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Republikanische US-Politik negiert Status der Weltleitwährung!

25.07.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen bei 1.4370 (07.20 Uhr), nachdem am Freitag im europäischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4438 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 78.50. In der Folge notiert EUR/JPY bei 112.75, während EUR-CHF bei 1.1675 oszilliert.

Zunächst bieten wir EZB-Präsident Trichet angemessenen Raum. EZB-Präsident Trichet sagte, dass der Euro eine starke, solide und glaubwürdige Währung sei und wir keine Währungskrise hätten. Trichet liegt richtig. Die Eurozone ist das Paradepferd der Stabilität bezüglich Staatsverschuldung und Reformfähigkeit im Vergleich zu den USA, Japan und Großbritannien in der größten Krise seit 1929/1932.

Er sei zuversichtlich, dass alle Länder der Eurozone erfolgreich die Verschuldungspolitik meistern werden. Das sind wir auch. Die Reformpolitik läuft seit Ende 2009. Es sind die stringentesten Reformen in der Geschichte der Industrienationen. Laut "Working Paper" aus September 2010 des IWF haben solche Reformen noch nie versagt. Mit der jetzt erfolgten Abschirmung sollte der spekulativen Lust insbesondere von unseren "Freunden" aus London und NY gegen die Eurozone genügend entgegengewirkt sein.

Unser Vorschlag an die Adresse der Spekulation lautet: „Lassen wir die Fakten sprechen!“ Dann findet sich sehr schnell ein neues potentielles Spekulationsopfer oder ist dieses Opfer vielleicht nicht politisch korrekt? Oder hat es im Gegensatz zu der Eurozone gar zu viele Interventionsmöglichkeiten, die die Waffen der Spekulation stumpf machen?

Wenn spekulative Marktteilnehmer ihre Attacken nicht auf Faktenlagen, sondern maßgeblich auf Opportunitäten abstellen, sind systemische Fehlsteuerungen durch diese Kräfte ein reales Krisenpotential. Dem ist mit aller Vehemenz entgegen zu wirken.

Kommen wir zu der Staatsdefizitkrise in den USA. Auch am Wochenende gab es keine Einigung. Die Demokraten haben massive Zugeständnisse für einen Kompromiss gemacht. Die Republikaner verweigern eine Lösung.

Die Fronten sind extrem verhärtet. Die Verhärtung hat primär republikanische Wurzeln. Es geht nicht um eine sachgerechte Lösung für die USA, sondern es ist ein Feldzug der Republikaner gegen Obama.

Die "Tea Party" Bewegung geht mit messianischem Eifer gegen die Obama-Administration vor. Da spielen Kollateralschäden für die breite Bevölkerung keine Rolle, den Reichen gilt die offensichtliche Solidarität.

Mehr noch, da darf dann auch sportlich die Verantwortlichkeit der Funktion des USD als Weltleitwährung zur Disposition gestellt werden.

Das ist das Problem, wenn Bewegungen von einem messianischem Eifer begleitet werden. Die Republikaner beweisen damit, dass sie weder in der Lage sind Verantwortung für das eigene Land noch für die Rolle der USA als Halter der Weltleitwährung zu übernehmen. So weit - so schlecht ….

Damit hört die Problematik USA jedoch nicht auf. Der Öffentlichkeit in den USA ist es offensichtlich entfallen, dass der letzte republikanische Präsident der USA für die aktuelle Konstellation der USA wesentlich verantwortlich zeichnet. Wenn das politische Gedächtnis einer Nation so kurz ist, ist die politische Stabilität eines Landes als gefährdet einzustufen.

Kann sich die Welt unter diesen Umständen eigentlich eine Weltleitwährung USD leisten? Einer der größten Halter von US-Staatsanleihen, Japan, macht sich offensichtlich auch Sorgen. "Chief Cabinet Secretary" Edano sagte, man schaue genau auf die Vereinbarungen im Schuldendeal mit den USA, sowohl politisch als auch ökonomisch.

Es gibt also eine Vereinbarung zwischen USA und Japan, die Japan dazu verleitete und immer noch verleitet, keinen Mix der Devisenreserven anzustreben, sondern solitär auf den USD zu setzen.

Diese Politik erweist sich offensichtlich als recht kurzsichtig. Bereits der republikanische Präsident Bush betonte, dass Verträge nur dann einzuhalten sind, wenn sie den USA Vorteile brächten. Der Status des "zweiten Siegers" ist bei derartigen Verträgen im Vorwege klar bestimmt, oder? Am Freitag standen europäische Daten zur Veröffentlichung an. Das Bild war als durchwachsen zu klassifizieren.

Der deutsche IFO-Index lieferte bezüglich der Erwartungshaltung die Enttäuschung. Der Index sank per Juli im Monatsvergleich von zuvor 114,5 auf 112,9 Punkte. Die Prognose war bei 113,8 Zählern angesiedelt. Damit markierte der Index den tiefsten Stand seit Oktober 2010. Losgelöst von dieser Tatsache beschreibt das aktuelle Indexniveau damit weiter solide Expansion. Bezüglich der Tatsache, dass in den letzten vier Monaten 3 ½ "schwarze Schwäne", Nordafrika, Fukushima, Defizitkrise Europa und einsetzende US-Defizitkrise, auszuhalten waren, ist das aktuelle Niveau schlicht weg und ergreifend erfrischend stark!

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Dass noch nicht aller Tage Abend in der Konjunktur ist, wurde auch durch den Auftragseingang der Industrie der Eurozone per Berichtsmonat Mai deutlich. Hier kam es zu einem Anstieg im Monatsvergleich um 3,6%. Die Prognose lag bei lediglich 0,3%. Im Jahresvergleich stellte sich als Resultat eine Zunahme um 15,5% nach zuvor 10,3% ein.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, dass den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Tiefstkurse 1.3835 neutralisiert den positiven Bias.
Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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