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Rohöl und Industriemetalle überraschend fester

17.05.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis konnte dank eines schwächeren US-Dollar gestern auf 104,4 USD je Barrel steigen und die Gewinne über Nacht weitgehend verteidigen, obwohl der Greenback nach falkenhaften Fed-Kommentaren inzwischen wieder zur Stärke neigt. Gleiches gilt für den WTI-Preis, welcher bei gut 95 USD je Barrel notiert. Es ist allerdings fraglich, ob die Ölpreise angesichts des überversorgten Marktes einem stärkeren US-Dollar dauerhaft trotzen können. Laut dem Beratungsunternehmen Oil Movements sollen die OPEC-Lieferungen in den vier Wochen zum 1. Juni um 220 Tsd. Barrel pro Tag steigen. Oil Movements führt dies auf eine höhere Nachfrage aus Asien zurück.

Das höhere OPEC-Angebot trägt nicht dazu bei, das derzeit bestehende Überangebot abzubauen. Schätzungen zufolge produziert die OPEC derzeit ca. 1 Mio. Barrel pro Tag mehr Rohöl als benötigt. Die Gasölbestände in der Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen (ARA) sind in der letzten Woche auf 2,1 Mio. Tonnen gefallen, das niedrigste Niveau seit Anfang Januar. Seit Ende März sind die Vorräte um 15% zurückgegangen. Der Gasölpreis konnte im Zuge dessen auf gut 870 USD je Tonne steigen und sich zuletzt auch deutlich besser entwickeln als der Brentölpreis, was sich an der Ausweitung der Preisdifferenz auf 13,5 USD je Barrel zeigt.


Edelmetalle

Der Goldpreis handelt weiterhin unter der Marke von 1.400 USD je Feinunze und droht kurzfristig weiter nachzugeben. Denn auch gestern verzeichneten die Gold-ETFs Abflüsse von 7,1 Tonnen. Zwar hat die robuste physische Nachfrage in Asien die Prämien für Goldbarren auf Allzeithochs steigen lassen. Die steigende Nachfrage nach Schmuck, Münzen und Barren war laut World Gold Council im ersten Quartal allerdings nicht ausreichend, die Abflüsse aus den Gold-ETFs zu kompensieren. Ähnliches gilt vermutlich auch im zweiten Quartal, da die ETF-Abflüsse noch deutlich stärker sind. Betrugen diese im ersten Quartal 182 Tonnen, so sind es im laufenden Quartal bereits 243 Tonnen. Solange die Aktienmärkte weiter steigen und die Inflationsraten zurückgehen – die US-Inflation fiel im April auf 1,1%, das niedrigste Niveau seit Ende 2009 -, dürften sich die Abflüsse fortsetzen.

Vor allem institutionelle Investoren zeichneten sich für die Gold-ETF-Abflüsse im ersten Quartal verantwortlich. Laut Pflichtmitteilung der US-Börsenaufsicht SEC haben die meldepflichtigen Großanleger 31,2 Mio. Anteile bzw. 3,12 Mio. Unzen oder 97 Tonnen am SPDR Gold Trust verkauft. Das sind immerhin 75% der Abflüsse aus dem SPDR Gold Trust. Größte Verkäufer waren Northern Trust (910,5 Tsd. Unzen) und BlackRock (428,5 Tsd. Unzen). Der größte Anteilseigner am SPDR Gold Trust, der Hedgefondsmanager John Paulson, hielt dagegen per 31. März unverändert Anteile von 2,18 Mio. Unzen. Die häufig in der Presse erwähnten Verkäufe von George Soros sind dagegen zu vernachlässigen, da dieser seine ohnehin geringen Bestände nur um 6,9 Tsd. Unzen bzw. 12% reduzierte. Der Ausstieg der institutionellen Anleger dürfte sich im zweiten Quartal fortgesetzt haben. Seit Anfang April sind die Bestände des SPDR Gold Trust um weitere 5,8 Mio. Unzen gesunken. Diese machen wiederum mehr als 70% der gesamten ETF-Abflüsse aus.

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Industriemetalle

Die Metallpreise konnten gestern Nachmittag deutlich zulegen und ihre Gewinne heute Morgen sogar weiter ausbauen: Eine Tonne Kupfer kostet mit gut 7.300 USD je Tonne aktuell fast 200 USD mehr als gestern früh. Der soeben gemeldetet weitere Abbau der Kupfervorräte in Shanghai um 4.700 Tonnen könnte zusätzlichen Rückenwind geben. Nickel konnte als einziges Industriemetall vom gestrigen Stimmungsumschwung nicht profitieren. Ohnehin ist Nickel mit einem Preisrückgang um gut 20% von seinem Jahreshoch Anfang Februar der größte Verlierer. Ausschlaggebend sind die hohen Überschüsse am Markt, die sich in immer weiter steigenden LME-Lagerbeständen niederschlagen.

Seit Jahresbeginn sind die Nickelvorräte, die im Grunde bereits seit November 2011 nahezu kontinuierlich steigen, um weitere 30% gestiegen. Sie erreichten Mittwoch mit knapp 180 Tsd. Tonnen einen neuen Rekordwert. Die niedrigen Preise auch am Spotmarkt in China haben zwar viele Nickel-Pig-Iron-Produzenten zu Stilllegungen gezwungen. Nun berichtet aber Reuters, dass viele dieser Produzenten verstärkt investieren, um dann mit reduzierten Kosten an den Markt zurückzukommen. Da wohl auch die indonesischen Exportrestriktionen für Nickelerze das Angebot am chinesischen Markt bislang kaum reduziert haben, zeichnet sich ein deutlicher Abbau des Überangebots derzeit nicht ab. Die Internationale Nickel Study Group rechnet in diesem Jahr mit einem weiteren Überschuss von 90 Tsd. Tonnen, nach 110 Tsd. Tonnen im Vorjahr. Wir gehen jedoch davon aus, dass diese negativen Tendenzen bereits in den Preisen berücksichtigt sind.


Agrarrohstoffe

Trockenes Wetter im Mittleren Westen der USA hatte in den vergangenen Tagen zu einer beschleunigten Maisaussaat geführt und die Getreidepreise belastet. Die Maisaussaat soll Analystenschätzungen zufolge Ende dieser Woche zu 55% bis 65% komplett sein, verglichen mit 28% in der Vorwoche. Das US-Landwirtschaftsministerium veröffentlicht die neuen Zahlen zum Erntefortschritt am kommenden Montag. Die Vorhersage von Regenfällen im Mittleren Westen der USA dürfte die Hoffnung auf eine weiter voranschreitende Aussaat von Mais, Sojabohnen und Sommerweizen allerdings dämpfen und die Preise wieder steigen lassen.

Das anhaltend heiße und trockene Wetter in Teilen Russlands könnte für die dortige Getreideernte zu einem Problem werden. Falls es bis Mitte kommender Woche nicht regnet, drohen dem Agrarberatungsunternehmen SovEcon zufolge Ertragseinbußen bei Sommergetreide. Bei noch längerer Regenarmut wären auch die Erträge bei Wintergetreide negativ betroffen. Das russische Agrarministerium rechnet bislang mit einer Getreideernte von 95 Mio. Tonnen in diesem Jahr, was einem Anstieg um 24 Mio. Tonnen gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde. Vor einem Jahr hatte Dürre zu dieser Jahreszeit zu einem Verlust von etwa einem Viertel der russischen Getreideernte geführt und die Weizenpreise ab Mitte Juni deutlich steigen lassen. Von daher gilt es, die Wetterentwicklung in Russland im Auge zu behalten.




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