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Erneuter kräftiger Rückgang der Cushing-Vorräte

31.07.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist in der Nacht unter 107 USD je Barrel gefallen. Als preisbelastend erwiesen sich die gestern nach Handelsschluss vom API veröffentlichten Lagerdaten. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche zwar um weitere 740 Tsd. Barrel zurückgegangen. Das war aber der geringste Lagerabbau seit fünf Wochen und auch deutlich weniger als erwartet. Ausschlaggebend hierfür waren höhere Importe und eine niedrigere Rohölverarbeitung. Die Benzinvorräte stiegen entgegen den Erwartungen um 1,8 Mio. Barrel. Diesen preisbelastenden Daten stand ein erneut kräftiger Rückgang der Rohölbestände in Cushing gegenüber, welche um weitere 1,9 Mio. Barrel sanken.

In den letzten vier Wochen sind diese somit insgesamt um 7,5 Mio. Barrel zurückgegangen. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Hier wird mit einem Lagerabbau bei Rohöl um 2,5 Mio. Barrel gerechnet. Dies wäre der fünfte Rückgang in Folge, allerdings der geringste Abbau in diesem Zeitraum. Der Fokus dürfte zudem auf die Cushing-Vorräte gerichtet sein, welche in den vergangenen Wochen ebenfalls kräftig gefallen sind. Sollte es auch dort zu einem weiteren massiven Abbau kommen, dürfte der WTI-Preis profitieren. Dieser ist gestern vor der API-Veröffentlichung auf ein 3-Wochentief von 102,7 USD je Barrel gefallen, konnte sich in der Nacht aber gegen den negativen Trend bei Brent leicht erholen. Die Preisdifferenz zwischen den beiden Ölsorten, welche sich gestern zwischenzeitlich auf knapp 4 USD ausgeweitet hatte, hat sich im Zuge dessen wieder auf 3,4 USD verringert. Die DOE-Daten heute könnten für eine weitere Spreadeinengung sorgen.


Edelmetalle

Der Goldpreis zeigt sich zum Handelsauftakt heute Morgen etwas fester bei gut 1.330 USD je Feinunze. Der Fokus der Marktteilnehmer wird sich heute auf die Sitzung der US-Notenbank Fed richten. Der Markt erhofft sich vom FOMC-Statement nach der Zinsentscheidung neue Hinweise, wann die Fed mit der Reduzierung ihrer Anleihekäufe beginnen wird. Unsere Volkswirte gehen allerdings nicht davon aus, dass die Fed schon heute einen Kurswechsel verkünden wird. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs haben in dieser Woche bislang keine Abflüsse verzeichnet. Im Gegenteil, den ETFs sind sogar 0,6 Tonnen zugeflossen. Dies erscheint allerdings eher wie ein Tropfen auf den heißen Stein, bedenkt man, dass seit Monatsbeginn die Bestände der Gold-ETFs um 75 Tonnen reduziert wurden. Daher ist es unseres Erachtens zu früh, dies als Trendwende zu bezeichnen.

Ein Ende der ETF-Abflüsse erscheint uns allerdings unabdingbar, bevor es zu nachhaltigen Preissteigerungen kommen kann. Im Fahrwasser von Gold verteuern sich auch die anderen Edelmetalle leicht. Silber schafft es allerdings noch nicht, nachhaltig die Marke von 20 USD je Feinunze zu überschreiten. Ein bislang preisbelastender Faktor dürfte aber aus dem Weg geräumt worden sein: Denn die EU hat zu Beginn der Woche ihr Vorhaben aufgegeben, Strafzölle für chinesische Solarzellenhersteller zu verhängen. Gemäß Schätzung des Silver Institute hat die Photovoltaikindustrie im letzten Jahr rund 60 Mio. Unzen Silber nachgefragt und war damit einer der Hauptnachfrager bei industriellen Anwendungen.


Industriemetalle

Offenbar in Erwartung schwacher Konjunkturdaten aus China - morgen früh wird der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe veröffentlicht - haben sich die Marktteilnehmer gestern von weiteren Rohstoffpositionen getrennt. In Folge dessen standen die Rohstoffpreise im Allgemeinen unter Druck. Am stärksten gaben jedoch die Industriemetalle nach. Der LME-Industriemetallindex fiel um 1,6% auf ein 3-Wochentief von 2.932 Punkten. Zu erhöhter Unruhe unter den Marktteilnehmern trugen auch Berichte bei, wonach in China das Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr in 17 von 30 Provinzen bzw. Großstädten hinter den Zielvorgaben zurückblieb.

Diese auf den ersten Blick besorgniserregende Nachricht relativiert sich jedoch etwas, wenn man den Vergleich mit dem Vorjahr zieht. Denn auch im ersten Halbjahr 2012 blieben 14 Provinzen unter ihren Vorgaben. Dennoch steigt dadurch das Risiko, dass das landesweite Wachstumsziel von 7,5% für das Gesamtjahr verfehlt wird. Zudem könnte dies als Beleg gewertet werden, dass die chinesische Regierung ein langsameres Wirtschaftswachstum toleriert. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet allerdings, dass China trotz der sehr komplizierten nationalen und internationalen Bedingungen ein stabiles Wachstum im zweiten Halbjahr beibehalten will. Zudem möchte die Regierung eine stabile und gesunde Entwicklung im Immobilienmarkt fördern. Xinhua beruft sich dabei auf ein vom Staatspräsidenten Xi Jinping geleitetes Treffen des Politbüros.


Agrarrohstoffe

Der weltgrößte Kalidüngerproduzent Uralkali aus Russland, der knapp 20% der Weltproduktion verantwortet, hat gestern den Markt mit dem Ausstieg aus der Vertriebsallianz BPC mit dem weißrussischen Produzenten Belaruskali schockiert. Gleichzeitig hat Uralkali einen Rückgang der Kalidüngerpreise um 25% von gegenwärtig 400 USD auf 300 USD je Tonne Kaliumchlorid (KCl) prognostiziert und angekündigt, seine KCl-Produktion von 9,4 Mio. Tonnen im Vorjahr auf die aktuelle Vollkapazität von 13 Mio. Tonnen erhöhen zu wollen. Zuvor hatte BPC zusammen mit dem nordamerikanischen Vertriebskonsortium Canpotex 70% des Weltkalidüngermarktes kontrolliert und sich preissensitiv verhalten, d.h. man hatte stabile Preise stets hohen Volumina vorgezogen.

Sollte nun das "Duopol" fallen, sich der Kalimarkt öffnen und die Produzenten in den Preiskampf ziehen, dürfte dies mittelfristig zu deutlich niedrigeren Kalidüngerpreisen führen. Langfristig gesehen würde dies die vorhandenen Überkapazitäten reduzieren, den Markt bereinigen und könnte zu einer höheren Marktkonzentration führen. Die niedrigen Preise dürften wiederum zu einer höheren Nachfrage und einem verstärkten Einsatz von KCl bei den Agrarproduzenten führen, was insbesondere langfristig in höheren Ernten resultieren wird. Interessant ist dabei, dass der KCl-Preis in den letzten zwei Jahren nicht auf die massive Verteuerung bei Mais reagiert hatte (Grafik des Tages). Nichtsdestotrotz dürfte ein nachhaltiger Preisrückgang bei Kali längerfristig preisdämpfend insbesondere bei Mais und Sojabohnen wirken.

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