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Edelmetalle Aktuell

05.11.2010  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W. C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.


  • Gold

Der Goldpreis ist in den letzten beiden Wochen per Saldo weiter angestiegen und erreichte heute Abend mit 1.394,10 $ wieder einmal ein neues Allzeithoch. Zuvor war der Kursverlauf aber alles andere als eine Einbahnstraße gewesen. Insbesondere gestern gab es für einige Stunden rund um die Bekanntgabe der weiteren Schritte der amerikanischen Notenbank Fed zur Stimulierung der heimischen Wirtschaft eine ausgeprägte Schwächephase. Einige Gewinnmitnahmen in dem überkauften Markt hatten hier zunächst für eine Verkaufswelle gesorgt und der Goldpreis fiel dabei von 1.365 $ auf nur noch 1.325 $ je Unze zurück. Angesichts des fast dreiprozentigen Kursverlustes nahm die Nachfrage dann aber sofort wieder zu und diese verstärkte sich noch bei einem zweiten Blick auf die geplanten Maßnahmen der Fed. Diese will nämlich in den nächsten acht Monaten 600 $ Mrd. zusätzlich zur Verfügung stellen, um der kränkelnden US-Wirtschaft auf die Beine zu helfen. Analysten wiesen umgehend auf das inflationsfördernde Potential dieser Maßnahme hin und dieser Umstand dürfte auch der Hauptgrund für die schnelle Rückkehr der Goldkäufer auf den Markt gewesen sein.

Natürlich wird mit jedem deutlichen Schritt des Goldpreises nach oben auch die Gefahr eines auch mal ausgeprägteren Rückschlags größer. Wir bleiben aber dabei, dass, selbst wenn ein solcher käme, dieser im Moment nur eine neue Einstiegsmöglichkeit bieten würde.

Wir sehen aktuell jedenfalls keine Gründe, warum der Goldpreis nicht auch die Marke von 1.400 $ erreichen sollte. Ob danach dann gleich der Durchmarsch hin zur 1.500er-Marke folgt, bleibt abzuwarten. Der positive Gesamttrend scheint jedenfalls vorerst intakt zu sein und er bleibt es unserer Meinung nach auch, bis die Fed eines (fernen?) Tages ihre Zins- und Liquiditätspolitik grundlegend überdenkt.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) gab am vergangenen Freitag bekannt, dass er im September etwas über 1 Mio. Unzen (knapp 30 Tonnen) Gold verkauft habe. Ein Drittel dieser Menge sei direkt an die Zentralbank von Bangladesch verkauft worden. Die Abgaben sind Teil einer im letzten Jahr verkündeten Verkaufskampagne, in deren Verlauf insgesamt 403,3 Tonnen Gold abgegeben werden sollen. Ende September waren von dieser Summe nur noch 52,2 Tonnen übrig. Abgesehen vom IWF werden die Zentralbanken in diesem Jahr nicht als große Verkäufer auftreten. Einige Analysten rechnen sogar damit, dass sie per Saldo in das Käuferlager wechseln und über 100 Tonnen kaufen werden.

Positive Meldungen für das Gold gab es diese Woche auch von einer Reihe von physischen Märkten. Aus der Türkei wurde z.B. berichtet, dass die Importe im Oktober bei 9,07 Tonnen gelegen hätten und damit fast viermal so hoch wie im September. 

Auch in Indien, in den vergangenen Jahren meist mit Abstand der größte Markt für physisches Gold, sind die Importe im Oktober stärker, als von Analysten erwartet, gestiegen. Rund 43 Tonnen Gold fanden letzten Monat ihren Weg dorthin, im Jahr zuvor waren es "nur" 36,2 Tonnen gewesen. Zurückgeführt wurde der Anstieg auf eine vergleichsweise gute Erntesituation in diesem Jahr. 2009 hatte die schlechteste Regenzeit der letzten 40 Jahre nicht nur Ernteausfälle gebracht, sondern auch einen daraus resultierenden Einbruch bei den Goldverkäufen. Für das Gesamtjahr ist die Erholung bisher allerdings noch weniger eindrucksvoll als nur für den vergangenen Monat. Zwischen Januar und Oktober wurden in Indien 276,3 Tonnen Gold nachgefragt und das waren nur 2,6 Prozent mehr als 2009. Am Ende waren im letzten Jahr 340 Tonnen Gold verkauft worden, dies entsprach einem Minus von fast 20% gegenüber dem Jahr 2008. Beobachter wiesen im Zusammenhang mit den jüngsten Zahlen zu den Goldverkäufen auch darauf hin, dass in Indien Gold nicht länger vorwiegend als Schmuckmetall gekauft werde, sondern dass das gelbe Metall zunehmend auch als Investmentvehikel gesehen würde.

Die vietnamesische Zentralbank hat nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters zufolge in der letzten Woche den lokalen Banken verboten, Gold, das auf Kundenkonten gehalten wird, zu verkaufen und die Erlöse in Kreditausreichungen oder Fremdwährungen zu stecken. Auch wurden Goldleihen zur Finanzierung der Produktion von kleinen Investmentbarren und von deren Handel verboten. Leihen seien in Zukunft nur noch zur Unterstützung der lokalen Schmuckindustrie erlaubt. Als Begründung für ihren Schritt nannte die Zentralbank laut Reuters den Umstand, dass sie mögliche (Handels-)Verluste auf Seiten der Banken verhindern wolle und dass so außerdem Druck von der Kursentwicklung der lokalen Währung Dong genommen werden solle.

Ende September verfügten vietnamesische Banken auf Konten über Kundenbestände in Höhe von fast 93 Tonnen, 2/3 davon waren angeblich verliehen. Wir können uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass Banken in Vietnam in größerem Stil Kundengold spekulativ verkauft haben sollen und damit das Risiko eingegangen wären, bei steigenden Goldpreisen echte Verluste zu machen. Möglichweise haben die Banken auch einfach nur sog. Swaps gemacht, bestehend aus einem Verkauf heute bei einem gleichzeitigen Rückkauf in der Zukunft. Ein solcher Swap wäre ein auf dem internationalen Markt völlig normaler Finanzierungsvorgang und daraus würden sich keinerlei Goldpreisrisiken ergeben, solange das Gegengeschäft am Ende der Laufzeit ebenfalls erfüllt wird. Für den Dong allerdings könnten sich auch solche Swaps unter bestimmten Umständen nachteilig auswirken und dies ist möglicherweise der wichtigere Grund für das Eingreifen der Zentralbank, die so versucht, die ohnehin schwache heimische Währung zu verteidigen.

Die Nachfrage nach Anlagegold in Deutschland hat nach dem ausgesprochen ruhigen Sommer in den letzten beiden Wochen noch einmal etwas zulegt, sie ist von den Höchstständen des Frühjahres aber noch immer weit entfernt. Derzeit sind bei den Barren eigentlich alle Größen gefragt; was die kleineren Stückelungen angeht, wirft hier vermutlich das bevorstehende Weihnachtsgeschäft seine Schatten voraus.




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