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Brentölpreis mit niedrigstem Schlusskurs seit 9 Monaten

06.08.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist gestern erneut unter Druck geraten. Mit 104 USD je Barrel wurde das niedrigste Niveau seit Anfang April verzeichnet. Auf Schlusskursbasis fiel Brent sogar auf ein 9-Monatstief. Für Gegenwind sorgte ein festerer US-Dollar, welcher nach robusten Daten zum US-Dienstleistungssektor gegenüber dem Euro auf den höchsten Stand seit letzten November aufwertete. Zudem drohte Russland wegen der Sanktionen der EU mit Gegenmaßnahmen, was Sorgen vor einem Wirtschaftskrieg mit entsprechend negativen Folgen für die Ölnachfrage schürt.

Die leichte Preiserholung in der Nacht ist in erster Linie auf die am Abend veröffentlichten Lagerdaten des American Petroleum Institute zurückzuführen. Diese zeigten für die letzte Woche einen unerwartet kräftigen Abbau der US-Rohölvorräte um 5,5 Mio. Barrel. Auch die Benzin- und Destillatebestände verzeichneten unerwartete Rückgänge. Angesichts dessen fällt der Preisanstieg allerdings verhalten aus, was die negative Marktstimmung unterstreicht. Von daher bleibt abzuwarten, ob die offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums die Preise werden unterstützen können.

Es ist eher von einer asymmetrischen Marktreaktion auszugehen. Die Preise dürften bei preisbelastenden Daten stärker fallen als bei preistreibenden Daten steigen. Trotz dieser kurzfristig negativen Perspektive, welche auch durch den Contango in der Brent-Terminkurve belegt wird, gehen wir auf Sicht der nächsten Wochen und Monate von steigenden Preisen aus. Wir sind der Ansicht, dass der Markt die Angebotsrisiken unterschätzt. Irak und Libyen versinken im Chaos, was nicht ohne Auswirkungen auf das Ölangebot dieser beiden Länder bleiben wird.


Edelmetalle

Ein zuletzt starker US-Dollar, der gegenüber dem Euro auf ein 9-Monatshoch stieg, setzte gestern die Edelmetallpreise in der Breite unter Druck. Besonders stark betroffen war Silber, welches erstmals seit Mitte Juni wieder unter die Marke von 20 USD je Feinunze fiel. Von seinem Zwischenhoch Mitte Juli hat der Preis mittlerweile um über 8% nachgegeben. Gestern belastete u.a. ein stärkerer Abfluss aus den Silber-ETFs von 31,5 Tonnen den Preis.

Platin und Palladium setzten ihren jüngsten Abwärtstrend fort und verzeichneten erneut Verluste: Die Preise der beiden Edelmetalle fielen jeweils auf 6-Wochentiefs von rund 1.450 USD bzw. 840 USD je Feinunze. Zum Preisverfall der letzten Tage und Wochen haben wohl auch die spekulativen Finanzinvestoren beigetragen, die insbesondere bei Platin zuvor sehr hohe Netto-Long-Positionen aufgebaut hatten, wodurch sich ein gewisses Korrekturpotenzial ergab.

Dies sollte sich demnächst auch in den CFTC-Daten zeigen. Gestern dürfte zudem der Rückzug von ETF-Investoren eine Rolle gespielt haben. Dies gilt vor allem für Platin, denn die Bestände der von Bloomberg erfassten Platin-ETFs fielen gestern um 13,9 Tsd. Unzen und damit so stark wie seit fast einem Jahr nicht mehr. Die Palladium-ETF-Bestände wurden ebenfalls um 5,8 Tsd. Unzen reduziert. Jedoch spricht bei beiden Edelmetallen trotz der jüngst zurückgehenden Preise die angespannte Angebots-Nachfrage-Lage unseres Erachtens mittel- bis langfristig für höhere Notierungen.


Industriemetalle

Die Metallpreise stehen seit gestern im Zuge eines festen US-Dollars merklich unter Druck und geben in der Breite nach. Nach dem starken Preisanstieg in den Wochen zuvor führen wir dies auf Gewinnmitnahmen zurück. Besonders stark verlor gestern Blei (-1,8%), nachdem es tags zuvor noch den höchsten Tagesgewinn seit September verzeichnete.

Die Londoner Metallbörse (LME) hat gestern erstmals Positionierungsdaten ihrer Marktteilnehmer veröffentlicht. Demnach hielten die spekulativen Finanzinvestoren, die sog. Money Manager, zu denen auch Hedgefonds zählen, in der Woche zum 1. August bei allen Industriemetallen Netto-Long-Positionen - teilweise in beträchtlichem Ausmaß. So summierten sich die Netto-Long-Positionen beispielsweise bei Aluminium auf 141,3 Tsd. Kontrakte, bei Kupfer auf 48,0 Tsd. Kontrakte und bei Zink auf 96,5 Tsd. Kontrakte. Bezieht man die sog. Broker Dealer / Index Trader mit ein, waren die Netto-Long-Positionen noch höher.

Damit besteht unseres Erachtens bei den Metallpreisen rein aus dieser Sicht Korrekturpotenzial, sollte die zuletzt sehr optimistische Stimmung dieser Investorengruppen drehen. Die LME veröffentlicht die Positionierungsdaten zukünftig einmal wöchentlich am Dienstag. Sie umfassen die gesamte vorangegangene Woche. Damit schafft die LME mehr Transparenz im Handel mit Industriemetallen - ein Aspekt, der von vielen Marktteilnehmern schon seit Längerem gefordert wird.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Weizen an der CBOT steigt heute den sechsten Tag in Folge und markiert bei 562 US-Cents je Scheffel ein Monatshoch. Innerhalb von sechs Handelstagen hat sich US-Weizen damit um gut 7% verteuert. Angesichts der sich abzeichnenden qualitätsbedingten Ausfälle bei Mahlweizen in Europa ist mit einer stärkeren Nachfrage nach US-Weizen zu rechnen. Diese Spekulationen erhalten durch Nachrichten aus der Ukraine neue Nahrung.

Laut dem ukrainischen Beratungsunternehmen ProAgro dürfte der Anteil von Futterweizen an der gesamten Weizenernte der Ukraine in diesem Jahr auf 35% steigen. Im letzten Jahr lag der entsprechende Anteil bei 25-30 Prozent. Grund für die Verschlechterung der Qualität der Weizenpflanzen sind Regenfälle, finanzielle Engpässe der Landwirte, welche zu einem geringeren Pflanzenschutz geführt haben, und eine höhere Anzahl von Pflanzenschädlingen. In Frankreich ist es wegen der heftigen Regenfälle im vergangenen Monat bereits zu spürbaren qualitätsbedingten Ernteeinbußen gekommen, so dass der Weizen vielfach nur noch als Futtermittel verwendet werden kann.

Auch in Deutschland und Polen werden Einbußen befürchtet. Noch für diese Woche wird eine Entscheidung der Silobetreiber erwartet, welche den an der Euronext in Paris gehandelten Mahlweizen physisch ausliefern. Striktere Qualitätsstandards würden den Preis steigen lassen, eine Aufweichung der Standards würde für eine Annäherung an das niedrigere Preisniveau für Futterweizen sorgen.

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