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Konjunkturdaten und Fed geben Rückenwind

01.08.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Positive Konjunkturdaten aus den USA und China sowie ein weiterer kräftiger Rückgang der Rohölvorräte in Cushing ließen die Ölpreise gestern deutlich steigen. Der WTI-Preis konnte gestern um 2% zulegen und setzt am Morgen mit einem Anstieg auf 105,7 USD je Barrel seinen Höhenflug fort. Auch Brent kann im Schlepptau von WTI am Morgen auf knapp 108 USD je Barrel steigen. Allerdings fällt der Preisanstieg bei Brent im Vergleich zu WTI unterproportional aus. Die Preisdifferenz zwischen den beiden Ölsorten hat sich im Zuge dessen auf ca. zwei USD verringert, nachdem diese vor zwei Tagen noch bei etwa vier USD lag.

Die Rohöllagerbestände in Cushing sind laut US-Energieministerium in der vergangenen Woche um 1,9 Mio. Barrel zurückgegangen. Seit Ende Juni sind die Vorräte dort um 7,5 Mio. Barrel und damit auf das niedrigste Niveau seit April 2012 gesunken. Die landesweiten Rohölvorräte verzeichneten dagegen erstmals seit fünf Wochen einen Lageraufbau. Grund hierfür waren höhere Importe und eine niedrigere Rohölverarbeitung durch die Raffinerien. Letztere fiel die zweite Woche in Folge und scheint ihren Höhepunkt überschritten zu haben.

Da gleichzeitig die US-Ölproduktion weiter steigt, ist in den kommenden Wochen mit einem weiteren Anstieg der Rohöllagerbestände zu rechnen, falls die Importe nicht entsprechend zurückgehen. Dies dürfte den Ölpreisen den Wind aus den Segeln nehmen. Die Ölproduktion der OPEC ist Umfragen von Reuters und Bloomberg zufolge im Juli gesunken, liegt aber weiter über dem offiziellen Ziel von 30 Mio. Barrel pro Tag. Grund hierfür waren unfreiwillige Produktionsausfälle in Libyen und Irak. Auch in Nigeria ging die Ölproduktion weiter zurück, während Saudi-Arabien mehr produzierte.


Edelmetalle

Der Goldpreis kam gestern Nachmittag im Zuge überraschend guter US-Konjunkturdaten (siehe Industriemetalle) zunächst unter Druck und rutschte bis auf 1.306 USD je Feinunze ab. Die Verluste wurden im späten Handel jedoch fast vollständig wieder aufgeholt, nachdem die US-Notenbank Fed ihren geldpolitischen Kurs bestätigt hatte. In ihrem Statement betonte sie die Gefahren für die wirtschaftliche Entwicklung, die aus einer zu niedrigen Inflationsrate herrühren. Dies wurde vom Markt dahingehend interpretiert, dass die Anleihekäufe wohl doch noch nicht im Herbst reduziert werden.

Unsere Volkswirte vertreten schon länger die Ansicht, dass eine Reduzierung nicht vor Dezember erfolgt. Die Beibehaltung der Anleihekäufe von monatlich 85 Mrd. USD und ein erwartetes Anziehen der Inflation sollten den Goldpreis unseres Erachtens in den nächsten Monaten unterstützen. Heute Nachmittag rücken die Sitzung der EZB und die anschließende Pressekonferenz in den Fokus der Marktteilnehmer. Ähnlich wie bei der Fed-Sitzung sollte es aber auch hier keine großen Überraschungen geben, nachdem bei der letzten EZB-Sitzung Anfang Juli sogar über eine Zinssenkung diskutiert wurde.

Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern den dritten Tag in Folge leichte Zuflüsse. Seit Anfang der Woche wurden die Bestände um 1,6 Tonnen erhöht. In den letzten sechs Handelstagen ist per Saldo kein Gold mehr aus den ETFs abgeflossen. Sollten die ETF-Abflüsse enden, würde ein wesentlicher Belastungsfaktor für den Goldpreis wegfallen.


Industriemetalle

Die Metallpreise konnten gestern im Zuge überraschend guter US-Konjunkturdaten - das BIP ist im zweiten Quartal um 1,7% gewachsen - merklich zulegen. Aus Sicht unserer Volkswirte sollte das Wirtschaftswachstum in den USA in den kommenden Quartalen spürbar anziehen, denn die inländische Nachfrage belebt sich und die Industrie scheint ihre Schwäche überwunden zu haben. Dank ebenfalls überraschend positiver Konjunkturdaten aus China erhalten die Metallpreise heute Morgen weiteren Auftrieb. Entgegen den Erwartungen ist der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Juli nicht unter die Marke von 50 gefallen, sondern sogar leicht auf 50,3 gestiegen. Alle Komponenten trugen zur Erholung bei.

Die chinesische Wirtschaft bleibt damit zunächst weiter auf Expansionskurs. Dies spiegelt sich auch in festen asiatischen Aktienmärkten wider, die wiederum die Metallpreise unterstützen. Kupfer steigt kurzzeitig auf knapp 7.000 USD je Tonne, Aluminium handelt wieder über 1.800 USD je Tonne und Nickel erobert vorübergehend die Marke von 14.000 USD je Tonne zurück. Auch für den Rest der Woche dürften Konjunkturdaten im Mittelpunkt des Marktinteresses stehen. So wird heute Nachmittag beispielsweise in den USA der ISM-Index veröffentlicht, das Pendant zum chinesischen Einkaufsmanagerindex. Im Falle einer positiven Überraschung dürfte es zu einer weiteren Verteuerung der Metallpreise kommen.

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Agrarrohstoffe

Der Frost, welcher in der vergangenen Woche die südlichen Anbauregionen in Brasilien heimgesucht hatte, könnte auch spürbare Schäden bei der dortigen Zuckerrohrernte hinterlassen haben. Das brasilianische Agrarresearchunternehmen Datagro rechnet damit, dass 65 Mio. Tonnen bzw. ein Fünftel der noch auf dem Feld stehenden Pflanzen Frostschäden davongetragen haben. Zudem könnten einige Zuckerrohrpflanzen so stark beschädigt sein, dass Neuanpflanzungen notwendig werden. Es besteht somit das Risiko, dass auch die Ernte des kommenden Erntejahres beeinträchtigt wird. Laut der brasilianischen Industrievereinigung Unica sind bislang 40% der Zuckerrohrernte in der Hauptanbauregion Center-South abgeschlossen.

Die Ernteprognosen, welche zu Beginn der Saison im April noch bei mehr als 600 Mio. Tonnen lagen, sind inzwischen auf 585 Mio. Tonnen Zuckerrohr nach unten revidiert worden. Die zu erwartenden Frostschäden dürften weitere Abwärtsrevisionen erforderlich machen. Entsprechend weniger Zucker dürfte produziert werden, zumal für die Zuckermühlen der Anreiz besteht, mehr Ethanol zu produzieren. Der Zuckerpreis ist daraufhin erstmals seit einem Monat über die Marke von 17 US-Cents je Pfund gestiegen. Dabei dürfte auch eine Rolle gespielt haben, dass unter den kurzfristig orientierten Marktteilnehmern bis zuletzt ein beträchtlicher Überhang an Short-Positionen bestand. Angesichts des weiterhin beträchtlichen globalen Angebotsüberschusses ist das Anstiegspotenzial für die Zuckerpreise begrenzt.




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