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Chef der Eurogruppe versalzt die Suppe

26.03.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis konnte nach der Rettung Zyperns vor dem Staatsbankrott zunächst auf 109 USD je Barrel steigen, gab die Gewinne aber schnell wieder ab und handelt am Morgen bei 108 USD je Barrel in etwa auf dem Niveau von gestern Vormittag. Auslöser für den Preisrückgang waren Kommentare des Vorsitzenden der Eurogruppe, Dijsselbloem (siehe auch Edelmetalle unten). In der Folge gerieten der Euro und sämtliche riskante Anlageklassen unter Druck. Marktteilnehmer, welche nach der Zypern-Rettung mit einer nachhaltigen Preiserholung gerechnet hatten, wurden somit auf dem falschen Fuß erwischt. Laut gestern veröffentlichter ICE-Daten haben die spekulativen Finanzanleger bereits vor der Zypern-Einigung verstärkt auf einen steigenden Brentpreis gesetzt.

Die Netto-Long-Positionen bei Brent wurden in der Woche zum 19. März überraschend um 6,5 Tsd. auf 121,1 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies war der erste Positionsaufbau seit sechs Wochen und erfolgte trotz eines Preisrückgangs um zwei US-Dollar in der entsprechenden Berichtswoche sowie der Ablehnung des umstrittenen ersten Hilfspaketes durch das zyprische Parlament. Bei Gasöl kam es hingegen die vierte Woche in Folge zu einem Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen. Diese wurden um weitere 11,4 Tsd. auf 59,4 Tsd. Kontrakte verringert und liegen damit auf dem niedrigsten Stand seit Anfang Januar. Die Preisdifferenz zwischen Brent und Gasöl fiel in der Berichtswoche trotz der ungewöhnlich niedrigen Temperaturen in weiten Teilen Europas zwischenzeitlich auf ein Jahrestief. Wir erachten den jüngsten Preisrückgang bei Gasöl auf 900 USD je Tonne als nicht gerechtfertigt und rechnen daher mit einer baldigen Preiserholung.


Edelmetalle

Der Goldpreis fiel gestern zunächst merklich unter die Marke von 1.600 USD je Feinunze, nachdem die in letzter Minute ausgehandelte Zypern-Rettung zu Optimismus unter den Marktteilnehmern führte. In dieser Phase waren zyklische Rohstoffe und hier allen voran Rohöl sowie Aktien stark gefragt. Mit knapp 1.590 USD je Feinunze wurde ein Wochentief verzeichnet. Die Stimmung kippte jedoch während des Handelsverlaufs am Nachmittag. Denn der Eurogruppenchef Dijsselbloem erklärte, dass die Beteiligung von Kontoinhabern an der Bankenrettung Zyperns als Modell für zukünftige Hilfsprogramme gelten könne. Diese Kommentare wurden mit großer Überraschung aufgenommen, da zuletzt immer wieder betont wurde, dass Zypern ein Sonderfall sei.

Für weitere Verunsicherung sorgte die abermalige Verschiebung der Wiedereröffnung der Banken im Mittelmeerland. Die Risikoaversion schnellte daraufhin nach oben, was sich auch in fallenden Aktienmärkten bemerkbar machte. Gold wurde in dieser Phase wieder seinem Status als sicherem Hafen gerecht und konnte einen Teil der bis dahin aufgelaufenen Verluste aufholen. Auch die ETF-Abflüsse scheinen vorerst gestoppt. In den vergangenen drei Handelstagen sind knapp drei Tonnen Gold in die ETFs geflossen. Das gelbe Edelmetall hält sich heute Morgen über dem psychologisch wichtigen Niveau von 1.600 USD je Feinunze. Auf kurzfristige Sicht dürfte der Goldpreis weitgehend durch Nachrichten zur Entwicklung in Zypern getrieben sein.


Industriemetalle

Der Preis für im chinesischen Hafen von Tianjin angelandetes Eisenerz hat seinen Abwärtstrend vorerst gestoppt und notiert aktuell bei 136 USD je Tonne. Damit liegt dieser gut 14% unter dem Zwischenhoch, das im Februar erreicht wurde. Die chinesische Eisenerznachfrage dürfte in diesem Jahr gemäß Schätzungen der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) um 50 Mio. Tonnen steigen. Davon sollen 20 Mio. Tonnen durch die Ausweitung der heimischen Produktion gedeckt werden. Der Rest muss durch Importe ausgeglichen werden. Daten der chinesischen Zollbehörde zufolge sind diese im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 8,5% auf 745,5 Mio. Tonnen gestiegen. Die Importdynamik hat zu Jahresbeginn allerdings merklich nachgelassen. So lagen die Einfuhren in den ersten beiden Monaten zusammengenommen knapp 2% unter dem vergleichbaren Vorjahreswert.

Dies, gepaart mit einer anhaltend hohen Stahlproduktion in China, macht sich in weiter fallenden Lagerbeständen bemerkbar. Die Eisenerzvorräte in den chinesischen Häfen werden bereits seit Ende August 2012 merklich abgebaut und sind kürzlich gemäß Angaben des staatlichen Research-Instituts Antaike auf 66,3 Mio. Tonnen und damit den tiefsten Stand seit vier Jahren gesunken. Der Eisenerzpreis könnte dennoch weiter nachgeben, da das globale Angebot merklich ausgeweitet wird. Die NDRC schätzt, dass die drei großen Eisenerzproduzenten Vale, Rio Tinto und BHP Billiton ihre Kapazitäten in diesem Jahr um zusammen 100 Mio. Tonnen erhöhen dürften, was zu einem Überangebot am Weltmarkt führen sollte.


Agrarrohstoffe

Der Maispreis konnte gestern um 1% auf 7,3 USD je Scheffel steigen. Dahinter steht die Erwartung, dass das US-Landwirtschaftsministerium am Donnerstag sehr knappe US-Maisvorräte ausweisen wird. Diese dürften einer Reuters-Umfrage zufolge auf dem niedrigsten März-Stand seit 15 Jahren gelegen haben. Während das vordere Ende der Terminkurve von der knappen Verfügbarkeit der alten Ernte profitiert, deuten die Terminkontrakte mit späterer Fälligkeit auf eine merkliche Entspannung des Angebots hin. Laut Reuters-Umfrage dürfte die US-Maisfläche in diesem Jahr auf 97,252 Mio. Morgen steigen. Das wäre nochmals etwas mehr als vor einem Jahr und die höchste Anbaufläche seit 77 Jahren.

Zwei Risikofaktoren könnten dem entgegenstehen. Zum einen ist das Wetter zu nennen. Sollten sich die kalten und trockenen Witterungsbedingungen in den Anbaugebieten im Mittleren Westen der USA noch länger hinziehen, könnten die Bauern ihre Anbaupläne überdenken und auf Sojabohnen umstellen, welche erst später ausgesät werden. Zum anderen ist die Terminkurve zu nennen. Für die Anbaupläne sind nämlich nicht die Preise für die alte Ernte relevant, sondern die Preise für die neue Ernte. Diese liegen aktuell bei weniger als 6 USD je Scheffel und damit gut 20% niedriger als die der alten Ernte. Der Dezember-Kontrakt liegt kaum höher als vor einem Jahr.

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