Geopolitik und Finanzmärkte II.
17.06.2014 | Rolf Nef
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Die vier großen Schweizer Goldschmelzen haben eine jährliche Kapazität von 2.950 Tonnen, was etwa 70% der Weltkapazität entspricht. Die Schmelzer sind keine Investoren in Gold, aber weil sei mehr als Weltproduktion auf Auftrag umschmelzen, haben sie einen tiefen Einblick in den Markt. Über zwei unabhängige Kontakte weiss ich von einer Schmelze, dass sie Mühe bekundet, für die Aufträge das nötige Gold im Markt zu finden. Das ist ein wichtiger Hinweis, dass die Notenbanken ans Ende ihrer Fähigkeit oder Willigkeit kommen, weiter Gold zu liefern und das Loch zwischen Goldproduktion und Nachfrage zu stopfen. Die Verdreifachung der Im- und Exporte in den letzten Jahren auf ein Niveau über der Weltproduktion alleine durch den Kanal Schweiz zeigt, dass die Preisinterventionen der Notenbanken die Investitionen in Gold nicht gesenkt, sondern gefördert haben.
Auch wenn die Vertrauenswürdigkeit der Schweizer Regierung seit Jahren abnimmt, so sind ihre Statistiken wahrscheinlich noch intakt. Sie bestätigen die Zahlen von Hong Kong, Indien und der Shanghaier Goldbörse, dass in Asien eine massive Goldnachfrage herrscht, die die Mineneproduktion weit überschreitet.
An die technische Analyse in den folgenden Chart muss man deshalb mit diesem Wissen im Hinterkopf herangehen, denn diese Daten machen den Markt reif zur Explsosion.
Grafik 31 zeigt nochmals die Bewegung in Gold seit Ende Dezember 2013 und die 5 Wellen Struktur sowie die 3 Wellen Struktur seit Mitte März, was die korrektive Natur der Bewegung zeigt. Das kürzliche Tief bei 1240 $US erfolgte ohne Momentumdivergenz, aber das ist eben nicht immer so, sondern nur sehr häufig. Wenn der Bullmarkt nach einer Korrektur von über drei Jahren zurück ist, in welcher Phase steht er?
Grafik 32 zeigt den Gold Bull Markt seit dem Boden im August 1999. Mit Sicherheit lässt sich nur sagen, dass die erste Welle 1999 stattfand und die anschliessende Korrektur bis 2001 dauerte. Ob die mittlere dritte Welle schon zu Ende ist und vor allem ob die letzte fünfte Welle bereits gestartet ist oder noch vollständig vor uns liegt, ist alles unsicher. Technisch sicher sind aber auch die hohen short-Positionen im Comex (Grafik 33), die eine Attacke durch die Notenbanken viel schwieriger machen als früher und die bei Eindeckung kurzfristig hohe Nachfrage erzeugen und so oft neue Bullphasen starten.
Grafik 31: Gold 8 Stunden
Grafik 32: Gold Bull seit August 1999
Grafik 33: Non-Commercial shorts im Comex
Grafik 34 zeigt Gold monatlich mit einem simplen Momentum aus der prozentualen Preisänderungsrate seit 1900. Beim Hoch vom 2011 war das Momentum tiefer wie dasjenige von 1974 und besonders das von 1980. Ein solcher Exzess steht noch vor uns und wahrscheinlich heftiger, weil der Goldmarkt im Verhältnis zum weltweiten Papier- und Kreditgeld viel enger geworden ist. Die Grafik zeigt auch, wie überverkauft die aktuelle Situation ist. Als Ziel gilt nach wie vor die obere Trendlinie des Kanals seit 1934, das etwas unter 10.000 $US liegt. Wie schnell kann ein solcher Exzess vor sich gehen?
Grafik 35 zeigt Gold mit Jahresendzahlen seit 1800 in US$. Mit der Ausnahme von 1879 waren alle Zeitphasen Fibonaccizahlen, ab 1968 in Monaten und im neuen Bullmarkt herrscht darüber Unklarheit, der Markt kann eben wählen.
Projiziert man ab den Böden 1999 und 2001 (2001 ist 21 Jahre von 1980) Fibonaccizahlen in Jahren und Monaten in die Zukunft, so erhält man einerseits den Cluster 2011 bis 2014 und 2020-2022. Muss eine Preisspitze in einen solchen Cluster fallen? Dafür spricht alleine die historische Erfahrung mit nur einer Ausnahme und wenig Abweichung. Aber ist ein Hinauszögern bis 2020 noch möglich? Dagegen spricht der leergekaufte Goldmarkt bei anhaltend hoher Nachfrage und die oben gezeigte Situation in den Aktien- und Bondmärkten.
Ebenso gespannt aber viel weniger klar analysierbar ist die geopolitische Situation im Konflikt Russland/NATO (die Ukraine ist nur der Aufhänger) und neu im Iraq. Die Phase im Goldmarkt 1976 bis 1980 dauerte 42 Monate oder 30% der Phase von 1968 bis 1980 und war damit gar nicht so exzessiv. Exzessiv war 1689 und 1934, als der Preis über Nacht von 22,5 $ auf 34 $ stieg.
Grafik 34: Gold und Momentum seit 1900
Grafik 35: Gold & Fibonacci-Zeitzyklen