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Fed sorgt für neuerlichen Preisauftrieb

28.04.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis steigt am Morgen auf knapp 126 USD je Barrel und nähert sich damit wieder dem Anfang des Monats verzeichneten 32-Monatshoch. WTI-Rohöl konnte zwischenzeitlich fast bis auf 114 USD je Barrel steigen. So teuer war WTI zuletzt im September 2008. Getrieben wird der Ölpreisanstieg vor allem vom schwächeren US-Dollar, welcher nach der Fed-Sitzung auf handelsgewichteter Basis auf den tiefsten Stand seit knapp drei Jahren gefallen ist. Der Lagerbericht des US-Energieministeriums konnte den Ölpreis dagegen nur kurzzeitig belasten.

Demnach sind die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 6,2 Mio. Barrel gestiegen. Das war deutlich mehr als erwartet. Die Rohöllagerbestände in Cushing gingen dagegen um 738 Tsd. Barrel zurück, was den negativen Eindruck etwas minderte. Hauptgrund für den massiven Lageraufbau bei Rohöl waren deutlich gestiegene Importe. Zudem verarbeiteten die Raffinerien weniger Rohöl zu Ölprodukten, was wiederum zu fallenden Benzin- und Destillatelagerbeständen beitrug.

Die Benzinvorräte sind mittlerweile auf den niedrigsten Aprilwert seit vier Jahren gesunken. Dies kann aber nicht als Indiz einer sich verbessernden Nachfrageentwicklung interpretiert werden. Zwar kam es in der vergangenen Woche zu einer leichten Erholung der Benzinnachfrage. Betrachtet man die vergangenen vier Wochen, so liegt die Benzinnachfrage aber noch immer 1,6% unter dem Vorjahresniveau. Angesichts der auf knapp 4 USD je Gallone gestiegenen Tankstellenpreise ist in den kommenden Wochen auch nicht mit einer Nachfrageerholung zu rechnen, welche über das saisonal übliche Ausmaß hinausgeht.


Edelmetalle

Gold markiert heute Morgen bei über 1.530 USD je Feinunze ein neues Allzeithoch. Die Fed hat gestern bekräftigt, die Zinsen für längere Zeit auf dem aktuell sehr niedrigen Niveau beizubehalten und das Anleihekaufprogramm wie geplant im Juni abzuschließen. Die Aussicht auf eine Fortsetzung der expansiven Geldpolitik brachte den US-Dollar massiv unter Druck, wovon wiederum die Edelmetalle besonders profitierten, die als wertstabile Anlagen stark gefragt waren. In Euro gerechnet kann Gold jedoch kaum profitieren und notiert bei rund 1.030 EUR je Feinunze. Silber handelt inzwischen wieder bei gut 48 USD je Feinunze, nachdem es allein gestern im Fahrwasser von Gold über 5% zulegen konnte.

Der World Gold Council veröffentlichte gestern seinen vierteljährlichen Bericht zu den Investmenttrends am Goldmarkt. Demnach verzeichneten die Gold-ETFs im ersten Quartal in Summe moderate Abflüsse und wiesen per Ende März Bestände von 2.110 Tonnen auf. Die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen stieg aufgrund des großen Interesses in Asien deutlich an. So wurden beispielsweise an der Goldbörse Shanghai im ersten Quartal 278,5 Tonnen Gold physisch ausgeliefert, 18% mehr als im Vorquartal. Die Zentralbanken waren erneut Netto-Käufer von Gold. Insbesondere in Schwellenländern wird weiter Gold zur Diversifizierung der Währungsreserven gekauft.


Industriemetalle

Zeigten sich die Metalle gestern über weite Strecken des Handelsverlaufs von ihrer schwächeren Seite, legten sie am Abend im Zuge der Fed-Zinsentscheidung und der anschließenden Pressekonferenz merklich zu. Der schwache US-Dollar war dabei ein wesentlicher Treiber. Zudem wurden die Preisrückgänge der vergangenen Tage als attraktive Kaufgelegenheit betrachtet. Aluminium erreicht aufgrund dessen heute Morgen bei über 2.770 USD je Tonne den höchsten Stand seit 32 Monaten. Mit den gestrigen Ereignissen werden jedoch nicht die dunklen Wolken am Horizont vertrieben, die sich zuletzt aufgetürmt hatten.

Insbesondere die nach wie vor steigenden Lagerbestände bei Kupfer, aber auch bei Zink und Blei geben Anlass zur Sorge. Sollte der Lageraufbau nicht bald gestoppt werden, könnten im Falle von Kupfer die bislang noch sehr optimistischen Schätzungen in Bezug auf die Marktbilanz (deutliches Angebotsdefizit in diesem Jahr) revidiert werden. Dies könnte die Preise dann nochmals belasten. Zudem hat das japanische Wirtschafts- und Industrieministerium letzte Nacht einen deutlichen Rückgang der Industrieproduktion im März von 12,9% im Vorjahresvergleich vermeldet.

Die Fahrzeugproduktion ist dabei regelrecht eingebrochen. Dies steht in direktem Zusammenhang mit der Erdbebenkatastrophe. Heute dürfte sich der Fokus auf die Veröffentlichung des US-BIP für das erste Quartal richten, wo ebenfalls mit einer deutlichen Wachstumsverlangsamung zu rechnen ist.


Agrarrohstoffe

Der im Herbst 2010 begonnenen Preisrallye bei Baumwolle scheint die Luft auszugehen. Seit Anfang April hat der nächstfällige Baumwoll-Terminkontrakt knapp 20% verloren, was per Definition den Beginn eines Bärenmarktes markieren würde. Das aktuell hohe Preisniveau hinterlässt offensichtlich Bremsspuren bei der Nachfrage. In den letzten vier Wochen waren die Nettoexporte des weltgrößten Baumwollexporteurs USA negativ, weil mehr Altaufträge storniert wurden als es Neuaufträge gegeben hat. Allein China hat in der vergangenen Woche knapp 47 Tsd. Tonnen an geplanten Baumwollkäufen storniert und war damit quasi allein für den gemeldeten Rückgang der US-Exporte verantwortlich. Dieses ungewöhnliche Verhalten erklärt sich vor allem mit der stark fallenden Terminkurve.

Baumwollkonsumenten, welche sich bereits mit Baumwolle eingedeckt haben und daher kurzfristig nicht auf weiteres Material angewiesen sind, kaufen stattdessen die kommende Ernte, welche zu deutlich niedrigeren Preisen zu haben ist. Der Dezember-Kontrakt kostet derzeit 125 US-Cents je Pfund und damit 30% weniger als der nächstfällige Terminkontrakt, welcher noch die alte Ernte abbildet und daher eine Knappheitsprämie enthält. Es wäre somit nicht überraschend, wenn das USDA heute erneut "negative" US-Baumwollexporte berichtet. An fünf Wochen in Folge hat es das seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1990 noch nie gegeben.

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DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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