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Edelmetallpreise: China, der Schlüssel zum Erfolg

08.05.2014  |  Nadine Smeding
Gold- und Silberpreise sind im letzten Jahr stark gesunken und halten sich zurzeit etwa beim geringsten Wert der vergangenen vier Jahre. Während westliche Anleger dem Papiergold die kalte Schulter zeigen, wissen sie im Osten kaum, wie sie noch schneller ihre Hände über physisches Gold halten können.

Obwohl wir immer noch nicht genau wissen, wie viel Gold China inzwischen besitzt, ist es kein Geheimnis, dass die Chinesen den physischen Goldmarkt in den letzten Jahren beherrschen. Sogar die Inder waren im Goldmarkt "unstoppable" und haben sich von der schwierigen Regierung nicht entmutigen lassen. Der private Sektor in China hat 2013 die Rekordmenge von 1.132 Tonnen Gold gekauft. Das World Gold Council erwartet, dass die Nachfrage nach dem goldenen Edelmetall bis 2017 um weitere 20% gestiegen sein wird.

Im Moment sind wir Zeuge der weltweit größten wirtschaftlichen Transformation; China, ein Land voller Widersprüche: von einem armen Land zum weltweit stärksten Wirtschaftsmotor. Aber warum dominiert ausgerechnet China den Goldmarkt? Der Westen ist offensichtlich weit weniger an dem Edelmetall interessiert.

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"Love trade" ist der Motor hinter der enormen Nachfrage nach „Four nines“

Zunächst einmal ist es nicht so, dass nur die Nachfrage nach Münzen und Barren steigt. Die Nachfrage nach Goldschmuck ist in China auch nicht geringer. Eher im Gegenteil, der so genannte "Love trade" ist zurzeit der stärkste Motor für die immense Nachfrage nach Gold. "Feartrade" liegt aber gleich dahinter auf dem zweiten Platz. Die Chinesen genießen zurzeit ausgiebig ihren neu erworbenen Reichtum.

Dabei ist es interessant, dass vor allem das Interesse an 24-Karat-Juwelen (Reinheit von 99,95%) und an den so genannten "Four nines" (Reinheit von 99,99%) enorm gestiegen ist. Der erhöhte Qualitätsbedarf sagt viel über den erheblich gestiegenen Luxusstandard der chinesischen Bevölkerung als direkte Folge des erhöhten Einkommens aus. Bekannte Marken wie Chanel, Louis Vuitton, Rolex und Chow Tai Fook haben das an ihren Umsatzzahlen gut ablesen können. Die Nachfrage nach diesen Marken ist in den letzten zwei Jahren um über 50% gestiegen. Wirtschaftsfachleute erwarten, dass sich die derzeitige chinesische Mittelklasse bis 2018 auch zu dieser Gruppe reicher Chinesen gesellt haben wird.

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Die industrielle Nachfrage in China wächst täglich

Die Nachfrage aus der chinesischen Industrie ist allerdings bei Weitem nicht so groß wie die nach Goldjuwelen und Münzen. Interessanterweise ist noch ein weiterer neuer Trend erkennbar. Das erheblich gestiegene Bruttosozialprodukt hat dafür gesorgt, dass die Nachfrage aus der Industrie immer großflächiger wird. Nach Meinung des World Gold Council wird die Nachfrage vor allem durch den Einsatz im elektronischen Sektor erreicht. Gold wird immer häufiger in Telefonen, Computern, Platinen eingesetzt und sogar die Autoindustrie scheint den Weg zum Gold entdeckt zu haben (Airbag-Verbindungen usw.) Jedenfalls ist dies ein Markt, von dem wir künftig noch mehr hören werden.


China ist noch nicht dazu bereit, die weltweit größte Wirtschaft zu sein

Natürlich ist die Diversifizierung des Dollar der wichtigste „Feartrade“. Die chinesische Regierung unternimmt im Moment alles dafür, die Welt zu entamerikanisieren und die Macht des Dollar als Reservewährung zu brechen, weil sie der Auffassung ist, dass die Amerikaner da ganz schön etwas angerichtet haben.

Im Zusammenhang mit der Diversifizierung des Dollar ist es daher auffällig, dass sich China nach Meinung der Financial Times bereits seit Monaten dagegen wehrt, die größte Wirtschaft weltweit zu werden. Den Anfang der Woche veröffentlichten Zahlen der Weltbank zufolge, wird China sehr bald die Position der USA einholen. Es wird erwartet, dass der Rückstand noch dieses Jahr aufgeholt werden könnte.

China wehrt sich allerdings mit allen Mitteln gegen das Ergebnis dieses Berichts. Sie verweisen darauf, dass die Angaben über die chinesische Wirtschaft verschleiern, dass China noch immer ein relativ armes Land sei, in dem die Unterschiede zwischen arm und reich sehr groß sind. Daher könne China vorerst keine zu große Verantwortung auf der Weltbühne übernehmen, während der Druck, gerade international mehr Verantwortung zu übernehmen, immer weiter steigt.

Offensichtlich warten die Chinesen auf einen besseren Zeitpunkt, um zuzuschlagen. Jetzt, wo der Druck weltweit zunimmt, ist das nur eine Frage der Zeit.


Diversifizierung des Dollar stärkt Gold

Seit China 2010 mit der Internationalisierung des Yuan begann, ist wie Sie wissen nicht nur der internationale Status und Wert dieser Währung gestiegen, sondern auch die Ausgabe und Leistung von Obligationen in Yuan. Jetzt, da die Krise in den Entwicklungsmärkten immer mehr eine Währungskrise und keine Kreditkrise zu sein scheint, kann die starke chinesische Währung von großer Bedeutung sein.

Hinzu kommt, dass der Wert des Yuan erheblich dadurch steigt, dass über 3,5 Billionen Dollar an Reserven in China liegen. Das ist mehr als ein Drittel aller Währungsreserven weltweit. Jetzt, da die Risiken in den USA weiter zunehmen, wird deutlich, dass China die Positionen immer weiter reduziert und eifrig nach einer Alternative sucht, um sich vom Dollar abzusetzen.

China soll zurzeit zwei Dinge erreichen; Gold und der eigenen Währung den Status einer international anerkannten Reservewährung zuweisen.

Wir bleiben dabei. Es kann daher auch durchaus sein, dass neben fundamentalen Aussichten, der Kampf Chinas um die Weltmacht auch praktische Auswirkungen auf den Goldpreis hat. Immerhin hat Gold bis auf den heutigen Tag eine starke Korrelation mit dem Dollar, wobei ein schwächerer Dollar für Gold in der Regel sehr vorteilhaft ist.

Mit anderen Worten: Wenn nicht nur der Wert des Dollar unter Druck gerät, sondern auch die gesamte Stellung des Dollar, wird Gold hiervon profitieren. Wenn es darüber hinaus noch wahrscheinlich ist, dass Gold im Falle einer neuen Weltwährung eine herausragende Rolle spielen wird, wird Gold hiervon zwangsläufig profitieren.


© Nadine Smeding
Rohstoff-Analystin, www.goldrepublic.de



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