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Japans Tragödie bleibt im Mittelpunkt des Marktinteresses

16.03.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.25 Uhr) bei 1.3975, nachdem im US-Geschäft Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4013 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 80.80. In der Folge notiert EUR-JPY bei 112.90, während EUR-CHF bei 1.2805 oszilliert.

Japans Tragödie bleibt im Mittelpunkt der Märkte. Das menschliche Leid, das dort offenbar wird, erfordert höchstes Mitgefühl und starke Solidarität und lässt einen doch schlussendlich erschüttert zurück. Wir Menschen sind doch recht klein …

Die Situation in Fukushima signalisiert mehr als nur einen Unfall. Im Zeitalter der Hochtechnologie kann sich absolute Hilflosigkeit in einem der sensibelsten aber auch gefährlichsten Bereiche der Energiegewinnung ergeben. Das erfordert politische Antworten.

Ob eine derartige Hilflosigkeit politisch akzeptabel ist, kann in der westlichen Welt durch die Öffentlichkeit bestimmt werden. Die Ansätze, die derzeit in der Öffentlichkeit der westlichen Welt erkennbar sind, müssen für eine Neuausrichtung der Energiepolitik als erheblich klassifiziert werden. Wir sind gespannt, wie man in Frankreich oder auch Tschechien mit dem Thema umgehen wird.

Gestern ergab sich eine starke Risikoaversion an den Finanzmärkten. In der Folge brachen die Aktienmärkte ein. Hochwertige Bonds waren gefragt. Darüber hinaus ergab sich eine hohe Präferenz für Liquidität. In der Folge sanken auch Gold- und Silberpreise. Rohstoffe, ob Öl oder Kupfer wurden abverkauft, weil die Folgen des Wiederaufbaus nicht in den Sinn kamen, sondern Markttechnik und Korrelationshandel.

Heute morgen ergibt sich eine andere Konstellation. Die nervösen Risikopositionen sind bereinigt. Bereitschaft, attraktive Aktiva aufzunehmen, ist gegeben.

Wir hatten bereits am Montag darauf verwiesen, dass Katastrophen nach einer ersten Phase der Paralyse grundsätzlich Wachstumskatalysatoren sind, da ein Wiederaufbau erforderlich ist.

In dem aktuellen Fall ergibt sich darüber hinaus in vielen westlichen Ländern eine hohe Wahrscheinlichkeit einer Neuausrichtung der Energiepolitik, die neue Infrastruktur erforderlich macht. Das ist ein weiterer Wachstumstreiber auf mittel- und langfristige Sicht.

Ergo sind die Grundlagen für offensive Anlagestrategien mittel- und langfristig grundsätzlich intakt. Sie sind kurzfristig gestört.

Eine Erwartungshaltung, dass wir jetzt zügig zu den Marktkonditionen vor der der Katastrophe kommen, ist somit nicht angebracht. Das letzte Wochenende stellt einen tiefen Einschnitt dar. Es wird in der Energiepolitik eine neue Ära geben. Man wird von der Zeit vor und nach Fukushima sprechen.

Sowohl in der Markttechnik als auch in der Marktpsychologie ergeben sich veränderte Konstellationen, die eine moderatere Gangart hinsichtlich offensiver Strategien als angemessen an den Märkten implizieren.

Wenden wir uns den Wirtschaftsdaten zu, die aktuell eine Nebenrolle an den Finanzmärkten spielen.

Der deutsche ZEW-Index sank per März von zuvor 14,7 auf 14,1 Punkte. Die Prognose lag bei unverändert 15,7 Zählern. Die Bewertung der aktuellen Situation legte leicht von 85,2 auf 85,4 Punkte zu. Die befragten Finanzanalysten zeigen sich nervös. So kennen wir sie ….

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Aus den USA standen zunächst die Importpreise auf der Agenda. Hier kam es per März zu einem Anstieg um 1,4% nach zuvor 1,3% im Monatsvergleich und 6,9% nach zuvor 5,4% im Jahresvergleich. Das ist schon ein guter Happen Inflation. Das wirft die frage auf, ob das Zinsniveau der Fed bei 0,00%- 0 ,25% angemessen ist …

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Der "NY Empire State Manufacturing Survey" legte per März von zuvor 15,4 auf 17,5 Zähler zu und markierte damit den höchsten Stand seit Juni 2010 (19,6).

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Der "NAHB-Housing Market Index" legte per März von zuvor 16 auf 17 Punkte zu. Das ist positiv. Das Niveau des Index impliziert jedoch weiterhin eine anhaltende starke Rezession im US-Wohnimmobiliensektor.

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Zusammenfassend zeichnen die gestern veröffentlichten Daten ein positives konjunkturelles Gesamtbild.

Der Offenmarktausschuss der Federal Reserve hat den Erwartungen entsprechend den Leitzins unverändert in der Spanne zwischen 0,00% - 0,25% belassen. Es bleibt bei dem Sprachgebrauch, dass das Niedrigzinsniveau für eine verlängerte Phase beibehalten wird. Die Rohstoffpreise hätten für Aufwärtsdruck bei der Inflation gesorgt. Das sei nach Ansicht der Fed jedoch nur eine vorübergehende Entwicklung. Die Wirtschaft erhole sich sukzessive. Die Situation am Arbeitsmarkt verbessere sich graduell.

Wir nehmen diese Einlassungen zur Kenntnis und diskutieren intern die Phrase "Lust auf Inflation".

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Bandbreite 1.3420-1.3450 neutralisiert den positiven Bias des Euro.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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