Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Silberpreis fällt auf 8-Monatstief

03.04.2013  |  Eugen Weinberg
Die Aktien- und Rohstoffmärkte sind zuletzt stark auseinander gelaufen. Dies kann man an der teilweise gegenläufigen Entwicklung der Aktien und Metalle seit Ende 2011 deutlich erkennen (Grafik des Tages). Die Diskrepanz kann man u.E. kaum nur mit schwachen Fundamentaldaten erklären, sondern ist vielmehr auf das unterschiedliche Anlegerverhalten zurückzuführen. Zusätzlich zur günstigen Liqudität, die Anleger in Aktien treibt, schichten diese offensichtlich auch ihre Rohstoffanlagen um, was die gegenläufigen Tendenzen erklären würde. So waren bei Kupfer die Anleger laut CFTC noch nie so negativ gestimmt wie derzeit. Wir sehen dies als einen Kontraindikator und erwarten einen Preisanstieg bei Industrierohstoffen in diesem Jahr.

Open in new window


Energie

Die Ölpreise haben ihre Gewinne seit Wochenbeginn nahezu wieder abgegeben. Brent fiel am Morgen auf 110 USD je Barrel, WTI auf 96,5 USD je Barrel. Verglichen mit den anderen Rohstoffpreisen halten sich die Verluste bei den Ölpreisen aber in Grenzen. Dies gilt auch vor dem Hintergrund des starken Lageraufbaus, welcher vom API gestern berichtet wurde. Demnach stiegen die US-Rohölvorräte in der Vorwoche um 4,7 Mio. Barrel und damit mehr als doppelt so stark wie erwartet. Die DOE-Lagerzahlen werden heute veröffentlicht.

Angesichts der "Zypern-Krise" und den Hoffnungen auf die Erschließung des Gasfeldes Aphrodite in seiner Wirtschaftszone ist es interessant zu beobachten, dass Israel die Förderung auf dem benachbarten Gasfeld Tamar kürzlich begonnen hat. Das Feld, das erst vor vier Jahren entdeckt wurde, soll anfänglich 7,5 Mrd. m3 Erdgas pro Jahr fördern und nach Einschätzung der Notenbank Israels bereits in diesem Jahr 1% zum BIP-Wachstum beitragen. Wie dies sowie die Produktionsausweitungen, die Israel zum Gasexporteur werden lassen sollen, die Lage im Nahen Ostern verändern, ist noch schwer zu beurteilen.


Edelmetalle

Gold und die anderen Edelmetalle kamen gestern im Laufe des Nachmittags unter Druck. Der Abwärtstrend setzt sich heute Morgen fort. Gold handelt zwischenzeitlich auf einem 3½-Wochentief von gut 1.560 USD je Feinunze. Silber fällt sogar unter die Marke von 27 USD und erreicht damit den tiefsten Stand seit Ende Juli. Seit gestern hat das weiße Edelmetall rund 4% verloren. Der neuerliche plötzliche Abverkauf dürfte im Wesentlichen vom Futures-Markt ausgelöst worden sein. Denn die Gold-ETFs verzeichneten gestern nur moderate Abflüsse und bei den Silber-ETFs waren sogar Zuflüsse zu beobachten. Auch der US-Dollar wertete gegenüber dem Euro nur marginal auf.

Aus fundamentaler Sicht gab es zudem preisunterstützende Daten für Gold und Silber. Angaben der US-Münzanstalt zufolge wurden in den USA im März 62 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft, fast genauso viele wie ein Jahr zuvor. Der Absatz von US-Silbermünzen legte im Vorjahresvergleich sogar um 32% auf 3,36 Mio. Unzen zu. Darüber hinaus meldete die Istanbuler Goldbörse, dass die Türkei im März 18,26 Tonnen Gold importiert hat, soviel wie seit acht Monaten nicht mehr. Die Türkei war 2012 gemäß Daten des World Gold Council der weltweit viertgrößte Goldkonsument. Wir gehen nicht davon aus, dass die aktuelle Preisschwäche der Edelmetalle nachhaltig ist.


Industriemetalle

Gemäß Einschätzung des chinesischen Verbands der Eisen- und Stahlhersteller dürfte sich die Stahlproduktion im Reich der Mitte in diesem Jahr auf 750 Mio. Tonnen ausweiten. Da die augenscheinliche Stahlnachfrage "nur" 670 Mio. Tonnen betragen soll, bleibt der chinesische Stahlmarkt deutlich überversorgt. Die Lage ist eigentlich noch prekärer, da sich die Produktionskapazitäten per Ende letzten Jahres laut Angaben des Verbands auf 920 Mio. Tonnen belaufen haben. Baoshan Iron and Steel (Baosteel), der größte chinesische Stahlhersteller, schätzt, dass die inländischen Produktionskapazitäten in diesem Jahr um weitere 50 Mio. Tonnen ausgeweitet werden.

Die Kapazitätsauslastung dürfte daher laut Baosteel auf nur noch rund 75% fallen. Die hohen Überkapazitäten, gepaart mit hohen Rohmaterialkosten, drücken auf die Margen der Stahlhersteller. Diese versuchen aber oftmals, durch eine Mengenausweitung der geringen Profitabilität zu begegnen. Dadurch werden jedoch die hohen Überschüsse nicht abgebaut. Dies sollte zugleich merklich steigenden Stahlpreisen entgegenstehen. Die chinesische Regierung scheint somit mit der geplanten Konsolidierung des stark fragmentierten Stahlsektors nur schleppend voranzukommen. Bis 2015 sollen rund 60% der gesamten Produktionskapazitäten bei den zehn größten Stahlherstellern des Landes konzentriert sein.


Agrarrohstoffe

Während sich der meistgehandelte Terminkontrakt für Mais gestern nochmals leicht verbilligte, konnten sich die Preise für Weizen und Sojabohnen etwas von den jüngsten Rückschlägen erholen. Am Montag meldete das USDA in seinem ersten landesweiten Fortschrittsbericht in diesem Jahr, dass die Qualität der derzeit mit 34% als gut oder sehr gut bewerteten Weizenpflanzen so schlecht zu diesem Zeitpunkt des Jahres wie zuletzt 2002 ist. Insbesondere in den südlichen Gebieten der Great Plains besteht trotz einiger Niederschläge in der letzten Zeit noch immer starker Feuchtigkeitsmangel in den Böden. Sojabohnen profitieren derzeit noch immer von Verzögerungen bei der Verschiffung in Brasilien, die Kunden wie China auf schneller verfügbare US-Ware haben ausweichen lassen. Beobachter wie das auf Ölsaaten spezialisierte Analysehaus Oil World gehen allerdings davon aus, dass sich die Situation in den brasilianischen Häfen nun entspannen wird und der Abtransport der rekordhohen dortigen Ernte in den nächsten Wochen zügiger vorangehen dürfte.

Kaffee Arabica hat seinen Mitte März begonnenen Anstieg unterbrochen und sich auf 136 US-Cents je Pfund verbilligt. Für die nun anlaufende Ernte müssen die Lager von Altbeständen geräumt werden. Einem deutlichen Preisrückgang steht die Ankündigung der brasilianischen Regierung entgegen, preisstützend einzugreifen. Mittelfristig sollte dieses Argument eine Preiserholung einleiten.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"