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Platin mustergültig mit Pull Back - EZB kauft weiter

11.11.2011  |  Markus Blaschzok
Zur Vorwoche gab es kaum Veränderungen, sodass die Aktienmärkte auf dem gleichen Niveau aus dem Handel gingen. Zur Wochenmitte knickten die Märkte kurz ein und der Euro gab zum US-Dollar binnen eines Tages 3 Cent ab, als man eine Zahlungsunfähigkeit Italiens befürchtete, da die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen auf über 7 Prozent anstiegen. Zum Wochenschluss beruhigte sich die Situation wieder und die Renditen für italienische Anleihen gingen unter Käufen der Europäischen Zentralbank im Volumen von 10 Mrd. Euro wieder auf 6,5% zurück.

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Dass nach Berlusconis Rücktritt der Weg für eine Übergangsexpertenregierung frei wurde und der Senat ein Reform- und Sparpaket billigte, untsützte die Märkte in der zweiten Wochenhälfte, doch dürfte die EZB für das Gross des Renditerückgangs verantwortlich sein. Mittlerweile schlummern in der Bilanz der EZB faule Staatsanleihen im Wert von 183 Mrd. Euro und der neue EZB-Chef Mario Draghi zeigt eindrucksvoll, dass er den Preis für und die Menge an Geld beliebig festlegen kann.

Der IWF warnte in dieser Woche vor einer weltweiten Rezession und auch die EU-Kommission sieht für Europa diese Gefahr. Für das kommende Jahr erwartet die Kommission nur noch ein (statistisch geschöntes) "Wachstum2 von 0,5 Prozent. Wenn man bedenkt, dass offizielle Stellen die Erwartungen immer optimistischer darstellen, als sie sind und sich Wirtschaftsplaner Fähigkeiten zur positiven Wirtschaftssteuerung zuschreiben, die sie nicht haben, bezweifeln wir die Einschätzungen der EU-Kommission und rechnen mit einer schwächeren Entwicklung. Außerdem zeigen unsere Indikatoren eine massive Verschärfung der Krise an.

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Mit der Meldung, dass die Gesamtverschuldung Griechenlands auf über 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bis 2013 ansteigen würde, wenn das neue Rettungspaket für Griechenland scheitert, versuchte die EU-Kommission ihre Bedeutung zu unterstreichen. Würde die Kommission aber walten und schalten dürfen, dann müsste die griechische Wirtschaft im kommenden Jahr zwar noch einmal um 2,8% schrumpfen, danach würde sich im Jahr 2013 aber ein Wachstum von 0,7 Prozent einstellen. Wie diese Behörde auf derart positive Einschätzungen kommt, ist uns schleierhaft, da wir angesichts der unbereinigten Ungleichgewichte keine Chance hierfür sehen. Für die Kommission und Rehn ist die Lösung der Schuldenkrise der Schlüssel zur wirtschaftlichen Erholung.

Doch selbst wenn man über eine Transferunion und Inflation die Sparer enteignen sowie die Nationalstaaten abschaffen würde, so stünde eine gesundende Rezession, die in der Geschichte ihres Gleichen suchen wird, immer noch aus, bevor der Weg zur wirtschaftlichen Erholung gegangen werden kann. Alles andere führt in das Siechtum einer sozialistischen, unproduktiven Plan- und Mangelwirtschaft, welche die Menschen in Europa sicherlich nicht wollen. Die Kommission kann die Rezession nicht verhindern, sondern nur verzögern. Der Preis für den Konjunkturindikator Kuper fiel um 400 USD auf 7.450 USD.

Eine Meldung von Reuters, nach der Deutschland und Frankreich über eine Kerneurozone nachdenken würden, sorgte für etwas Verwirrung an den Märkten. Aufgrund der geschichtlichen Entwicklung und unserer Erkenntnisse glauben wir nicht an diese Möglichkeit, so sehr wir uns diese auch wünschen würden. Greifbarer und wahrscheinlicher war das Gerücht von Anfang der Woche, nachdem die Bundesbank einen Teil Ihrer Währungsreserven an den EFSF-Rettungsfonds verpfänden sollte. Angeblich wären sich alle Notenbanken einig und nur die "BuBa" würde sich dagegen stellen.

Der EFSF sollte mittels Sonderziehungsrechten über die Hintertür um weitere 60 Mrd. Euro aufgestockt werden und die Bundesbank 15 Mrd. Euro dazu beisteuern. Bei dem ganzen Prozess handelt es sich wiederum nur um indirektes Gelddrucken über einem zweiten Schritt, in dem Fall wenn die SZR je eingefordert und umgetauscht würden. Manch einer sprach von einer Verpfändung der Goldreserven anstatt von SZRs, was aber offiziell so nicht diskutiert wurde. Solange die in Übersee gelagerten Bestände, auf die wir seitens der deutschen Bevölkerung keine Zugriffsmöglichkeiten sehen, verkauft würden, sehen wir das unproblematisch. Gold besitzt eben nur derjenige, der auch den Zugriff darauf hat.

Die Wirtschaftsweisen haben einen Schuldentilgungspakt vorgeschlagen. Nach diesem sollen die gesamten Schulden aller Eurostaaten, die über der Maastricht-Grenze von 60% liegen, in einen Schuldentilgungsfonds gepackt werden, für den dann alle Staaten gemeinschaftlich haften sollten. Für die restlichten 60% der Staatsschulden müsste dann jedes Land selbst gerade stehen. Da alle Länder gemeinsam für den 2,3 Billionen Euro schweren Fonds haften sollen, würden vermeintlich sichere Anleihen geschaffen, die man dann über 25 Jahre rückzahlen könne. Eine teilweise Vergemeinschaftung von Schulden bringt keine Lösung und dringt nicht annähernd zum Kern der Problematik vor, da der Charakter der Schulden nicht berücksichtigt wird.

Ein Schuldenberg aus Fiat-Geld muss kollabieren und kann nicht durch Wirtschaftswachstum getilgt werden. Zahlungsausfälle, Geldmengenreduktion und die Bereinigung von Ungleichgewichten beschleunigen sich solange in einer Spirale, bis ein tragfähiger Boden gefunden ist. Nur durch Inflation kann diesem Prozess entgegengewirkt werden, was zwar zu einer Vermögensumverteilung mit Sanierung der Staatshaushalte und des Bankensystems führt, die Wirtschaft aber nicht wieder flott macht. Dieser Vorschlag ist ebenso wie der EFSF oder der ESM keine Lösung sondern höchstens eine Möglichkeit zu einer zeitlichen Verzögerung und zu einer politischen Zentralisierung, bis die ökonomische Realität die Vorstellungen von Planern mit ganzer Härte zerschlagen wird.

Insgesamt hat sich die Lage in Euroland in dieser Woche wieder einen Tick verschärft und der Kampf zwischen deflationären und inflationären Kräften sorgt für eine hohe Volatilität bei den Rohstoffen und insbesondere bei den Edelmetallen. Diese Situation dürfte solange andauern bis von der Politik eindeutige fiskal- und geldpolitische Entscheidungen getroffen werden, die dem Markt die Richtung vorgeben. Bis dahin ist kurzfristig mit weitern deflationär bedingten Preisrückgängen zu rechnen. Mittel- bis langfristig sind inflationsbedingte Preissteigerungen weiterhin wahrscheinlich, was positiv für steigende Edelmetallpreise ist.


Weitere Entwicklungen
  • Das deutsche Institut für Wirtschaftsforschung gab nach einer Studie bekannt, dass in den vergangenen Jahren, selbst nach offizieller Lesart, die Reallöhne durch Inflation gesunken sind. So sei von 2005 bis 2008 das reale Bruttoeinkommen um 7% gesunken, was einen deutlichen Kaufkraftverlust bedeutet.

  • Dass im Kapitalismus Reiche nicht zwangsläufig noch reicher werden müssen und mit ihrem Vermögen unternehmerisches Risiko tragen, zeigt der Fall des Iren Sean Quinn, der 2008 mit seinem Vermögen von 4,7 Mrd. Euro noch der reichste Mann Irlands war. Er verspekulierte sich mit der Anglo Irish Bank und musste nun Insolvenz anmelden. Er hinterlässt seiner Familie einen Schuldenberg von 2,9 Mrd. Euro.


Technische Analyse

Platin mit mustergültigem Pull Back


Platin vollzog in einer dynamischen Bärenmarktrallye einen mustergültigen Pull Back zurück an das Ausbruchsniveau von Ende September. In Euro wurde intraday die 200-Tage-Linie getestet. Der Widerstand bei 1.670 USD (1.200 EUR) müsste nachhaltig überwunden werden, um das negative charttechnische Bild aufzuhellen. Wahrscheinlicher ist, dass der Preis ab jetzt wieder zur Schwäche neigt und nach unten abdreht. Fundamental gibt es wenig Grund zur Hoffnung. Eine bevorstehende Rezession wird sukzessive vom Markt wahrgenommen. Das Korrekturpotenzial in der Wirtschaft ist hoch und dementsprechend auch das für den Platinpreis. In den nächsten Wochen könnte der Preis wieder fallen. Die Prognose negiert sich, wenn die Widerstände signifikant überwunden werden. In diesem Fall agieren die oben genannten Marken als StopLoss für etwaige Long-Positionen.

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Silber zeigte zum Wochenschluss Stärke und konnte über der Unterstützung bei 33,5 USD schließen und gegen Handelsende noch auf 34,75 USD anziehen. Damit ist der Ausblick zum kommenden Wochenstart bullisch. Das kurzfristig positive charttechnische Bild negiert sich, wenn die Unterstützung auf Tagesschlusskursbasis unterschritten wird. In Euro liegt die wichtige Unterstützung bei 24,30 EUR, welche genau beobachtet werden sollte. Charttechnisch hat sich das Bild aufgehellt, und der Abwärtstrend wurde gebrochen.

Der gestrige Rücksetzer hat den Abwärtstrend als Unterstützung getestet und der Preis könnte zum Wochenbeginn steigen und in nächster Zeit die letzten Verlaufshochs überwinden. Entscheidend bleibt, dass die genannten Unterstützungen nicht gebrochen werden, da sich das optimistische Bild sonst auflöst. Die COT-Daten sind extrem bullisch - von konjunktureller Seite kann in den nächsten Monaten immer wieder Druck auf den Preis kommen. Mittelfristig ist das Niveau längst ein Kauf - kurzfristig sind noch bessere Preise möglich. Das Umfeld für eine neue Rallye ist noch nicht vorhanden.

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Der Goldpreis erholte sich in den letzten drei Wochen von 1.600 USD auf 1.800 USD in der Spitze. Der gestrige Test der Unterstützung bei 1.750 USD war erfolgreich und der Preis zog zum Handelsschluss noch einmal an. In Euro liegen die Unterstützung bei 1.270 Euro und der nächste Widerstand bei 1.330 Euro (1.800 USD). Ein Ausbruch aus dieser Range gibt entsprechende kurzfristige Kauf- oder Verkaufssignale. Gold dürfte in den nächsten Monaten die anderen Edelmetalle, aufgrund seiner monetären Bedeutung, weiter outperformen.

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Commitment of Traders

Die Spekulanten kehren ganz langsam zurück in die Edelmetalle. Am meisten trauen die eher kurzfristig agierenden Marktteilnehmer wieder Gold und Platin zu. Die relativ hohe Positionierung bei Gold scheint gerechtfertigt, doch bleibt die von Platin im Vergleich zu denen von Palladium immer noch überaus hoch. Dies ließe weiteres Korrekturpotenzial bei einem Eintritt der schlechten Wirtschaftsentwicklung erwarten. Bei Silber und Palladium scheinen die Spekulanten herausgespült, was preisstabilisierend wirkt und die Basis für die künftige Wiederaufnahme des Aufwärtstrends legt.

Mittelfristig stehen die Zeichen für die beiden Edelmetalle aus Sicht dieser Daten zumindest schon auf grün. Bei Gold wurden die Tiefs von 2008 noch nicht erreicht. Die Short-Positionen beim Euro verringerten sich um 22%. Die Spekulanten sind im Öl immer noch relativ hoch positioniert, was in den nächsten Monaten noch einmal zusätzlich auf den Preis drücken könnte. Da auch die Daten der CFTC mittelfristig gegen steigende Preise sprechen, sollte man hier eher auf der Shortseite positioniert sein sollte.

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ETF-Bestände

Veränderungen seit dem 14.10.2011


Gold bleibt im Anfangsstadium der Stagflation weiter gefragt während Industriemetalle verkauft werden. Platin zeigt sich überraschenderweise ähnlich stark wie Gold. Die Abflüsse aus den ETFs waren marginal und im vergangenen Monat legten die Bestände gar um ein Prozent zu. Palladium verhält sich hingegen wie erwartet und dessen Bestände wurden weiter reduziert. Die Silber- und Platinbestände verringern sich seit Jahresanfang erstmals seit Auflegung dieser Produkte - bei Gold stiegen diese in den vergangenen 1 ½ Jahren nur wenig, was den Trend zur physischen Auslieferung bestätigt.

Die hohen Platinbestände, die bisher im Vergleich zu denen von Palladium, kaum reduziert wurden, sind erstaunlich, da in 2008 das Bild genau andersrum war. Damals verstärkte der Verkauf von Platin aus ETF-Beständen die Talfahrt des Industriemetalls zusätzlich. Mit der aufziehenden Stagflation wird es spannend, wann Platininvestoren beginnen werden, Positionen zu verkaufen und den Preis damit zusätzlich unter Druck bringen. Sollte sich die Rezession wie erwartet viel stärker manifestieren, dann dürften einige Investoren entmutigt werden und es zu einer Reduzierung der Bestände kommen, die den engen Markt, wie in 2008, nochmals unter Druck bringt.

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© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

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