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Weitestgehend richtungslos

13.09.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölmärkte zeigen weiter relative Stärke: Nicht nur dass sich Rohöl in den letzten Wochen kaum in den Abwärtssog der Finanzmärkte hat ziehen lassen, es kann sogar von den kurzfristigen Erholungstendenzen profitieren. Gestern Nachmittag stieg der Brentölpreis um 2 USD je Barrel und konnte sich somit vom vorläufigen Tief im August bereits um 10% verteuern. Die jüngste Stärke ist umso bemerkenswerter, als dass nun auch von den internationalen Ölagenturen die Eintrübung des Fundamentalumfeldes bestätigt wird.

Gestern hat die OPEC in ihrem Monatsbericht die Prognose für die Ölnachfrage für das laufende Jahr um 150 Tsd. Barrel pro Tag nach unten revidiert. Sie verwies dabei nicht nur auf die schwache Benzinnachfrage während der Sommer-Fahrsaison in den USA, sondern auch auf einen geringeren Bedarf in China. Für das dritte Quartal sei sogar mit einem Rückgang der chinesischen Ölnachfrage um 200 Tsd. Barrel pro Tag gegenüber dem Vorquartal zu rechnen. Während jedoch die OPEC ihre Prognosen für nächstes Jahr nahezu unverändert lässt, zeigt sich heute die Internationale Energieagentur deutlich pessimistischer. Sie hat nicht nur die Prognose für das Nachfragewachstum für dieses Jahr um 160 Tsd. Barrel auf 1 Mio. Barrel pro Tag gesenkt.

Auch für das nächste Jahr hat die IEA die Schätzung des Wachstums der Ölnachfrage um 190 Tsd. Barrel auf 1,4 Mio. Barrel pro Tag reduziert. Auch dies könnte sich allerdings angesichts der raschen Konjunkturabkühlung im Westen als zu optimistisch erweisen. Zudem zeigt sich die OPEC hinsichtlich einer raschen Wiederaufnahme der Ölproduktion in Libyen sehr optimistisch und bestätigt damit unsere Einschätzung: Bereits in sechs Monaten könne Libyen dank seiner hohen Expertise und spezieller Sicherheitskräfte wieder 1 Mio. Barrel pro Tag produzieren. Wir sind daher skeptisch, dass der Ölpreis angesichts der Verschlechterung des fundamentalen Umfeldes weiterhin Stärke zeigen kann.


Edelmetalle

Während die zyklischen Rohstoffe wie Energieträger und Industriemetalle im Zuge sich erholender globaler Aktienmärkte einen Großteil ihrer Verluste wieder wettmachen konnten, kam Gold gestern merklich unter Druck und verlor in der Spitze mehr als 3%. Zum starken Preisrückgang trugen auch Meldungen bei, wonach China dem angeschlagenen Italien finanziell zu Hilfe kommen könnte. Das niedrigere Preisniveau wurde allerdings offensichtlich schnell wieder zu Käufen genutzt, so dass die Marke von 1.800 USD je Feinunze letztendlich gehalten hat.

Heute Morgen handelt Gold bereits wieder bei rund 1.830 USD. Die Schuldenkrise der Euro-Peripherieländer bleibt das bestimmende Thema. Es ist kaum anzunehmen, dass die Troika - bestehend aus EZB, IWF und EU-Kommission - bei ihrer morgigen Rückkehr nach Athen ein weitgehend verändertes Bild vorfinden wird als vor anderthalb Wochen. Ein positiver Bericht der Troika ist aber notwendig, um die Auszahlung der nächsten Hilfstranche von 8 Mrd. EUR zu ermöglichen. Ohne diese Mittel wäre Griechenland im Oktober nicht mehr in der Lage, seinen Verbindlichkeiten nachzukommen. Darüber hinaus vermeldete die EZB gestern, dass sie in der Vorwoche Staatsanleihen im Wert von 14 Mrd. EUR gekauft hat. Und auch für diese Woche zeichnet sich bereits jetzt schon ein hohes Interventionsvolumen ab. Gold dürfte daher als sicherer Hafen nachgefragt bleiben.


Industriemetalle

China hat laut Daten des Nationalen Statistikbüros im August seine Kupferproduktion im Vergleich zum Vorjahr um 29% auf ein Rekordhoch von 518 Tsd. Tonnen ausgeweitet. Dennoch sind die Importe zuletzt auch stark gestiegen. Wir interpretieren dies als Zeichen einer weiterhin hohen Kupfernachfrage im Inland. Zugleich erwarten die chinesischen Schmelzereien offenbar einen weiteren saisonal bedingten Anstieg der Kupfernachfrage im Herbst. Das staatliche Research-Institut Antaike schätzt, dass China zwischen 2011 und 2015 insgesamt 53,4 Mio. Tonnen Kupfer verbrauchen wird, 58% mehr als in den fünf Jahren zuvor. Die Nachfrage soll um 7% jährlich steigen, was den Kupferpreis langfristig unterstützen dürfte.

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Auch die Aluminiumproduktion in China ist im August gegenüber Vorjahr um 22% auf 1,55 Mio. Tonnen gestiegen und lag damit nur knapp unter dem im Juli markierten Rekord. Während der globale Kupfermarkt in diesem Jahr ein Angebotsdefizit aufweisen wird, bleibt der Markt mit Aluminium ausreichend versorgt. Außerhalb Chinas sind die Lagerbestände auch zuletzt weiter gestiegen. Gemäß Daten des Handelshauses Marubeni sind die Aluminiumvorräte in Japan im August auf 241,2 Tsd. Tonnen und damit den höchsten Wert seit Mai 2009 gestiegen.


Agrarrohstoffe

Wie erwartet hat das USDA in seiner gestern veröffentlichten Prognose ihre Erwartung an die US-Maisernte weiter nach unten geschraubt. Die erwartete Erntemenge wurde aufgrund der Trockenheit im Mittleren Westen nochmals um gut 3% auf 12,5 Mrd. Scheffel zurückgenommen. Damit läge sie trotz der Flächenausdehnung auf den zweithöchsten Wert seit dem Zweiten Weltkrieg kaum spürbar über der Vorjahresmenge. Vor allem ist der Rückgang einem geringeren Ertrag geschuldet. Mit nur 148,1 statt den bisher erwarteten 153 Scheffel je Morgen liegt die neueste Schätzung des USDA eher im unteren Bereich der Marktschätzungen. Für die erwarteten Lagerbestände an Mais in den USA zum Ende der bald anlaufenden Saison ergibt sich so nochmals eine deutliche Reduzierung von bereits sehr niedrigem Niveau aus.

Die Dominanz der USA am Weltmaismarkt schlägt sich auch in einer geringeren Welterntemenge 2011/12 als im Vormonat prognostiziert nieder. Allerdings ergibt sich gegenüber dem Vorjahr noch immer ein Plus von 3,7%. Zwar hat das heiße und trockene Wetter im Juli und August das USDA nicht zu einer Abwärtsrevision der US-Sojabohnenernte veranlasst. Allerdings soll diese noch immer 7,3% kleiner als im Vorjahr ausfallen. Die im August erfolgte starke Reduktion des erwarteten Ertrags je Morgen wurde im September-Bericht nur zu einem kleinen Teil rückgängig gemacht.

Bei Weizen zeigt sich insgesamt ein positiveres Bild: Insbesondere in der EU und der Schwarzmeerregion wurde das Ernteergebnis besser eingeschätzt. Die Weizen-Lagerbestände sollen sowohl in den USA als auch weltweit höher ausfallen. Für die USA (+13% gegenüber der Vormonatsschätzung) ist dies allerdings mit dem Wermutstropfen geringerer Exporte verbunden.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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