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Schwache chinesische Goldnachfrage

25.07.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Krise in der Ukraine und der Krieg im Gazastreifen gehen an den Ölpreisen scheinbar spurlos vorbei. Gestern fiel Brent sogar zwischenzeitlich unter die Marke von 107 USD je Barrel. Am Morgen handelt Brent nur knapp über dieser Marke. Der WTI-Preis hat alle Gewinne vom Mittwoch wieder abgegeben und handelt bei 102 USD je Barrel.

Die Gleichgültigkeit am Ölmarkt gegenüber diesen Ereignissen kann sich allerdings als trügerisch erweisen, nachdem die EU erstmals auch Sanktionen gegen russische Banken in Erwägung zieht und die ukrainische Regierung zurückgetreten ist. Zudem droht der Gaza-Konflikt nach einem israelischen Raketenangriff auf eine UN-Schule mit Flüchtlingen zu eskalieren. Auch scheint der Anstieg der libyschen Ölproduktion zum Stillstand gekommen zu sein.

Aktuell stagniert sie laut der staatlichen Ölgesellschaft NOC bei 500 Tsd. Barrel pro Tag. Die Preisschwäche könnte sich möglicherweise damit erklären, dass sich die zahlreichen geopolitischen Krisenherde negativ auf die Nachfrage auswirken könnten.

So senkte gestern der IWF seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft in diesem Jahr von 3,6% auf 3,4%. Zudem kam es trotz aller Konfliktherde, zu denen auch der Irak zu zählen ist, bislang nicht zu nennenswerten Angebotsausfällen. Im Gegenteil, die Ölexporte aus dem Süden des Irak sind in den ersten drei Wochen im Juli auf 2,52 Mio. Barrel pro Tag gestiegen, was nur knapp unter dem im Mai verzeichneten 11-Jahreshoch liegt. Auch der weitere Anstieg der ARA-Gasölvorräte in dieser Woche auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren deutet auf eine reichliche Versorgung hin.


Edelmetalle

Die gestern von der Hongkonger Statistikbehörde gemeldeten chinesischen Goldimportzahlen aus Hongkong sind wie von uns erwartet schwach ausgefallen: Demnach wurden im Juni auf Nettobasis nur noch 40,5 Tonnen Gold aus der ehemaligen britischen Kronkolonie in die Volksrepublik eingeführt – 23% weniger als im Vormonat und 61% weniger als vor einem Jahr.

Die Nettoimporte sind nunmehr den vierten Monat in Folge gesunken und liegen auf dem niedrigsten Wert seit 17 Monaten. Sollte die Importdynamik in der zweiten Jahreshälfte nicht wieder anziehen, wird China im Gesamtjahr wohl weniger als 800 Tonnen Gold aus Hongkong importieren. Nach dem massiven Preisrutsch bei Gold im letzten Jahr waren die Nettoimporte 2013 noch auf ein Rekordhoch von 1.158 Tonnen gestiegen.

Allerdings gibt es nach wie vor keine Informationen, wieviel Gold China über die vor einigen Monaten eröffnete Freihandelszone in Shanghai ins Land eingeführt hat, so dass die Daten aus Hongkong möglicherweise kein allumfassendes Bild über die Goldnachfrage ergeben. Die Prognosen des World Gold Council zur chinesischen Goldnachfrage von Anfang des Jahres, die für 2014 eine Nachfrage in ähnlicher Größenordnung wie 2013 vorsah, scheinen mittlerweile dennoch ambitioniert.

Die zuletzt schwachen Daten zur Goldnachfrage aus Asien, nicht nur aus China, stehen u.E. steigenden Goldpreisen entgegen. Mit weniger als 1.290 USD je Feinunze fiel Gold denn auch gestern auf ein 5-Wochentief. Im Sog von Gold gab Silber überproportional um 2,6% nach.

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Industriemetalle

Der LME-Industriemetallindex ist gestern im Zuge der überraschend positiven Konjunkturdaten aus China auf 3.316 Punkte und damit den höchsten Stand seit März 2013 gestiegen. Der Aufwärtstrend setzt sich heute Morgen zum Ausklang der Handelswoche fort. So nähert sich Kupfer beispielsweise wieder der Marke von 7.200 USD je Tonne.

Die weltweite Stahlproduktion ist gemäß Daten des Weltstahlverbands im Juni im Vergleich zum Vorjahr um 3,1% auf 137 Mio. Tonnen gestiegen. Von den großen stahlproduzierenden Ländern trugen unter anderem China, Südkorea und die USA zum Anstieg bei. Im ersten Halbjahr 2014 wurden 821,3 Mio. Tonnen Stahl hergestellt, 2,5% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Das auf die Analyse der Stahlmärkte spezialisierte Research-Institut MEPS schätzt, dass auf globaler Ebene im Gesamtjahr 2014 1,655 Mrd. Tonnen Stahl produziert werden. Dies würde einem Anstieg um 2,7% gegenüber dem Rekordniveau vom letzten Jahr entsprechen. Gemäß MEPS bleibt China dabei der größte Treiber der Angebotsausweitung. Daneben sollen in Südkorea und in der EU deutliche Wachstumsraten erzielt werden. Damit bleibt aber wohl ein Überangebot am Weltmarkt bestehen, welches merklich steigenden Preisen entgegenstehen sollte. Die hohe Stahlproduktion spricht wiederum für eine robuste Nachfrage nach Eisenerz, welche aber ebenfalls durch ein reichhaltiges Angebot gedeckt wird.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis in New York ist gestern auf ein 25-Monatstief von zwischenzeitlich weniger als 66 US-Cents je Pfund gefallen. Der Tagesrückgang um 2,7% war der stärkste seit Ende Januar. Nachrichten, welche den Preisrutsch auslösten, gab es nicht.

Die wöchentlichen Exportdaten des US-Landwirtschaftsministeriums zeigten sogar eine rege Nachfrage nach US-Baumwolle. So wurden in der letzten Woche 371 Tsd. Ballen US-Baumwolle der nächsten Ernte für den Export verkauft. Dass es bei der alten Ernte zu Netto-Stornierungen von Exportaufträgen kam, ist am Ende des Erntejahres dagegen nicht ungewöhnlich und kann daher den Preisrückgang nicht erklären, zumal sich der Referenzkontrakt bereits auf die neue Ernte bezieht.

Der kräftige Preisrückgang dürfte daher in erster Linie auf technische Verkäufe kurzfristig orientierter Marktteilnehmer zurückzuführen sein, nachdem das bisherige Tief bei 67,1 US-Cents je Pfund unterschritten wurde. Wir erachten das derzeitige Preisniveau als zu niedrig und rechnen in den kommenden Wochen mit einer Preiserholung.

Der US-Weizenpreis fuhr gestern Achterbahn. Einem Anstieg auf 542 US-Cents je Scheffel folgte ein Rückgang auf 526 US-Cents. Aktuell notiert der Preis etwa in der Mitte dieser Spanne. Preisbelastende Nachrichten kommen aus den USA. Einer Besichtigungstour zufolge befinden sich die Sommerweizenpflanzen im wichtigsten Anbaustaat Nord-Dakota sowie angrenzenden Gebieten von Minnesota und Süd-Dakota im besten Zustand seit mindestens 22 Jahren.




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