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Krim-Krise wird ausgepreist

19.03.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Wie erwartet hat auch Putins gestrige Rede den Ölmarkt kaum beeindruckt: Der Brentölpreis hat sich folglich von seiner Korrektur am Montag nur geringfügig erholt und notiert heute Morgen bei knapp 107 USD je Barrel. Überraschend dagegen legte der WTI-Preis gestern deutlich zu. Auf den ersten Blick könnte man dafür die Ankündigung des Pipeline-Betreibers Enterprise Product Partners verantwortlich machen, ab Ende Mai die Kapazität der Seaway-Pipeline zu verdoppeln. Dann soll es möglich sein, täglich 850 Tsd. Barrel von Cushing nach Houston via Pipeline zu transportieren.

Allerdings hatte sich das Problem hoher Lagerbestände, das den WTI-Preis in den letzten Jahren mit deutlichem Preisabschlag handeln ließ, ohnehin schon regional verschoben: So wurden die Cushing-Vorräte in den letzten sechs Wochen um gut 10 Mio. Barrel abgebaut, während die Vorräte an der Golfküste (PADD 3) seit Mitte Januar um knapp 29 Mio. Barrel gestiegen sind. Vor diesem Hintergrund erscheint uns die gestrige Stärke von Light Louisiana Sweet (LLS) ebenfalls nicht gerechtfertigt: Die Benchmark-Sorte für die Golfküste hatte sich mit 2,5 USD je Barrel sogar noch stärker verteuert als WTI.

Bereits heute Nachmittag könnte die jüngste Stärke der amerikanischen Ölsorten auf den Prüfstand gestellt werden, denn das US-Energieministerium legt seine neuen Lagerdaten vor. Nach den gestern veröffentlichten Daten des American Petroleum Institute könnte der Anstieg der Rohöllagerbestände höher ausfallen als erwartet und damit die Preise belasten, zumal allmählich auch der unterstützende Effekt einer wittterungsbedingt hohen Heizölnachfrage nachlassen dürfte.

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Edelmetalle

Der Goldpreis setzt seine Korrekturbewegung fort und fällt auf rund 1.350 USD je Feinunze. In Euro gerechnet gibt Gold auf 970 EUR je Feinunze nach. Dies ist zum einen dem vorläufigen Auspreisen der Krim-Krise und dem damit verbunden höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer geschuldet. Zum anderen wurden gestern in den USA für Februar niedrige Inflations- und positive Konjunkturdaten veröffentlicht.

Heute wird sich der Fokus der Marktteilnehmer wohl in erster Linie auf die Sitzung der US-Notenbank Fed richten. Diese dürfte ihre Anleihekäufe um weitere 10 Mrd. USD zurückführen.

Im Fahrwasser von Gold standen auch die anderen Edelmetalle unter Druck. Platin und Palladium fielen kurzzeitig auf 2-Wochentiefs von knapp 1.450 USD bzw. weniger als 760 USD je Feinunze. Die Angebotsrisiken bleiben in beiden Fällen aber hoch. Auch wurden gestern positive Autoabsatzzahlen aus Europa berichtet.

Gemäß Daten des Verbands der europäischen Automobilproduzenten (ACEA) wurden im Februar 895 Tsd. Autos verkauft, fast 8% mehr als im Vorjahr. Im Vorjahresvergleich sind die Autoabsätze nunmehr den sechsten Monat in Folge gestiegen. Die europäische Autoindustrie könnte damit ihre Talsohle durchschritten haben. Dies spricht für eine robuste Nachfrage nach Platin. Wir erwarten im Jahresverlauf für Platin und Palladium höhere Preise, vor allem dann, wenn sich die Angebotslage weiter zuspitzt.


Industriemetalle

Wie das International Stainless Steel Forum (ISSF) gestern berichtete, ist die globale Edelstahlproduktion im vierten Quartal auf ein Rekordhoch von 9,66 Mio. Tonnen gestiegen. Im Gesamtjahr 2013 erreichte sie mit 38,13 Mio. Tonnen ebenfalls einen Rekordwert. Der Produktionszuwachs von 7,8% im Vergleich zu 2012 ist maßgeblich auf China zurückzuführen. Dort wurde 18% mehr Edelstahl hergestellt als ein Jahr zuvor. China stand damit zugleich für fast 50% der weltweiten Edelstahlproduktion.

Da China deutlich über Bedarf produziert, exportiert das Land auch große Mengen Edelstahl. 2013 summierten sich die Netto-Ausfuhren auf 1,47 Mio. Tonnen, 62% mehr als im Vorjahr. Damit trägt China klar zum Überangebot auf globaler Ebene bei. Solange die Produktionsrate hoch bleibt oder sogar weiter steigt, wird auch die Nickelnachfrage robust bleiben. Den weiteren Preisanstieg von Nickel am Morgen auf fast 16.400 USD je Tonne führen wir aber auf die Angebotssorgen der Marktteilnehmer zurück.

Heute und in den kommenden Tagen publizieren die International Study Groups und das World Bureau of Metal Statistics ihre monatlichen Daten zu Angebot und Nachfrage an den Industriemetallmärkten. Von Interesse dabei ist, wie angespannt (oder entspannt) die jeweiligen Märkte zu Jahresbeginn waren. Noch wichtiger sind die Frühjahrstagungen der Branchenverbände, die um den Monatswechsel herum stattfinden, und im Rahmen derer neue Schätzungen zu den Marktbilanzen für das laufende Jahr veröffentlicht werden.


Agrarrohstoffe

Nach einer Korrektur in der zweiten Märzwoche geht es für den Sojabohnenpreis derzeit wieder deutlich nach oben. Gestern legte er um 1,9% zu und nahm die Marke von 14 USD je Scheffel. Am Morgen liegt er weiter im Plus. Den Ausschlag dafür gaben Daten zu den US-Sojabohnenexporten in der Woche zum 13. März, die dreimal so hoch waren wie in der Vorjahreswoche. Über die Hälfte davon hat China als Ziel. Das Land fragt große Mengen von US-Ware nach, um wegen der Unsicherheit über witterungsbedingte Schäden in Südamerika in seiner Versorgung auf der sicheren Seite zu sein.

Entsprechend schmelzen die Reserven an Sojabohnen in den USA immer mehr ab. Zum Ende der Saison 2013/14 sollen sie weniger als 4 Mio. Tonnen betragen. Trotz einer besseren US-Ernte 2013 wird das bereits im Vorjahr extrem niedrige Lager-Verbrauchs-Verhältnis von 4,5% wohl nicht steigen.

Chinas inzwischen hohe Lagerbestände könnten nach Ansicht des Analysehauses Oil World aber dazu führen, dass zu den für die beiden vergangenen Wochen gemeldeten Stornierungen in Höhe von 400 Tsd. Tonnen US-Sojabohnen und 500 Tsd. Tonnen südamerikanischer Sojabohnen bald noch weitere hinzu kommen. Für das zweite Quartal erwartet Oil World daher einen im Vorjahresvergleich deutlichen Rückgang des chinesischen Importwachstums. Dies dürfte die Sojabohnennotierungen belasten.




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