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Risikoaversion nimmt vor Entscheidung zu Griechenland und US-Wahlen zu …

05.11.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.55 Uhr) bei 1.2838, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Höchstkurse im europäischen Handel bei 1.2929 am Freitag markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 80.38 In der Folge notiert EUR-JPY bei 103.18, während EUR-CHF bei 1.2075 oszilliert.

Das Thema Griechenland ist weiterhin Dauerbrenner für die Aufrechterhaltung der Risikoaversion an den Finanzmärkten. Diesbezüglich verweisen wir heute auf die Rubrik "Letzte Nachrichten“. Wir gehen grundsätzlich davon aus, dass Griechenland in der Eurozone verbleiben wird. Wir gehen davon aus, dass das griechische Parlament liefern wird.

Wir hoffen, dass die europäische Politik begreift, dass der bisherige Umgang mit Griechenland das konjunkturelle Problem massiv verschärft hat. Ergo gilt es, eine andere Form der griechischen "Betreuung“ auf die Beine zu stellen. Was nützt einstrukturell saniertes Griechenland, wenn das Herz der Ökonomie so ramponiert ist, dass es die strukturellen Veränderungen nicht mehr in eine fiskalische Transmission bringt?

Neue Wege sind zu beschreiten. Wir empfehlen für die Regionen Athen und Thessaloniki zwei Sonderwirtschaftszonen mit EU-Genehmigung, in denendie griechische Administration zu 100% ausgehebelt wird. "Caretaker“ sorgen in dieser Region für potentielle Investoren. Alle relevanten Unterschriften für Investitionen sind bei voller Rechtssicherheit innerhalb von 2 Monaten zu liefern (verkürzte Administration). Für einen Investitionszyklus (15 Jahre) werden die Steuersätze auf 50% des aktuellen Satzes gesenkt. Das Problem Griechenlands liegt nicht auf den Inseln. Es liegt in den beiden Hauptmetropolen Athen (5 Mio. von 10 Mio. Griechen leben im Umfeld) und Thessaloniki. Es gilt die Wirtschaftsparalyse durch exogene Einflüsse zu brechen.

Der andere Aspekt, der für Unsicherheit sorgt, ist die US-Präsidentschaftswahl. Offensichtlich wird eine mögliche Wahl Romneys als Risiko für die nationale, aber auch globale Wirtschaft interpretiert. Hintergründe sind Romneys aggressive Haltungen zu Russland und China.

Wir sind erstaunt, wie wenig Romney über das Verhalten der USA bezüglich der latenten Forderungen freier Märkte und Zugänge und der eigenen Inkonsequenz in diesen Fragen und Staatsverbrechen der USA der letzten 12 Jahre (Angriffskriege, Folter, Lügen in der UNO), die nicht geahndet werden, da die USA sich nicht internationaler Gerichtsbarkeit unterwerfen, räsoniert und sich fragt, ob nicht Dritte ein Recht hätten, martialische Töne gegen die USA anzustimmen.

Der zweite Aspekt betrifft das Thema "Fiscal Cliff“. Was Romney hier zu bieten hat, ist mehr als kritisch einzuwerten. Romney weigert sich, die temporären Steuervorteile, die die Bush Administration gewährt hat, zurückzunehmen. Darüberhinaus will er die Unternehmenssteuern von 35% auf 25% senken.

Der nachfolgende Chart zeichnet den Anteil der Einkommensteuer an der Gesamtwirtschaftsentwicklung auf. Als der Satz bei 10% stand (2000) kam es zu einem ausgeglichenen Staatshaushalt in den USA. Wir liegen jetzt im Bereich der Tiefpunkte bei circa 6% und haben Defizite zwischen 8% - 9% des BIP. An dieser Stelle zur Lösung der Haushaltsdefizite auf die Beibehaltung der temporären Steuersenkungenfür Spitzenverdiener zu setzen, ist eine Beleidigung unterdurchschnittlicher Intelligenz. Wir sind erstaunt, dass die Ratingagenturen sich noch nicht intensiv mit der Agenda Romneys auseinandergesetzt haben.

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Diesbezüglich haben wir heute gerne die Reutersmeldung zu den Unterschieden in der Politik der beiden Bewerber in der Rubrik "Letzte Nachrichten“ aufgenommen. Fakt ist, dass bis zu belastbaren Ergebnissen bezüglich der Wahl in den USA als auch der Griechenlandfrage Unsicherheit dominieren wird und Risikoaktiva grundsätzlich unter leichtem Druck stehen werden.

Auch positive Wirtschaftsdaten konnten am Freitag nicht für dauerhafte Entspannung sorgen. Die Einkaufsmanagerindices der Eurozone waren in der von uns kritisch begleiteten Fassung von dem britischen Anbieter Markit per Berichtsmonat Oktober besser als erwartet. Das galt vor allen Dingen für Italien, Frankreich und Deutschland. Der Index der Eurozone legte unwesentlich von zuvor 45,3 auf 45,4 Punkte zu. Die Prognose lag bei45.3 Zählern.

Der US-Arbeitsmarktbericht setzte per Oktober positive Akzente. Es wurden im Sektor der

"Nanafarm Payrolls“ 171.000 neue Stellen geschafft.Analysten hatten lediglich mit 125.000 neuen Stellen gerechnet. Mehr noch wurde der Vormonatswert von 114.000 auf 148.000 nach oben revidiert. Die Arbeitslosenrate legte von 7,8% auf 7,9% zu, da die Anzahl der Arbeitssuchenden noch stärker zugenommen hat.

Der beigefügte Chart liefert Auskunft über die Beschäftigungslage in den USA außerhalb des Agrarbereichs. Der Anstieg seit 2010 ist hinsichtlich der Interventionen als völlig unterproportional zu klassifizieren. Diese unterproportionale Verbesserung ist Ausdruck massiver struktureller Probleme in der Gesamtwirtschaft, die bis heute nicht adressiert wurden. Es ist prekär, wie wenig sich Märkte mit diesem „Elefanten“ im Porzellanladen beschäftigen und gleichzeitig "griechische“ Mäuse in diesem "Point of Sale“ jagen …


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Auch die "US-Factory Orders“ konnten positiv überzeugen. Per September kam es zu einem Anstieg um 4,8% (Prognose 4,6%). Der Vormonatswert wurde von -5,2% auf -5,1% revidiert. Der Blick auf den Chart belegt, dass dieser Index sich immer noch unter den Spitzen von 2008 bewegt.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2780 - 1.2810 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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