USA vs. Europa
09.10.2014 | Robert Rethfeld
Sportveranstaltungen, in denen sich die Europäer mit den US-Amerikanern messen, sind dünn gesät. Die US-Amerikaner pflegen eine eigene Sportkultur. Ihre nationale Meisterschaft im Baseball bezeichnen sie als "World Series". Das mit Abstand populärste Sportereignis - die Fußball-WM - wurde vom US-amerikanischen TV-Zuschauer bis vor kurzem ignoriert. Die diesjährige WM in Brasilien sorgte erstmals für zwischenzeitliche Begeisterung.
Der Ryder Cup ist die einzige Auseinandersetzung mit nennenswerter TV-Reichweite, die es schafft, die besten Spieler Europas und der USA gegeneinander antreten zu lassen. Die Golf-Auseinandersetzung findet alle zwei Jahre statt. Sie wird alternierend in Europa und in den USA ausgetragen.
Der Ryder-Cup wird stets von einer - für den Golfsport untypischen - Emotionalität begleitet. Die Fans des Europa-Teams fühlen sich als Europäer. Die Europaflagge war ein vielgenutztes Utensil, genauso wie einige interessante Outfits. Hier ein paar Bilder: http://www.bbc.com/news/uk-scotland-29392448
Es ist das einzige emotional-sportliche Ereignis, wo ein europäisches "Nationbuilding" in Ansätzen stattfindet. Die Identität speist sich aus der Rivalität zu den US-Amerikanern. Nicht nur im Sport eint ein äußerer Gegner im Inneren. Die europäischen Golfer konnten elf der letzten fünfzehn Begegnungen siegreich gestalten - so auch am vorletzten Wochenende im schottischen Gleneagles.
Diese Rivalität ist auch an den Finanzmärkten spürbar. Nach dem Platzen der Hausbaublase ließen die US-Analysten und Marktteilnehmer die Köpfe hängen. Deutschland kam besser mit der Arbeitslosigkeit zurecht (Stichwort: Kurzarbeit) und wurde als leuchtendes Beispiel beneidet. Mit der Euro-Krise der Jahre 2010 bis 2012 änderte sich die Perspektive.
Jetzt bricht sich die stolz geschwellte Brust der US-Amerikaner Bahn. Bis vor kurzem steigende Aktienmärkte, ein starker US-Dollar sowie eine Inflationsrate, die - anders als in Euroland - nicht an der Deflation entlang streift, lassen die Amerikaner aus sich herausgehen. Europa wird belächelt, ja sogar bemitleidet.
Aufmerksamen Lesern wird dies nicht entgehen, wenn sie auf US-amerikanischen Börsenseiten unterwegs sind. "King Dollar rules" schreibt beispielsweise CNBC. Es fehlt nur noch, dass eine US-Dollar-Note im Superman-Anzug auf der Titelseite eines wichtigen Magazins abgebildet wird (wie im Spiegel-Cover vom 25.02.1985). Damals bedeutete das Titelbild ein Mehrjahreshoch der US-Währung.
Vier von fünf US-Amerikanern sind der Meinung, dass die USA eine positive Kraft für die Welt darstellen. Etwa zwei Drittel glauben, dass Gott den Amerikanern eine spezielle Rolle in der Geschichte der Menschheit zugewiesen hat. Diese Zahlen entstammen einer Umfrage vom Juni 2013. http://publicreligion.org/research/2013/06/july-2013-prri-rns/
Der Erfolg gibt den Amerikanern recht. Seit dem Crash im Herbst 2011 steigt der US-Leitindex S&P 500 nicht nur nominal, sondern auch real - unter Einbeziehung des Wechselkurses Euro/Dollar - stark an (grüne Linie folgender Chart).
Aus US-Perspektive ist der Blickwinkel ein anderer, aber mit dem gleichen Ergebnis: US-Investments in europäische Aktienindizes verlieren aufgrund des schwachen Euro deutlich. Beispielweise notiert der DAX - aus US-Investorensicht - 15 Prozent niedriger als zu Jahresbeginn. Also nichts wie raus aus Euroland. Hinzu kommt, dass in einer Welt voller Spannungen das Kapital den sicheren Hafen der militärischen Überlegenheit ansteuert. Größere Konflikte oder Kriege sehen stets den Starken als Profiteur.
Ein starker US-Dollar sorgt für fallende Rohstoffpreise in den USA. In Euroland ist dieser Effekt nicht besonders zu spüren, gleicht doch der fallende Euro den Effekt fallender Rohstoffpreise aus. In den USA nimmt die Deflationsneigung zu.
Die Perspektive aus amerikanischer Sicht: Europa folgt dem deflationären Beispiel Japans, während die USA ihre anstrebte Idealrate von 2 Prozent erreichen. Bei allem Verständnis für die US-Perspektive: Hier kann etwas nicht stimmen. Historisch betrachtet laufen die Inflationsraten in den USA und im Euroraum weitgehend parallel (folgender Chart).
Der Ryder Cup ist die einzige Auseinandersetzung mit nennenswerter TV-Reichweite, die es schafft, die besten Spieler Europas und der USA gegeneinander antreten zu lassen. Die Golf-Auseinandersetzung findet alle zwei Jahre statt. Sie wird alternierend in Europa und in den USA ausgetragen.
Der Ryder-Cup wird stets von einer - für den Golfsport untypischen - Emotionalität begleitet. Die Fans des Europa-Teams fühlen sich als Europäer. Die Europaflagge war ein vielgenutztes Utensil, genauso wie einige interessante Outfits. Hier ein paar Bilder: http://www.bbc.com/news/uk-scotland-29392448
Es ist das einzige emotional-sportliche Ereignis, wo ein europäisches "Nationbuilding" in Ansätzen stattfindet. Die Identität speist sich aus der Rivalität zu den US-Amerikanern. Nicht nur im Sport eint ein äußerer Gegner im Inneren. Die europäischen Golfer konnten elf der letzten fünfzehn Begegnungen siegreich gestalten - so auch am vorletzten Wochenende im schottischen Gleneagles.
Diese Rivalität ist auch an den Finanzmärkten spürbar. Nach dem Platzen der Hausbaublase ließen die US-Analysten und Marktteilnehmer die Köpfe hängen. Deutschland kam besser mit der Arbeitslosigkeit zurecht (Stichwort: Kurzarbeit) und wurde als leuchtendes Beispiel beneidet. Mit der Euro-Krise der Jahre 2010 bis 2012 änderte sich die Perspektive.
Jetzt bricht sich die stolz geschwellte Brust der US-Amerikaner Bahn. Bis vor kurzem steigende Aktienmärkte, ein starker US-Dollar sowie eine Inflationsrate, die - anders als in Euroland - nicht an der Deflation entlang streift, lassen die Amerikaner aus sich herausgehen. Europa wird belächelt, ja sogar bemitleidet.
Aufmerksamen Lesern wird dies nicht entgehen, wenn sie auf US-amerikanischen Börsenseiten unterwegs sind. "King Dollar rules" schreibt beispielsweise CNBC. Es fehlt nur noch, dass eine US-Dollar-Note im Superman-Anzug auf der Titelseite eines wichtigen Magazins abgebildet wird (wie im Spiegel-Cover vom 25.02.1985). Damals bedeutete das Titelbild ein Mehrjahreshoch der US-Währung.
Vier von fünf US-Amerikanern sind der Meinung, dass die USA eine positive Kraft für die Welt darstellen. Etwa zwei Drittel glauben, dass Gott den Amerikanern eine spezielle Rolle in der Geschichte der Menschheit zugewiesen hat. Diese Zahlen entstammen einer Umfrage vom Juni 2013. http://publicreligion.org/research/2013/06/july-2013-prri-rns/
Der Erfolg gibt den Amerikanern recht. Seit dem Crash im Herbst 2011 steigt der US-Leitindex S&P 500 nicht nur nominal, sondern auch real - unter Einbeziehung des Wechselkurses Euro/Dollar - stark an (grüne Linie folgender Chart).
Aus US-Perspektive ist der Blickwinkel ein anderer, aber mit dem gleichen Ergebnis: US-Investments in europäische Aktienindizes verlieren aufgrund des schwachen Euro deutlich. Beispielweise notiert der DAX - aus US-Investorensicht - 15 Prozent niedriger als zu Jahresbeginn. Also nichts wie raus aus Euroland. Hinzu kommt, dass in einer Welt voller Spannungen das Kapital den sicheren Hafen der militärischen Überlegenheit ansteuert. Größere Konflikte oder Kriege sehen stets den Starken als Profiteur.
Ein starker US-Dollar sorgt für fallende Rohstoffpreise in den USA. In Euroland ist dieser Effekt nicht besonders zu spüren, gleicht doch der fallende Euro den Effekt fallender Rohstoffpreise aus. In den USA nimmt die Deflationsneigung zu.
Die Perspektive aus amerikanischer Sicht: Europa folgt dem deflationären Beispiel Japans, während die USA ihre anstrebte Idealrate von 2 Prozent erreichen. Bei allem Verständnis für die US-Perspektive: Hier kann etwas nicht stimmen. Historisch betrachtet laufen die Inflationsraten in den USA und im Euroraum weitgehend parallel (folgender Chart).