni und August um 73 Tonnen reduziert. Die für Freitag angekündigte Veröffentlichung der Stress-Tests von europäischen Banken könnte die Stimmung unter den Marktteilnehmern wieder drehen lassen. Sollten die Ergebnisse schlechter als befürchtet ausfallen, könnte dadurch die Nachfrage nach Gold als "sicherer Hafen" wieder zunehmen. Das aktuell niedrigere Preisniveau lässt daneben die physische Nachfrage in Asien anziehen. Vor allem Indien und Indonesien treten derzeit vermehrt als Goldkäufer auf. Dies sollte stärkeren Preisrückgängen entgegenstehen.

Die Platinimporte in China haben sich in der ersten Jahreshälfte 2010 im Vorjahresvergleich auf knapp 42 Tonnen mehr als verdoppelt. Dies ist auf eine erhöhte Schmuck- und Industrienachfrage zurückzuführen. Hohe Importe auch im zweiten Halbjahr könnten den Platinpreis unterstützen.


Industriemetalle

Die globale Stahlproduktion hat sich gemäß Angaben der World Steel Association im Juni im Vergleich zum Vorjahr nochmals um 18% auf knapp 119 Mio. Tonnen erhöht. Alle Regionen trugen zur Ausweitung der Produktion bei, den höchsten Anstieg verzeichnete Nordamerika mit einem Plus von 55%. Gegenüber Vormonat war auf globaler Ebene allerdings ein Rückgang der Produktion um 4,7% zu beobachten, nachdem weltweit Kapazitäten im Zuge hoher Überschüsse und Wartungsarbeiten reduziert wurden. Die Dynamik dürfte im Juli weiter nachlassen. China meldete bereits für die ersten Tage des Monats niedrigere Auslastungsraten. Im gesamten ersten Halbjahr wurde global eine Rekordproduktion von nahezu 706 Mio. Tonnen erreicht. Dies hat jedoch dazu geführt, dass die Stahlpreise im asiatischen Raum deutlich unter Druck gekommen sind.

Unterdessen kämpft die chinesische Edelstahlindustrie aufgrund einer sehr trägen Nachfrage mit massiven Überkapazitäten. Der Verband der chinesischen Spezialstahlhersteller schätzt die lokalen Kapazitäten auf 15 Mio. Tonnen p.a. In den ersten fünf Monaten des Jahres wurden jedoch nur 3,6 Mio. Tonnen produziert. Da auch auf dem internationalen Edelstahlmarkt das Angebot die Nachfrage übersteigt, kann China seine Produkte derzeit außerhalb des Landes nur schwer verkaufen. Eine notwendige Eliminierung der Überkapazitäten dürfte sich negativ auf die Nachfrage und damit den Preis von Nickel auswirken.


Agrarrohstoffe

Die Getreidepreise befinden sich nach dem kräftigen Preisanstieg der vergangenen Wochen in einer Korrekturphase. Der an der CBOT gehandelte Maispreis gab seit Wochenbeginn 5% auf 3,75 USD je Scheffel nach. CBOT-Weizen hat vom am Donnerstag vergangener Woche verzeichneten 13-Monatshoch knapp 3,5% auf 5,75 USD je Scheffel verloren, LIFFE-Weizen notiert 5% niedriger bei 168 EUR je Tonne. Der Fokus des Marktes richtet sich wieder stärker auf die positiven Angebotsperspektiven insbesondere bei Mais.

Der jüngste Erntefortschrittsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) bestätigte den guten Entwicklungsstand der US-Maisernte. 65% der Maispflanzen waren demnach Ende vergangener Woche in der Blütephase. Die Pflanzen liegen damit in ihrer Entwicklung ca. eine Woche vor dem langjährigen Durchschnitt. Die Pflanzenqualität wurde nahezu unverändert mit 72% als gut bis sehr gut eingestuft. Die Wetterprognosen sagen für die kommenden Tage warme und feuchte Witterungsbedingungen in den Anbaugebieten des Mittleren Westens voraus, was gut für die weitere Entwicklung der Maispflanzen ist. Die Schätzungen für den durchschnittlichen Ernteertrag pro Anbaufläche könnten sich daher in den kommenden Wochen weiter dem Wert von 165 Scheffel je Morgen annähern, so dass trotz Abwärtsrevision der Anbaufläche in den USA erneut ein Rekorderntevolumen erreicht werden könnte.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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