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Die "72er-Formel"

23.02.2013  |  Vertrauliche Mitteilungen
"Niedrigzinsen" und Geldentwertung - das ist eine Mischung, die jedem Sparer Sorgen bereitet. Die niedrigen Zinsen sorgen dafür, daß sich das Kapital nur sehr langsam vermehrt und je höher die Geldentwertungsrate ist, desto schneller hat sich der reale Wert (also die tatsächliche Kaufkraft) des bis dahin Ersparten verringert. Damit jeder für sich die voraussichtlichen Auswirkungen der für die Zukunft erwarteten Geldentwertungsrate und Zinssätze abschätzen kann, gibt es die sogenannte "72er-Formel".

Teilt man z.B. die Zahl 72 durch die für die nächsten Jahre erwartete Inflationsrate, ergibt sich die Zahl der Jahre, die vergehen werden, bis sich der reale Wert des zugrunde gelegten Vermögens (z.B. die erhoffte Ablaufleistung einer Lebensversicherung) halbiert haben wird. Erwartet man beispielsweise für die kommenden Jahre eine Geldentwertungsrate von im Schnitt 3,5% jährlich, müßte man die Zahl 72 durch 3,5 teilen. Das Ergebnis lautet 20,57 und bedeutet eine Halbierung des realen Geldwertes innerhalb von nur 20 Jahren.

Von einer relativen Geldwertstabilität sprechen die Euro-Ökonomen im übrigen bereits, wenn die jährliche Geldentwertungsrate 2% nicht übersteigt.

Nach der vorgenannten Formel (72 : 2 = 36) ist dann mit einer Halbierung des realen Geldwertes innerhalb von 36 Jahren (sofern die jährliche Inflationsrate bei stets genau 2% liegt) zu rechnen. Bezogen auf ein Menschenleben sind 36 Jahre zwar noch immer eine ansehnliche Zeitspanne. Doch wenn man die - glücklicherweise - deutlich und beständig steigende Lebenserwartung bedenkt, relativiert sich diese Betrachtungsweise.

Wer sich z.B. mit 60 Jahren in den Ruhestand begibt, muß davon ausgehen, daß sich der Wert seines zur Altersversorgung zurückgelegten Vermögens (oder der Wert der Zahlungen aus einer privaten Rentenversicherung) bis zum 96. Geburtstag halbiert haben wird, wenn die durchschnittliche Inflationsrate bis dahin bei jährlich nur 2% liegt. Und 96 Jahre, das ist ein Alter, das bei einer anhaltenden Erhöhung der durchschnittlichen Lebenserwartung schon recht bald beinahe zum "Normalfall" werden dürfte...

Die "72er-Formel" kann auch angewendet werden, wenn man wissen möchte, innerhalb welchen Zeitraums sich das zu einem festen jährlichen Zinssatz angelegte Kapital verdoppelt haben wird. Man muß dazu ganz einfach die Zahl 72 durch den erwarteten Zinssatz dividieren.

Bis vor einigen Jahren galten bei einer "quasi-sicheren" Geldanlage noch jährliche Zinssätze von annähernd 5% erreichbar. Das entspricht einer Verdoppelung des angelegten Vermögens durch Zins und Zinseszins in nicht ganz 15 Jahren (72 : 5 = 14,4).

Nicht zu vergessen sind in diesem Zusammenhang aber auch die Kosten der Vermögensverwaltung und die auf die Erträge fälligen Steuern, die die wieder anlegbaren Beträge noch einmal deutlich dezimieren. Auf einen "Durchschnittsfall" bezogen, betragen diese Kosten zur Zeit etwa ein Drittel der zugrunde gelegten Durchschnittsrendite.

Im vorgenannten Beispielsfall ist deshalb der bei der "72er-Formel" anzuwendende Zinssatz um ein Drittel auf dann noch 3,33% zu senken. Eine Verdoppelung des Kapitals ist nach Kosten und Steuern also erst in etwa 22 Jahren zu erwarten (72 : 3,33 = 21,62).

Natürlich muß an dieser Stelle auch gesagt werden, daß sowohl zukünftige Inflationsraten als auch Zinssätze nicht mit hinreichender Sicherheit vorhergesagt werden können. Doch wer unter Berücksichtigung seiner individuellen Lebensumstände (Alter, Anlagekapital usw.) ein wenig mit der "72er-Formel" spielt, erkennt sehr schnell die von der gegenwärtigen Lage (voraussichtlich steigende Geldentwertungsraten) ausgehenden Gefahren für jeden "Sparer"!


© Vertrauliche Mitteilungen



Auszug aus den wöchentlich erscheinenden Infoblatt Vertrauliche Mitteilungen - aus Politik, Wirtschaft und Geldanlage, Nr. 4016



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