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Bitcoin und der Staat

25.12.2013  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück - zu null.
Zitat, das François-Marie Arouet (1694 - 1778), bekannt als Voltaire, zugeschrieben wird


Für die einen ist es ein unverständlicher "Hype", für die anderen eine monetäre Revolution. Die Rede ist vom Bitcoin, der "virtuellen Münze" aus dem Internet. Der Preis der Krypto-Einheit - in der Spitze kostete sie mehr als 1.200 US-Dollar, derzeit sind noch etwa 650 US-Dollar - sei "ir-rational", so sagen die einen. Andere rechnen mit künftig deutlich höheren Preisen. Sie meinen, der Bitcoin werde sich zum neuen Weltgeld entwickeln: Er sei die übermächtige Konkurrenz zum staatlichen Papiergeld, er werde es sogar ablösen.

Der Bitcoin hat in der Tat die Eigenschaften, die "gutes Geld" haben muss. Die Bitcoin-Menge ist begrenzt, so besagt das Bitcoin-Protokoll. Sie kann nicht vom Staat und seiner Zentralbank manipuliert werden, weil der Bitcoin dezentral, im Zuge eines Ressourcen beanspruchenden (Markt)Prozesses geschaffen wird. Das verspricht Werthaltigkeit. Die Bitcoin-Initiative wandelt damit auf den Spuren des Goldgeldes: Wie das Goldgeld ist auch der Bitcoin weitestgehend dem Zugriff des Staates entzogen.

Und genau das macht seine besondere Attraktivität aus, es verleiht ihm einen besonderen Wert. Mit dem Ausbruch der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise zweifelt nämlich eine wach-sende Zahl von Sparern an der Werthaltigkeit des staatlichen Papiergeldes. Viele fürchten sich (und wer kann es verübeln) vor staatlichen Zwangsmaßnahmen wie Geldentwertung, Schulden-schnitten und Konfiskation. Das hat der Suche nach einem besseren Geld Anschub verliehen.

Für den Staat, der sein Papiergeldmonopol zu verteidigen sucht, ist die Bitcoin-Konkurrenz damit natürlich höchst brisant. Kampflos wird er das Feld wohl nicht räumen. Und wie erfolgsträchtig das Internet-Tauschmittel bereits heute schon eingestuft wird, zeigt die Reaktion der chinesischen Zentralbank: Sie hat jüngst ihren Banken verboten, Transaktionen durchzuführen, die im Zu-sammenhang mit Bitcoin stehen.

Mit dem Bitcoin wird die alte Frage neu gestellt: "Ist politische Macht stärker als ökonomische Gesetze?" Die Erfahrung zeigt, dass der Staat nicht dauerhaft die Markt- und Freiheitskräfte un-terdrücken kann. Er wird sich ihnen über kurz oder lang stellen müssen. Für das staatliche Pa-piergeld heißt das: Entweder es behauptet sich gegenüber Geldkonkurrenten wie zum Beispiel Bitcoin, oder es scheidet aus dem Markt aus.

Sollte sich künftig tatsächlich ein echter Währungswettbewerb entfalten (können), so stellt sich die Frage: Hätte der Bitcoin dann die Nase vorn? Oder würden die Menschen vielleicht doch ein "digitalisiertes Goldgeld“ bevorzugen, ein Geldsystem also, in dem das Gold gewissermaßen der "Nagel in der Wand" wäre, und das durch weitere Geldformen, zu denen dann auch der Bitcoin zählt, ergänzt wird?

Das genaue Ergebnis eines freien Währungswettbewerbs lässt sich nicht mit Gewissheit vorher-sagen. Der Bitcoin scheint jedoch das Zeug zu haben, um zumindest zu einem Komplementärgeld aufzusteigen. Und er wäre dann ein Geld, das ökonomisch und ethisch besser wäre, als es das staatliche Papiergeld je sein kann. Man sollte ihm also Raum und Zeit geben, damit er sich ver-breitet.

Dieser Beitrag wurde in ähnlicher Form in der F.A.Z. veröffentlicht.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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