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Öl und Gold geben Gewinne schnell wieder ab

11.08.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Anstieg des Brentölpreises nach den US-Luftschlägen gegen Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Norden des Irak war nur von kurzer Dauer. Zum Wochenauftakt handelt Brent wieder bei 105 USD je Barrel und damit nur noch knapp über dem letzte Woche verzeichneten 4-Monatstief. Offensichtlich werden von der Mehrheit der Marktteilnehmer weiterhin keine Angebotsausfälle im Irak erwartet. Bislang ist die kurdische Ölproduktion nach Angaben der dortigen Provinzregierung vom Vormarsch der IS-Milizen unbeeinträchtigt geblieben.

Kurdische Kämpfer haben am Wochenende einige Gebiete zurückerobern können, welche zuvor in die Hände des IS gefallen waren. Der umstrittene irakische Ministerpräsident Maliki lehnt einen von Sunniten und Kurden geforderten Rücktritt weiterhin ab, obwohl auch die USA von ihm abgerückt sind. Ohne einen Rücktritt Malikis und der Bildung einer Einheitsregierung unter Einbeziehung aller religiösen und ethnischen Gruppierungen ist eine dauerhafte Befriedung des Irak schwer vorstellbar.

Die spekulativen Marktteilnehmer ziehen sich unterdessen aus dem Ölmarkt zurück und verstärken damit den Abgabedruck. Die Netto-Long-Positionen bei WTI verringerten sich in der Woche zum 5. August laut CFTC um 28,4 Tsd. auf 237,1 Tsd. Kontrakte und liegen damit auf dem niedrigsten Stand seit Januar. Die entsprechenden Daten für Brent werden von der ICE heute Mittag veröffentlicht und dürften ein ähnliches Bild zeigen. Wir erachten die Tiefenentspanntheit der Marktteilnehmer am Ölmarkt angesichts der geopolitischen Spannungen als nicht gerechtfertigt und rechnen mit einem steigenden Ölpreis.


Edelmetalle

Ähnlich wie Brentöl kann auch Gold sein Preisniveau von letzten Freitag nicht halten - mit 1.323 USD je Feinunze wurde zwischenzeitlich ein 3-Wochenhoch erreicht - und handelt zum Wochenauftakt nur noch knapp über der Marke von 1.300 USD. Die Verunsicherung der Marktteilnehmer im Zuge der Luftschläge gegen die IS-Milizen im Irak und die Zuspitzung anderer geopolitischer Krisenherde, die zu einer höheren Risikoaversion führte, scheint bereits wieder verflogen.

Am Freitag gab es bei den Gold-ETFs erneut Abflüsse von knapp 2 Tonnen, wodurch in der letzten Woche insgesamt 7,4 Tonnen Gold aus den ETFs abgezogen wurden. Damit lieferte die Investmentnachfrage zuletzt keine Unterstützung mehr, da auch die Münznachfrage in den westlichen Ländern lediglich verhalten war. Auch die spekulativen Finanzinvestoren haben sich bei Gold weiter zurückgezogen und in der Woche zum 5. August ihre Netto-Long-Positionen um 17% auf 90,7 Tsd. Kontrakte reduziert. Sie liegen damit erstmals seit sechs Wochen wieder unter dem Niveau von 100 Tsd. Kontrakten.

Diese Anlegergruppe hat somit dazu beigetragen, dass der Goldpreis in der Beobachtungsperiode wieder unter die Marke von 1.300 USD fiel. Im Fahrwasser von Gold steht auch Silber unter Druck, welches zu Wochenbeginn unter 20 USD je Feinunze handelt. Hier haben die spekulativen Finanzinvestoren ihre Netto-Long-Positionen zuletzt sogar um fast 30% auf 28,6 Tsd. Kontrakte abgebaut.

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Industriemetalle

Feste asiatische Aktienmärkte geben den Metallpreisen zum Wochenstart kaum Auftrieb. Kupfer stieg allerdings vorübergehend wieder über die Marke von 7.000 USD je Tonne. Wie am Wochenende veröffentlicht, lag die Inflationsrate in China auch im Juli mit 2,3% auf einem relativ niedrigen Niveau. Dies gibt der Regierung und der Zentralbank Spielraum, auch größere Konjunkturmaßnahmen zu ergreifen und so das angestrebte Wirtschaftswachstum von 7,5% in diesem Jahr zu erreichen.

Die spekulativen Finanzanleger haben sich bei Kupfer in der Woche zum 5. August bereits die dritte Woche in Folge zurückgezogen. Die Netto-Long-Positionen wurden um knapp 12% auf 34,2 Tsd. Kontrakte reduziert, womit sie auf dem niedrigsten Stand seit fünf Wochen liegen. Absolut betrachtet entspricht dies aber immer noch einem hohen Niveau, so dass aus dieser Sicht unseres Erachtens weiteres Korrekturpotenzial besteht.

China hat die hohen Aluminiumpreise genutzt und gemäß Daten der Zollbehörde im Juli 380 Tsd. Tonnen nicht verarbeitetes Aluminium und Aluminiumprodukte exportiert. Dies waren 23% mehr als im Vorjahr und die höchsten Ausfuhren seit drei Jahren. Sollte China auch in den kommenden Monaten verstärkt Aluminium exportieren, wird sich wohl das Angebot am globalen Aluminiummarkt (außerhalb Chinas) weiter erhöhen, was den Preis belasten dürfte.


Agrarrohstoffe

Elf Wochen lang verschoben sich die Netto-Positionierungen kurzfristig orientierter Marktteilnehmer bei Weizen an der Börse in Chicago vom positiven Terrain immer tiefer in den negativen Bereich. In der Woche zum 5. August nun wurde die Zahl der Netto-Short-Positionen erstmals wieder etwas geringer. Die Unsicherheiten rund um den Ukraine-Konflikt und die Qualitätsprobleme bei Weizen in verschiedenen Teilen Europas hinterlassen hier ihre Wirkung.

Ob dies bereits einen Trendwechsel bedeutet, ist unsicher. Auch wenn wir die Meinung vertreten haben, dass bei den Vier-Jahrestiefs im Juli die Welt zu rosig gesehen wurde, dürften die Weizenpreise nur begrenztes Potenzial nach oben haben.

Im aus unserer Sicht wahrscheinlichsten Szenario wird die Versorgung mit Weizen in der Saison 2014/15 sehr gut sein. Umfragen zufolge könnte die US-Weizenernte in den morgen zur Veröffentlichung anstehenden Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums sogar noch etwas angehoben werden. Das Analysehaus Informa Economics hat jüngst seine Prognose für die globale Weizenernte merklich über das bisherige USDA-Niveau angehoben und erwartet eine weitere Rekordernte von 717 Mio. Tonnen. Vom Maismarkt sind ebenfalls wenig positive Impulse zu erwarten.

Informa erwartet auch hier, dass die globale Ernte den Rekord des Vorjahres einstellt. Laut einer Bloomberg-Umfrage dürfte das USDA morgen den Ertrag und damit auch die Erntemenge bei US-Mais deutlich höher ansetzen.




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