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Venezuelas Hochinflation

16.08.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
In Venezuela zeigt sich par exellence, dass die Hochinflation durch Geldmengenvermehrung verursacht ist.

Schenkt man den offiziellen Statistiken Glauben, betrug in Venezuela der Jahresanstieg der Konsumentenpreise im Juli 2014 etwa 55 Prozent. Eine markante Beschleunigung der Inflation seit Mitte 2012. Eine Inflation in dieser Höhe bedeutet, dass die Kaufkraft des Geldes nach einem Jahr nur noch 64 Prozent des Ursprungswertes beträgt, nach zwei Jahren nur noch 41 und nach drei Jahren auf 29 Prozent des Ursprungswertes gefallen ist.

Die steigende Inflation hat sich im offiziellen Außenwert der venezuelischen Währung, dem Bolivar, niedergeschlagen. Waren beispielsweise im Jahr 2010 nur etwa zwei Bolivar aufzuwenden, um einen US-Dollar zu kaufen, sind mittlerweile mehr als elf Bolivar notwendig. Mit anderen Worten: Die Kaufkraft des Bolivar gegenüber dem US-Dollar ist also geradezu kollabiert. Auf dem Schwarzmarkt dürfte der Wechselkurs des Bolivar vermutlich noch stärker verfallen sein.

Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen, so lautet das bekannte Diktum des amerikanischen Ökonomen Milton Friedman (1912-2006). Die Geschehnisse in Venezuela illustrieren diese ökonomische Wahrheit par Excellence. Die Zentralbank weitet die Basisgeldmenge seit 2010 drastisch aus. Mittlerweile wächst sie mit einer Jahresrate von mehr als 100 Prozent.

Die Geldmengenausweitung erreicht nicht nur den Bankenapparat, sie erreicht auch die Geldbestände der breiten Öffentlichkeit. Die Geschäftsbankengeldmenge M3 - sie umfasst neben dem Bargeld auch Bankdepositen - wächst mit knapp 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Inflation - also der fortgesetzte Anstieg der Preise auf breiter Front - ist ohne das Anwachsen der Geldmenge kaum denkbar. Zwar ist es möglich, dass die Preise einzelner Güter ansteigen. Bleibt die verfügbare Geldmenge dabei jedoch unverändert, so erfordert der Kauf dieser im Preis gestiegenen Güter, dass die Nachfrage nach anderen Gütern eingeschränkt wird.

Der Preisanstieg einzelner Güter wird also einen entsprechenden Preisrückgang anderer Güter bewirken, wenn es nicht zu einer Ausweitung der Geldmenge kommt. Dass für Inflation ein Anwachsen der Geldmenge notwendig und ursächlich ist, erklärt Friedmans Diktum.

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Inflation wird von Zentralbanken erzeugt. Auch das ist eine ökonomische Wahrheit, die nicht nur in Venezuela, sondern auch anderswo gilt. Zwar führen Politiker und Zentralbankräte meist viele Gründe an, die für die Inflation angeblich verantwortlich sein sollen. Hierzu zählen steigende Ölpreise, überhöhte Lohnabschlüsse, gewinngierige Unternehmen, die die Absatzpreise in die Höhe schrauben, Spekulanten und so weiter und so fort. All diese Gründe können jedoch nicht überzeugen.

Denn Inflation ist ein monetäres Phänomen, und daher lässt sich auch der Verursacher der Inflation dingfest machen: Die staatlichen Zentralbanken. Sie haben das Geldproduktionsmonopol inne.

Die Währungsgeschichte zeigt, dass meistens dann, wenn der Staat nicht mehr in der Lage ist, seine Ausgaben durch Steuern oder Verkauf von Schuldpapieren am freien Markt zu finanzieren, die elektronische Notenpresse angeworfen wird. Die Zentralbank kauft die Wertpapiere dem Staat direkt ab und bezahlt mit neu geschaffenem Geld. Der Staat gibt das Geld aus - indem er seine Angestellten, Auftragsnehmer sowie Transferbezieher bezahlt -, und so kommt das neue Geld früher oder später beim Publikum an.


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