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Standard & Poors im Standardmodus gegen Europa - EZB und Brüssel im Fokus!

08.12.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.55 Uhr) bei 1.3405, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3351 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 77.65. In der Folge notiert EUR-JPY bei 104.10, während EUR-CHF bei 1.2390 oszilliert.

Die US-Ratingagentur Standard & Poors hat das AAA Rating für die Europäische Union mit einem negativen Ausblick versehen. Europäische Banken wie Deutsche Bank, Commerzbank oder BNP Paribas werden neben weiteren europäischen Banken gleichfalls mit einem negativen Ausblick belegt. Zu der Politik der Ratinagenturen, unter anderem möglicher Wirtschaftskrieg (Politico) haben wir uns hier vor zwei Tagen deutlich geäußert, da die Asymmetrien in der Betrachtung als erheblich klassifiziert werden müssen.

Wenn man die Länder der Eurozone über einen Kamm schert und Herabstufungen vornahm und weitere in Aussicht stellt trotz offensichtlicher Reformerfolge und aggressiver Reformpolitik und dem deutlich besseren Status der Eurozone gegenüber USA, Japan und UK bei Neuverschuldung und Gesamtverschuldung , dann ist das aktuelle Verhalten in Richtung EU und europäische Banken schlussendlich konkludent. Mithin liefert Die US-Ratingagentur Standard & Poors damit einen Standardmodus. Wir nehmen das zur Kenntnis.

Die Blicke richten sich heute zunächst auf die Entscheidung des EZB-Rats. Eine Zinssenkung von 0,25% auf dann 1,00% wird erwartet. Wir schließen uns dieser Haltung an. Auch weitere Schritte bezüglich Liquidität sind nicht nur nicht ausgeschlossen, sondern sie sind in höchstem Maße wahrscheinlich. Dabei gibt es zwei Stellschrauben, einerseits eine Erhöhung des Volumens, andererseits eine Ausweitung der Laufzeiten der Geldgeschäfte. Gestern wurde die USD-Liquidität, die seitens der EZB im Rahmen eines Tendergeschäfts angeboten wurde, deutlich in Anspruch genommen. Über 50 Mrd. USD war das Volumen des 84 Tagetenders, der ausgeschrieben war.

Erkennbar ist, dass die Geldmärkte von einer erheblichen Disfunktionalität gekennzeichnet sind, die es zu neutralisieren gilt, um die Realwirtschaft zu schützen. Neben dem Zinsschritt kommt es auf die Verbalakrobatik an. Die EZB wird deutlich machen, dass sie die in ihrem Bereich liegenden Aufgaben voll und umfänglich wahrnehmen wird und ein verlässlicher Partner ist und bleibt.

Natürlich richtet sich das Augenmerk auch auf Brüssel. Die Eurozone und EU sind auf dem Weg in eine Stabilitätsunion als Vorbereitung auf eine zukünftige Fiskalunion. Falls der große Wurf auf Basis der EU 27 nicht geliefert wird, wird er auch Basis der Eurozone (EU 17) kommen.

Einmal mehr bestätigt London, deutlich werdend an den gestrigen Einlassungen von Herrn Cameron, dass der eigene Bauchnabel Primärfokus ist. London will sich die Vorteile der EU sichern und zeigt sich nicht ansatzweise kompromissbereit. Es stellt sich die Frage, ob der Ärmelkanal nicht doch zu breit ist ...

Die Erwartungen an das Treffen mögen etwas zu hoch ausfallen. Das Risiko, das hohe Erwartungen enttäuscht werden, ist nicht von der Hand zu weisen. Die Erfolge des Treffens werden jedoch ausreichend sein, die Stabilitätsunion in zeitlicher Nähe umzusetzen. Ergo sollte nicht zuviel auf kurzfristige Emotionalität an den Märkten gegeben werden.

Die Wirtschaftsdaten aus Deutschland setzten in den beiden vergangenen Tagen positive Akzente. Der deutsche Auftragseingang verzeichnete per Oktober einen völlig unerwarteten Anstieg um 5,2% im Monatsvergleich. Die Prognose war bei lediglich 0,8% angesiedelt. Die Revision des Vormonatswerts von -4,3% auf -4,6% kann das positive Bild nicht stören. In der Folge ergab sich im Jahresvergleich eine Zunahme um 5,6% nach zuvor 2,1%.

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Vor diesem Hintergrund unterstrich die positive Entwicklung der Industrieproduktion per Oktober mit einem Anstieg um 0,8% im Monatsvergleich bei einer Prognose von 0,4% die starke Position Deutschlands. Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 4,0% nach 5,3%.

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Die Daten aus Italien (Monatsvergleich -0,9%) oder Großbritannien (-0,7%) waren dagegen wenig erbaulich.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.3150 - 1.3710 eröffnet neue Potentiale.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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