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EZB klar und determiniert!

05.10.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.45 Uhr) bei 1.3015, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2920 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 78.35. In der Folge notiert EUR-JPY bei102.00, während EUR-CHF bei 1.2120 oszilliert.

Der Euro profitierte gestern von den klaren und determinierten Aussagen Draghis. Wir verweisen bezüglich der Zitate auf die Rubrik „Letzte Nachrichten“. Die EZB steht bereit, wenn die Politik die notwendigen Voraussetzungen für Interventionen schafft. Die EZB lässt sich nicht zum "Seifenspender" degradieren, sondern agiert nur beiErfüllung der Voraussetzungen. Draghi machte aber auch deutlich, dass der Euro nicht scheitern werde. Das darf als klare Ansage an "unsere Freunde" gewertet werden.

Finanzminister Schäuble lobte die Reformländer mit Ausnahme Griechenlands laut, deutlich und klar. Das begrüßen wir, denn die erzielten Fortschritte sind imposant und doch so wenig öffentlich thematisiert.

Lieber Herr Schäuble, das gilt übrigens trotz Verfehlung der definierten Ziele auch für Griechenland (Haushaltsdefizit, strukturelles Defizit, Waren- und Dienstleistungsbilanz, strukturelle Öffnungen, Fiskalreformen etc.).

Griechenland wird in den kommenden Wochen im Fokus bleiben. Das Schicksal ist offen. Es geht schlussendlich um eine politische Entscheidung, da die Zielvorgaben der Troika verfehlt wurden. Wir haben darauf verwiesen, dass im Jahr 2011 die Verfehlung Griechenlands bei 4 Mrd. Euro lag, einer überschaubaren Größe im Vergleich zu den daraus zugelassenen Schäden der Spekulation mit globalen konjunkturellen und damit auch fiskalischen Folgen!

Hinsichtlich des Wahldebakels im laufenden Jahr sind Verfehlungen bezüglich der politischen und damit ökonomischen Unsicherheit wenig überraschend.

Fakt ist aber, dass Griechenland innerhalb von dreiJahren das Haushaltsdefizit von -15,4% des BIP auf -7,0% reduzieren wird. So eine Leistung hatnoch kein anderes Land nach meinem Kenntnisstand erreicht. Von daher sollten Herrn Samaras Bitten mit Respekt aufgenommen werden.

Die gestern veröffentlichten Konjunkturdaten lieferten wenig Überraschungen und verdienen sich das Prädikat neutral bezüglich der Erwartungshaltungen.

Der "Challenger Report“, der Auskunft über die Anzahl der durch Massenentlassungen betroffenen Jobs gibt, zeigt sich per Berichtsmonat September mit 33.816 nach zuvor 32.200 Jobs wenig verändert. Es kam zu einem Anstieg im Monatsvergleich um 4,9% nach zuvor -12,5%. Entscheidender ist jedoch der Blick auf den Jahresvergleich. Hier ergab sich ein Rückgang um sage und schreibe -70,8% nach zuvor -36,9%. Mit anderen Worten kommt von dieser Seite eine klare Tendenz zu einer positiven Verstetigung auf.

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Bei den Arbeitslosenerstanträgen tut sich wenig. Per Berichtswoche 29. September 2012 kam es zu einem unwesentlichen Anstieg von zuvor 363.000 auf 367.000. der Blick auf den Chart zeigt eine ausgeprägte Seitwärtsbewegung auf dem ermäßigten Niveau an.

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Die Auftragseingänge der US-Industrie stellten sichauf -5,2% im Monatsvergleich: Die Prognose lag bei -5,8%. Der Vormonatswert wurde von +2,8% auf +2,6% revidiert. Diese Indices bewegen sich stark im Zuge von Großaufträgen, insbesondere aus der Flugzeugindustrie.

Positiv ist anzumerken, dass das aggregierte Zweimonatsergebnis besser ist als erwartet. Negativ ist anzumerken, dass der Anteil des produzierenden Gewerbes an der US-Wirtschaft im internationalen Vergleich sehr gering ist und damitGroßaufträge einzelner Unternehmen (Boeing) massiv durchschlagen.

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Der Bloomberg Consumer Comfort Index, der frühere „ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index, setzte positive Akzente mit einem Anstieg von zuvor -39,6 auf -36,9 Zähler. Damit kam es zum sechsten Anstieg in Folge. Der Index markiert den höchsten Wert seit Frühjahr 2012. Der Blick auf den Chart ist ermutigend und belegt gleichzeitig, dass es noch sehr viel Luft nach obern gibt, ergo ist kein Raum für Euphorie gegeben. Milde Zuversicht ist zulässig.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2600 - 1.2630 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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