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US-Raffinerieauslastung steigt auf 3-Jahreshoch

22.07.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Am Morgen notiert der WTI-Preis knapp über 76 USD je Barrel und damit zwei US-Dollar niedriger als im gestrigen Tageshoch. Die verhaltenen Kommentare des Fed-Vorsitzenden Bernanke vor dem US-Kongress zu den Konjunkturaussichten setzten die Ölpreise ebenso unter Druck wie die zuvor veröffentlichten Lagerdaten des US-Energieministeriums. Diese fielen auf ganzer Linie preisbelastend aus. Die US-Rohöllagerbestände stiegen demnach entgegen den Erwartungen und den API-Daten vom Vortag um 360 Tsd. Barrel. Grund hierfür war ein kräftiger Anstieg der Rohölimporte.

Ein noch stärkerer Lageraufbau wurde nur durch eine deutlich gestiegene Raffinerieauslastung verhindert. Diese wurde um einen weiteren Prozentpunkt auf 91,5% nach oben gefahren, das höchste Niveau seit knapp drei Jahren. Entsprechend stiegen die Benzinlagerbestände in der vergangenen Woche um 1,1 Mio. Barrel und die Destillatebestände sogar um 3,9 Mio. Barrel. Die Vorräte an Ölprodukten liegen damit weiterhin deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Dies spricht für niedrigere Raffineriemargen und einen geringeren Rohölbedarf in den kommenden Wochen, obwohl sich die Nachfrage nach Ölprodukten in den vergangenen Wochen erholt hat.

Die Benzinnachfrage lag in den vergangenen vier Wochen 2%, die Nachfrage nach Destillaten sogar 9% über dem Vorjahr. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich in der Karibik ein weiterer Tropensturm entwickelt, wurde von Nationalen Hurrikanzentrum der USA zwar auf 50% reduziert. Dennoch haben erste Ölgesellschaften damit begonnen, weniger benötigte Arbeitskräfte von den Öl- und Gasplattformen im Golf von Mexiko abzuziehen. Dies dürfte einem stärkeren Preisrückgang zunächst entgegenstehen.


Edelmetalle

Während der Goldpreis in US-Dollar weiterhin in Schlagdistanz zum Anfang der Woche verzeichneten 2-Monatstief von 1.175 USD je Feinunze notiert, kann er in Euro gerechnet leicht auf 927 EUR je Feinunze zulegen. Gestern war es vor allem der festere US-Dollar, welcher den Goldpreis belastete. Entgegen den Erwartungen präsentierte der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, in der mit Spannung erwarteten Rede vor dem Bankenausschuss des Senats keine konkreten Maßnahmen, um auf die derzeitige Abschwächung der Erholungstendenzen in der US-Wirtschaft zu reagieren. Eine weitere Lockerung der Geldpolitik scheint damit vorerst unwahrscheinlich.

Der größte australische Goldproduzent, Newcrest Mining, berichtete für das abgelaufene Fiskaljahr einen Anstieg der Goldproduktion im Vergleich zum Vorjahr um 8% auf 1,76 Mio. Unzen. Australien festigt dadurch seine Position als weltweit zweitgrößter Goldproduzent hinter China. Auch in Russland zeichnet sich eine Ausweitung der Produktion ab. So plant der drittgrößte Goldproduzent des Landes, Petropavlovsk, seine Jahresproduktion bis 2013 auf über 1 Mio. Unzen zu verdoppeln. Da die russische Zentralbank zuletzt vermehrt als Goldkäufer am Markt aufgetreten ist, dürfte die zusätzliche Produktion nicht auf den Weltmarkt gelangen, sondern im Land verbleiben und so keine Auswirkungen auf den Goldpreis haben.


Industriemetalle

Kupfer ist gestern zwischenzeitlich bis auf knapp 6.900 USD je Tonne und damit den höchsten Stand seit 7 Wochen gestiegen. Zu diesem Preisanstieg trugen im Wesentlichen zwei Faktoren bei: Zum einen fallen die Vorräte in den Lagerhäusern der LME stetig weiter. Von ihrem 6,5-Jahreshoch im Februar sind sie mittlerweile um 25% auf gut 417 Tsd. Tonnen gesunken. Zum anderen gab es positive Nachrichten von der Unternehmensseite. Freeport McMoRan, der größte börsennotierte Kupferproduzent, berichtete gestern von einer deutlich anziehenden Nachfrage und gut gefüllten Auftragsbüchern. Zugleich erwartet BHP Billiton in den nächsten 12 Monaten einen 10%-igen Rückgang der Produktion in der weltweit größten Kupfermine, Escondida, aufgrund niedrigerer Metallgehalte in den Erzen.

Russland plant, neue Steuern auf verschiedene Rohstoffe einzuführen bzw. bestehende Abgaben zu erhöhen. Das Finanzministerium erwartet durch diese Maßnahmen zwischen 2011 und 2013 Mehreinnahmen von umgerechnet knapp 33 Mrd. USD. Betroffen sind neben Öl und Gas auch Kupfer und Nickel. Bei diesen beiden Metallen sollen Exportsteuern in Höhe von jeweils 10% eingeführt werden. Während Russland bei Kupfer keine allzu große Rolle spielt, ist das Land mit einem Weltmarktanteil von 20% der größte Nickelproduzent. Russland hat im letzten Jahr laut Angaben von WBMS über 221 Tsd. Tonnen Nickel exportiert. Sollte sich das Angebot aufgrund der Steuern verringern, dürfte dies die Nickelpreise unterstützen.


Agrarrohstoffe

Der Handel bei Agrarrohstoffen war in den letzten Tagen besonders volatil. Aus unserer Sicht war dafür das durch die starken Preisanstiege erneut angeregte Anlegerinteresse ausschlaggebend. In dieser Situation ist eine starke Reaktion des Marktes insbesondere auf preisstützende Nachrichten wahrscheinlich. Insofern überrascht nicht, dass sich die Agrarpreise entgegen der negativen saisonalen Preisdynamik und den für die Ernte zuletzt günstigen Wetterentwicklungen in den USA gut halten konnten. Vom jüngsten Höhenflug der europäischen Weizenpreise - LIFFE-Weizen stieg gestern um über 4% - konnte der US-Weizenpreis dennoch nicht profitieren. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass US-Weizen im Vergleich zu den zuletzt durch Algerien und Ägypten bezahlten Preisen und den LIFFE-Preisen relativ teurer ist (Grafik des Tages). Außerdem werden die europäischen Weizenpreise zurzeit durch die anhaltenden Sorgen um die Ernten in Osteuropa und Zentralasien unterstützt.

Die neueste Meldung diesbezüglich kommt aus Kasachstan, wo die Getreideernte in diesem Jahr lediglich 13,5-14,5 Mio. Tonnen betragen soll, nach 20,8 Mio. Tonnen im Vorjahr. Das von einer Jahrhundert-Dürre besuchte Russland erwägt nun, aus dem Interventionsfonds von insgesamt 9,5 Mio. Tonnen Getreide beginnend am 4. August 3 Mio. Tonnen an die Fleisch- und Mehlproduzenten in den betroffenen Regionen zu versteigern. Wie Russland die angestrebten Exporte von 20 Mio. Tonnen Getreide aufrecht erhalten möchte, bleibt uns rätselhaft.

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DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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