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COMEX, JP Morgan und Bernanke als Indikatoren

19.07.2013  |  Markus Blaschzok
In dieser Woche war die Volatiltität bei den Edelmetallen stark zurückgegangen und die Preise für Gold und Silber handelten in einer engen Handelsspanne. Der einzige Tag, an dem etwas Wind aufkam, war der Mittwoch, an dem der US-Notenbankchef Ben Bernanke drei Stunden vor dem Kongress befragt wurde. Die erste Stunde schien wie insziniert und jeder der "Volksvertreter", der seine Worte an den Bernank richtete, bedankte sich zum Teil viele Male mit übertriebener Demut bei dem Vertreter des FED-Systems. Man dankte ihm für seinen "Dienst am Volk", für "seine großartige Arbeit" und sogar dafür, dass er sich einmal im halben Jahr die Zeit nimmt, um "vor dem Kongress zu erscheinen" und sogar dafür, dass "man ihm Fragen stellen dürfe". [sic!]

In der Gesamtbetrachtung beinhaltete seine kurze Rede und die Antworten auf die zu Beginn gestellten Fragen wie ein einstudiertes Frage- und Antwortspiel. Nichts Neues war zu vernehmen und die Aussagen entsprachen dem letzten schwammigen FOMC-Protokoll, wonach sich die FED die Türen für jedes mögliche Szenario, von einem Ende bis zu einer Ausweitung der QE-Programme offen hielt. Weder die Aktienmärkte noch der Euro zum US-Dollar sowie die Agrarrohstoffe zeigten eine nennenswerte Reaktion, die man in Zusammenhang mit den Aussagen hätten bringen können. Nur Gold und Silber, die im Vorfeld seiner Worte mit 1.300 USD und 20,20 USD bereits sehr nahe an ihre Widerstände kamen, sahen sich plötzlich einem starken Verkaufsdruck ausgesetzt, wobei Gold um 25 USD und Silber um 90 US-Cent binnen 15 Minuten nach unten rauschten.

Entweder ist der Markt mittlerweile darauf konditioniert die Edelmetalle zu verkaufen, sobald Bernanke das Wort erhebt, oder der ESF und Co. hielten an dieser wichtigen Ausbruchsmarke erneut die Hand auf den Preis. Wären die in den letzten Wochen mehrmals getesteten Widerstände gefallen, dann hätten platzierte Kauforders und Shorteindeckungen womöglich schnell zu einer kurzen Rallye bis zu den nächsten Widerständen bei 1.340 USD und 21 USD geführt. Man muss hier wirklich etwas um die Ecke denken. Hätte es wirklich sein dürften, dass die monetären Edelmetalle im Zuge eines Ausbruchs um zwei bis drei Prozent ansteigen, nachdem der US-Notenabankchef sprach?

Deutlich von einem Tapering zu sprechen, wagte er sich angesichts der immer noch hohen Renditen für die T-Notes nicht. Andererseits wäre es fatal gewesen, hätte der Inflationsindikator Nummer eins auf seine Rede mit einem Preissprung reagiert. Deshalb, und weil der Markt im Vorfeld äußerst stark war und alle anderen Märkte stabil waren, gehe ich davon aus, dass „korrigierend“ vom ESF und Co. eingegriffen wurde, damit ein Ausbruch nach oben nicht in zeitlichen Zusammenhang mit seiner Rede kam und so ein Inflationssignal an die Märkte ausgesendet worden wäre.

Faszinierend war, dass der Raum zu Beginn Bernankes Befragung mit Fotografen, Reportern und Kongressmitglieder noch gefüllt war - zwei Stunden Später jedoch eine gähnende Leere und völliges Desinteresse aufwies. Man kann wohl niemanden verdenken, wenn er sich das Gerede vom Ben nicht drei Stunden anhört - doch haben wir es getan und wurden letztlich belohnt, als dann noch Fragen von unabhängigen und stolzen Abgeordneten kamen, die Bernanke auch klar beantwortete. Beispielsweise sagte er deutlich, dass "die Wirtschaft Schiffbruch erleiden würde, wenn man die QE-Maßnahmen einstellen würde."

Genau das sagen wir seit Anbeginn an und das ist auch der Grund, warum er es nicht wagen wird, QE4 komplett zu beenden oder stark zurückzufahren. Ein anderer Abgeordneter zog einen Vergleich mit einer normalen Person, die ja irgendwoher das Geld für Käufe nehmen müsse, und fragte den Ben dann, ob die FED nicht Geld drucke, worauf er "Äääähm nein - nicht wortwörtlich" entgegnete, sich damit herausredete und sich nicht weiter dazu äußerte. Natürlich wird Geld aus dem Nichts erzeugt, weshalb auch Offenmarktgeschäfte der EZB und BuBa gesellschaftlich als direkte Staatsfinanzierung über die Notenpressen geächtet sind.

Bernanke sagte weiterhin, Gold wäre ein ungewöhnlicher Vermögenswert, dessen Preis niemand wirklich verstehen würde und vielleicht weiter fallen möge, wenn die Sorgen vor einen extremen Ausgang der Krise weniger würden. Die Wahlen stehen bald an und danach dürften die ökonomischen Probleme der Eurozone und der USA schnell wieder in den Vordergrund rücken und somit die Sorgen bei den im Augenblick Wortgläubigen wieder erheblich zunehmen und Gold als Geld und sicherer Hafen für Vermögen wieder viel gefragter sein.


JP Morgan als Indikator für bald steigende Preise?

JP Morgan, die als einer der Hauptmanipulatoren am Gold und Silbermarkt gilt und in der wöchentlichen Terminmarktreport zu den Big 4 in unserem Terminmarktreport beobachtet werden, kommen an der COMEX zunehmend unter Bedrängnis. Das Lagerhaus von JP Morgan erfuhr seit Jahresanfang enorme Abflüsse aus den sogennanten "eligiblen" Beständen, die Kunden dort halten aber auch in registrierte Bestände zur Erfüllung von Lieferungansprüchen aus Terminkontrakten verwendet werden können. Von über 3 Mio. Feinunzen fiel der Bestand auf nur noch 436.000 Unzen, wobei 390.000 Unzen davon registrierte Bestände sind.

Die Nichtregistrierten Bestände, die im Fall der Fälle als Reserve genutzt werden können, sind damit auf eine Tonne geschrumpft. JP Morgan kommt damit in die Gefahrenzone bei eventuellen physischen Settlements nicht liefern zu können, was sie dazu zwingen würde, sich am Markt einzudecken. Dies würde natürlich zusätzliche Nachfrage am Markt entfachen und somit steigende Preise unterstützen.

Wie gut, dass JP Morgan und Co. mit unglaublich hohen 12 Tagen der Weltproduktion am Terminmarkt die größte Longposition seit Beginn der Goldhausse halten, sodass sie von steigenden Preisen profitieren und ihre Bestände wieder auffüllen können. Sie sind also mit über 80 Tonnen auf der Longseite und haben nur noch 12 Tonnen an registrierten Beständen für die Lieferung. Natürlich kann JP Morgan plötzlich noch von woanders Ware zugeschoben bekommen, doch lässt man diese Möglichkeit außen vor, so wäre das ein überaus deutlicher Hinweis auf nicht mehr fallende, sondern tendenziell steigende Preise am Markt.

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