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Basis für Zuversicht nach Griechenlandwahl verstärkt - kein Raum für Euphorie

18.06.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.43 Uhr) bei 1.2710, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Höchstkurse im asiatischen Handel bei 1.2747 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 79.20. In der Folge notiert EUR-JPY bei 100.65, während EUR-CHF bei 1.2012 oszilliert.

Das für die Eurozone virulente Griechenlandrisiko ist nach der Wahlentscheidung zunächst eingedämmt. Die Basis für Zuversicht ist gelegt. Es gibt jedoch keinen Raum für Euphorie. Auch werden unsere "Freunde“ bemüht sein, ihre "Shortpositionen“ gegen die Eurozone zu verteidigen. Die pro-europäischen Kräfte haben sich bei der Griechenlandwahl durchgesetzt. Nea Demokratia kommt nach Auszählung von 99% der Stimmen auf 29,7%, während Syriza den zweiten Platz mit circa 27,0% belegt. PASOK bringt es auf 12,3%. Nach diesem Ergebnis kommen die ND und PASOK auf 162 der 300 Parlamentssitze. Eine solide parlamentarische Mehrheit ist damit zunächst gewährleistet.

So weit zur Theorie. Die Praxis ist komplexer, denn die Bildung einer handlungsfähigen Regierung dürfte sich als schwierig erweisen. Der Pasok-Vorsitzende Evangelos Venizelos warb für eine Einbeziehung der Syriza in ein Regierungsbündnis. Syriza-Chef Alexis Tsipras kündigte jedoch an, das Bündnis werde am Montag seinen Kampf gegen das Sparpaket fortsetzen. In Kreisen der Pasok hieß es, die Partei wolle die neue Regierung stützen, sei sich über das Vorgehen dabei aber noch nicht einig. Mit anderen Worten ist das Glas Wasser mehr als halbvoll. Noch einmal wird man sich in Griechenland nicht einen politischen Eiertanz erlauben können. In Athen ist man sich dessen bewusst, dass der Faden der Geduld strapaziert ist.

Die EU als auch die deutsche Bundesregierung signalisieren Entgegenkommen gegenüber Teilen der griechischen Forderungen, um damit Stabilität in der Gesellschaft zu forcieren und auch die Grundlage für konjunkturelle Stabilität zu legen.

(Reuters) - Nach der Wahl in Griechenland hat der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, Zugeständnisse an das hoch verschuldete Land gefordert. So müsse über die Höhe der Zinsen diskutiert werden, sagte der SPD-Politiker am Montag im Deutschlandfunk. Auch gebe es Zahlungsverpflichtungen, die in den vorgegeben Zeiträumen nicht geleistet werden könnten. Privatisierungen kämen zudem aus einem Mangel an Interessenten nicht voran, sagte Schulz. Er regte an, nicht abgerufene Mittel aus dem EU-Haushalt für das Land zu verwenden und etwa ein Kreditprogramm für kleinere und mittlere Unternehmen aufzulegen.

(Reuters) - Griechenland kann nach Angaben von Finanzstaatssekretär Steffen Kampeter auf die Auszahlung weiterer Hilfen nur dann hoffen, wenn es Vertragstreue zeigt. Die kommende griechische Regierung müsse deshalb die vereinbarten Bedingungen für das internationale Finanzpaket einhalten, sagte Kampeter am Montag im ARD-Morgenmagazin. Allerdings deutete er an, dass die EU dann dem Land entgegenkommen könnte. "Gleichzeitig ist uns klar, Griechenland kann auch nicht überfordert werden", betonte der CDU-Politiker. Bereits Sonntagabend hatte Außenminister Guido Westerwelle (FDP) gesagt, dass man Griechenland vielleicht mehr Zeit geben könnte, die vereinbarten Reformen umzusetzen.

Damit sind die Eckpfeiler der aktuellen Lage definiert. Nun gilt es, belastbare politische Inhalte zu liefern. Die Grundlage ist diesbezüglich zunächst als positiv einzuwerten. Dazu der O-Ton von Herrn Samaras: (Reuters) Nach ihrem Sieg bei der Parlamentswahl in Griechenland bemühen sich die Befürworter des Sparkurses um eine rasche Regierungsbildung in dem hoch verschuldeten Land. "Es gibt keine Zeit zu vergeuden", sagte der Chef der konservativen Neuen Demokratie (ND), Antonis Samaras, in der Nacht zu Montag. - Ja, Herr Samaras, so ist es!

Es wurde nicht nur in Griechenland gewählt. Präsident Hollandes Sozialisten setzten sich in den Parlamentswahlen durch.

(Reuters) - Der französische Präsident Francois Hollande kann sich künftig auf eine absolute Mehrheit seiner Sozialisten in der Nationalversammlung stützen. Nach dem amtlichen Wahlergebnis für das französische Kernland kamen die Partei Hollandes und ihre Verbündeten bei der Parlamentswahl am Sonntag auf 307 Mandate. 289 Sitze sind für die absolute Mehrheit notwendig. Der im Mai zum Präsidenten gewählte Hollande ist damit nicht auf die Unterstützung der Grünen (16 Sitze) oder der Linksfront (zehn Sitze) angewiesen. Auf die konservative UMP und deren Verbündete entfielen 224 Sitze.

Damit bietet sich in Frankreich eine stabile politische Situation, die Handlungsfähigkeit signalisiert. Es ergibt sich auch ein klares Mandat für Hollande, den puren Austeritätskurs in der Europapolitik aufzuweichen, um den Themen der konjunkturellen und gesellschaftspolitischen Stabilität mehr Raum zu geben.

An der Datenfront kommt es überwiegend zu enttäuschenden Entwicklungen. Das von der Eurozone ausgehende politische Risiko zermürbt die Protagonisten der Realwirtschaft und führt damit zu merklichen Dynamikverlusten in der Weltwirtschaft und zu rezessiven Entwicklungen in der Eurozone.

Die Handelsbilanz der Eurozone per April lieferte eine Überschuss in Höhe von 5,2 Mrd. Euro (Vorjahr -4,6 Mrd.). Die Prognose lag bei 3,0 Mrd. Euro. Der Vormonatswert wurde von +8,6 Mrd. auf +7,5 Mrd. Euro revidiert. Im Vergleich zu den USA als auch zum UK sind diese Daten förmlich erfrischend und heben sich qualitativ erheblich ab. Positiv ist anzumerken, dass sich die Exporte im Jahresvergleich um 6,2% nach zuvor 4,5% erhöhten. Importe sanken um -0,8% nach zuvor +0,4%.

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Der "NY Fed Manufacturing Index” sank drastisch von zuvor 17,09 auf lediglich 2,29 Punkte. Die Prognose lag bei 13,00 Zählern. Alle Subindices signalisierten Schwäche. Der Index sank auf den tiefsten wert seit November 2011 (0,8).

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Die US-Industrieproduktion konnte per Berichtsmonat Mai mit -0,1% (Prognose +0,1%) nicht überzeugen. Der Vormonatswert wurde von +1,1% auf 1,0% revidiert. In der Folge ergab sich mit 79,0% Kapazitätsauslastung eine Enttäuschung (Prognose 79,2%).

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Das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan verfehlte deutlich die Konsensusprognose. Per Juni kam es zu einem Einbruch des Index von zuvor 79,3 auf 74,1 Punkte. Damit stellte sich hier der schwächste Wert seit Dezember 2011 ein. Sowohl die Bewertung der aktuellen Lage mit -5,1 Punkten als auch die Einschätzung der zukünftigen Situation mit -5,4 Zählern trugen zu dem schwachen Ergebnis bei.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsfelds bei 1.2820 - 50 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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