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Gold und Silber in der Warteschleife

09.06.2014  |  Eugen Weinberg
Die Nachfrage nach Goldmünzen und -barren hat sich in diesem Jahr spürbar abgeschwächt. Dafür verzeichnen die Gold-ETFs deutlich weniger Abflüsse. Wir rechnen damit, dass sich die zuletzt schwächere physische Nachfrage in Asien im zweiten Halbjahr beleben wird. Dies sollte zu einem steigenden Goldpreis führen, zumal der Gegenwind seitens der ETF-Anleger weiter nachlassen dürfte. Die Schwäche des Silberpreises erklärt sich mit der niedrigeren Industrienachfrage. Eine Belebung dort sollte zu einem Anstieg des Silberpreises führen. Das steigende Minenangebot stellt dagegen für Silber weiterhin ein Belastungsfaktor dar.

Während sich der Goldpreis im ersten Quartal noch deutlich von seinem letztjährigen Absturz hatte erholen können und zwischenzeitlich 14% im Plus lag, ist der Aufwärtstrend inzwischen gestoppt. Nach seinem Jahreshoch Mitte März fiel der Preis zunächst innerhalb von zwei Wochen um 8% und befand sich seitdem in einem Seitwärtstrend zwischen 1.280 und 1.320 USD je Feinunze. Dieser wurde Ende Mai deutlich nach unten durchbrochen. Gold handelt inzwischen nur noch bei knapp über 1.240 USD auf einem 4-Monatstief (Grafik 1). Was sind die Gründe für die zunächst erfolgte Preiserholung und den darauffolgenden neuerlichen Preisrückgang?

Insgesamt zeigte sich die Goldnachfrage im ersten Quartal laut dem im Mai veröffentlichten Quartalsbericht des World Gold Council zu den Nachfragetrends robust. Gegenüber dem relativ starken Vorjahresquartal ist die Nachfrage zwar marginal um 2% zurückgegangen. Allerdings zeigte sie sich stärker als im vierten Quartal 2014 und stieg erstmals seit zwei Quartalen wieder über die Marke von 1.000 Tonnen (Grafik 2, Seite 2). Sie liegt mit 1.075 Tonnen auch deutlich über dem Durchschnitt der letzten Jahre für das erste Quartal von 1.014 Tonnen.

Die Aufteilung der Nachfrage in Investment-, Schmuck-, Industrie- sowie Zentralbankennachfrage hat sich nur wenig verändert. Die Investmentnachfrage insgesamt hat sich mit 283 Tonnen gegenüber dem Vorjahresquartal nur marginal verringert, die Zusammensetzung änderte sich jedoch erheblich: Die Nachfrage nach Münzen und Barren ist gegenüber dem allerdings recht starken Vorjahresquartal um fast 40% auf ein 4-Jahrestief von 283 Tonnen eingebrochen. Verantwortlich hierfür waren vor allem China und Indien. Dafür kam es jedoch zu einer "Erholung" der Gold-ETF-Nachfrage. Denn aus den Gold-ETFs floss zwischen Januar und März allerdings kaum noch Gold ab, während im Vorjahresquartal noch 177 Tonnen Gold aus den ETFs verkauft wurden.

Insgesamt stand ein Rückgang der Investmentnachfrage von knapp 5 Tonnen zu Buche. Da ETF-Abflüsse auf eine geringere Nachfrage in den westlichen Industrieländern hindeuten, schien im ersten Quartal die im letzten Jahr beobachtete Nachfrageverschiebung von den westlichen Märkten nach Fernost und Indien erst einmal gestoppt.

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Ähnlich wie die aggregierte Investmentnachfrage zeigte sich auch die globale Schmucknachfrage im ersten Quartal recht stabil (Grafik 2). Gegenüber dem bereits starken Vorjahresquartal, welches bis zu diesem Zeitpunkt das höchste Quartalsergebnis seit dem ersten Quartal 2011 darstellte, stieg die Schmucknachfrage noch einmal um 3% an. Die Schmucknachfrage lag zudem 5% über dem Durchschnittsniveau für das erste Quartal der sechs vorangegangenen Jahre. Es ist allerdings zu beachten, dass aufgrund des stark gefallenen Goldpreises der Dollarwert des weltweit für Schmuckzwecke nachgefragten Goldes, trotz der in Tonnen gemessenen stabilen Nachfrage, gegenüber dem Vorjahresquartal gesunken ist (von 29 Mrd. USD um rund 18% auf 24 Mrd. USD).

Haupttreiber der Schmucknachfrage waren asiatische Länder inkl. des Mittleren Ostens: In China stieg die Schmucknachfrage um 10% auf rund 203 Tonnen, was das Reich der Mitte zum mit Abstand größten Nachfrager in diesem Segmant vor Indien mit 146 Tonnen (-9%) macht. Die Länder des Mittleren Ostens konnten noch stärker zulegen, allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau (+13% auf 55 Tonnen). Leichte Zuwächse gab es ebenfalls in Italien/Großbritannien und den USA (+10% auf 6 Tonnen bzw. +5% auf 19 Tonnen), während die Schmucknachfrage in der Türkei um 12% auf 14,5 Tonnen zurückging. Dies dürfte vor allem auf den starken Verfall der Türkischen Lira zu Jahresbeginn zurückzuführen sein, welcher Gold in heimischer Währung erheblich verteuerte.

Die Nachfrage der Industrie verharrte auf einem Niveau von rund 100 Tonnen. Die Zentralbanken kauften zwischen Januar und März mit 122 Tonnen geringfügig weniger Gold als im Vorjahresquartal, was angesichts der Währungsturbulenzen in den Schwellenländern aber noch immer eine beachtliche Menge ist.

Mit Blick auf die Zentralbanken ist außerdem erwähnenswert, dass die Europäische Zentralbank, die 18 dem Eurosystem angeschlossenen nationalen Notenbanken, die schwedische Riksbank und die Schweizerische Nationalbank im Mai ein Nachfolgeabkommen (CBGA IV) für das im September auslaufende dritte Goldabkommen der Zentralbanken geschlossen haben. Darin bekräftigen die unterzeichnenden Zentralbanken ihren Willen, während der Laufzeit des Abkommens ihre Goldbestände stabil halten zu wollen. Zwar verzichteten die unterzeichnenden Zentralbanken im Gegensatz zu den vorangegangenen CBGA I-III auf ein explizites Verkaufslimit (bisher 400 Tonnen, zuvor zwischenzeitlich 500 Tonnen). Allerdings haben die teilnehmenden Banken ihr vereinbartes Verkaufslimit letztmals im Vertragsjahr 2007/08 annähernd ausgenutzt und seit 4 Jahren so gut wie gar kein Angebot mehr dem Markt zugeführt (Grafik 3). Der Abschluss des CBGA IV deutet darauf hin, dass sich dies nicht so bald ändern wird.

Für das laufende Quartal scheint sich die positive Nachfrageentwicklung aus den ersten drei Monaten des Jahres erst einmal nicht fortzusetzen: So kam es im bisherigen Verlauf des zweiten Quartals wenn auch in geringem Maße wieder zu ETF-Abflüssen: Nach einem nahezu unveränderten ersten Vierteljahr (-0,2 Tonnen nach WGC-Abgrenzung, -3,4 Tonnen nach Bloomberg-Abgrenzung), sind im bisherigen Verlauf der zweiten Dreimonatsperiode 40 Tonnen nach Bloomberg-Abgrenzung aus Gold-ETFs abgezogen worden. Nichtsdestotrotz ist dies natürlich immer noch ein sehr geringer Wert im Vergleich mit den rekordhohen Abflüssen im zweiten Quartal 2013 von rund 400 Tonnen.

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