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Westliche Geopolitik: Weltkonjunktur 1:0

28.07.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3429 (08.00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3422 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 101.80. In der Folge notiert EUR-JPY bei 136.70. EUR-CHF oszilliert bei 1.2152.

Die zunehmend destabilisierte internationale politische Lage erfordert eine Überarbeitung aller Prognosen per 2014. Dieser Prozess läuft hier derzeitig.

Hintergrund dieser Notwendigkeit ist die Tatsache, dass ein belastbarer Wille zur Deeskalation sowohl in den Konflikten in Nordafrika, im Nahen Osten und vor allen Dingen in der Ostukraine nicht zu erkennen ist. Geostrategische Interessen sind ausgeprägt. Damit werden diese Konflikte die globale Konjunkturlage stärker belasten, als es bisher prognostizierbar war und ist.

Der sportliche Umgang mit der Frage, wer für die Krisen verantwortlich ist, wird nicht hinterfragt. Das wird aus den Konflikten der letzten mehr als 10 Jahre drastisch deutlich. Es werden und wurden keine internationalen Rechtsfragen, insbesondere Bruch des Völkerrechts, auch nur angemessen diskutiert, wenn es um die Aktivität des "Westens" ging. Dieser Mangel an sachgerechter Aufarbeitung ist ein profundes Indiz, dass es um Machtfragen von hoher Bedeutung geht.

Die Argumente Demokratie und Freiheit, die auf manch einem Banner standen, stehen in einem deutlichen Defizit zu der aktuellen Situation in diesen Ländern, die mit diesen Werten durch exogene Intervention beglückt wurden.

Bezüglich der Ukrainekrise darf der Verweis darauf nicht fehlen, dass weder die Schüsse auf dem Maidan, noch das Massaker von Odessa oder der Flugzeugabsturz geklärt sind. Wir warten immer noch auf die Satellitenfotos der USA.

Fakt ist, dass die Konsequenzen aus der aktuellen Geopolitik die konjunkturelle Entwicklung global verstärkt belasten und weiter belasten werden. Verstärkte Risikoaversion wird damit auch an den Finanzmärkten ihren Tribut einfordern.

Aus diesem Grund setzen wir per heute die Börsenamapel aus akutem Handlungsbedarf auf "ROT".

Portugal wurde hochgestuft. Chinas Industrieunternehmen verdienen deutlich mehr. Beides erfreut uns. Es ist aber der Blick in den Rückspiegel.

Der deutsche IFO-Index stzte ein klares Signal und darf als eine Mahnung bezüglich der aktuellen westlichen Politik verstanden werden. Deutschlands ist bezüglich des Osteuropageschäfts weitaus anfälliger als die Geschäftsmodelle des übrigen Europas.

Der IFO-Index sank unerwartet stark von 109,7 auf 108,0 Punkte. Die Prognose lag bei 109,4 Zählern. Damit kam es den dritten Monat in Folge zu einem Rückgang. Laut Textbuch der Trendwenden ist damit die Grundlage für einen Trendwechsel mit negativen Vorzeichen geliefert.

Der Index der aktuellen Lagebewertung sank von 114,8 auf 112,9 Zähler (April 115,3), während der Erwartungsindex von 104,8 auf 103,4 Punkte fiel (Januar 108,8).

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Der vom "Conference Board" ermittelte Frühindikator der Eurozone legte dagegen per Juni von 112,1 auf 112,2 Punkte zu und markierte den höchsten Wert in der Historie dieses Index. Die jüngsten Verwerfungen in den Krisen sind hier jedoch definitiv nicht abgebildet. Ergo ist bei der Interpretation Vorischt geboten. Es fehlt zeitliche Nähe.

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Die Geldmenge M-3 der Eurozone lieferte per Juni Entspannungssignale. Es kam unerwartet zu einem Anstieg im Jahresvergleich um 1,5% nach zuvor 1,0%. Mehr noch kam es auch zu einer leichten Entspannung bei der Kreditvergabe an den Privatsektor. Der Rückgang der Kreditvergabe stellte sich im Jahresvergleich "nur" auf -1,1% nach zuvor -1,4%.

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Die US-Auftragseingänge stellten sich auf +0,7% (Prognose +0,5%) nach zuvor -1,0% (revidiert von -0,9%). Damit lag das Ergebnis inklusive der Revision weitgehend im Rahmen der Erwartungen. Die US-Wirtschaft ist von den Folgen der Krisen eindeutig weniger stark betroffen als die Regionen, in die die Konflikte implementiert wurden oder werden.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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