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Bernankes "Mission Impossible"

08.06.2012  |  GoldMoney
Aktien und Rohstoffe hatten gestern kräftige Zuwächse zu verbuchen, die von Gerüchten über eine "Bankenunion" der Eurozone befeuert wurden. Jenen Gerüchten zufolge soll die Bankengesetzgebung in den EU-Mitgliedsländern in Zukunft entscheidend durch die Europäische Kommission in Brüssel bestimmt werden.

Die europäischen Aktienmärkte reagierten mit den teils kräftigsten Zuwächsen seit Jahresbeginn und der Dow hatte seinen insgesamt stärksten Handelstag in diesem Jahr. Er schloss mit 2,5% im Plus bei 12.414 Punkten. Der Euro legte 1% gegenüber dem Dollar zu und schloss bei 1,255 US-Dollar.

Auch die Lage an den Rohöl- und Goldmärkten gestaltete sich positiv. Gold konnte im Handel sogar kurzzeitig die Marke von 1.640 Dollar übersteigen. Nach unerwartet optimistischen Kommentaren der Federal Reserve zur Situation der US-Wirtschaft, bei denen weitere quantitative Lockerungsmaßnahmen keine Erwähnung fanden, verlor das gelbe Metall im weiteren Handelsverlauf aber wieder an Boden.

Fed-Chef Ben Bernanke wird aber heute (16 Uhr MEZ) auch noch seinen Rechenschaftsbericht vor dem Kongress ablegen. Die Händler werden mit Sicherheit jede seiner Äußerungen - möglicherweise sogar seine Körpersprache - genauestens nach Hinweisen auf kommende "QE 3“-Maßnahmen absuchen. Sollten Gold und Silber im weiteren Tagesverlauf also deutlich in die Höhe schießen, was für gewöhnlich der Fall ist, sobald Bernanke vor die Mikrophone tritt, dann wissen wir warum.

Natürlich muss auch das Gegenteil - d.h. Bernanke spielt die Möglichkeit neuer QE-Maßnahmen herunter - in Betracht gezogen werden. In diesem Fall darf von kräftigeren Verlusten an den Rohstoff- und Edelmetallmärkten ausgegangen werden. Wie man gestern sehen konnte, können Zentralbanken die Fans laxer Zinspolitik auch einmal enttäuschen: Trotz gegenteiliger Gerüchte hielt die EZB den Leitzins unverändert bei 1%.

Bernanke hat zudem einen schwierigen Balanceakt zu vollbringen. Nach Wunsch der Fed soll sich die Geldumlaufgeschwindigkeit in der US-Wirtschaft erhöhen, was aber nur passieren kann, wenn die Menschen dort wieder mehr Geld ausgeben.

Damit sie das tun, benötigen sie ein positives Gefühl hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklungen, und das heißt wiederum, dass Bernanke und seine Stellvertreter wann immer möglich die wirtschaftliche Situation in den USA "schönreden“ müssen. Doch dieses Süßholzraspeln dämpft gleichzeitig die Erwartungshaltung hinsichtlich QE 3, was wiederum die Aktien- und Rohstoffkurse sinken, den Dollar erstarken und die Inflationserwartungen abklingen lässt.

Mit Blick auf die USA steckt die Fed also in der Zwickmühle: Klingt sie optimistisch hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung - um erneut die "Lebensgeister" der Menschen zu entfachen - kommt es zu kräftigen Kursverlusten an den Aktienmärkten. Klingt sie pessimistisch in Bezug auf die Wirtschaft, stiegen zwar die Aktienkurse, gleichzeitig würden die Menschen aber auch verstärkt ans Sparen denken und von neuen Krediten absehen. Keine einfache Quadratur des Kreises.


© GoldMoney News Desk
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