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Sea Change: Fundamentale Veränderungen (Teil 2/2)

29.10.2014  |  John Mauldin
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Mario ist wie der Zauberer von Oz. Er lässt die Worte walten und zieht eine gute Show ab. Aber nicht mehr lange und man wird erkennen, dass er praktisch keine Zauberkräfte hat - zumindest solange nicht, wie die Deutschen ihm nicht erlauben, seine Trickkiste zu öffnen. Die bleibt zurzeit noch schön sicher in Berlin verwahrt.

Die Unnachgiebigkeit der Deutschen wird Europa in eine Krise stürzen. Italien ist in einer Rezession. Frankreich ist auf dem Weg dahin. Spanien kann sich mit Ach und Krach noch halten. Selbst die deutschen Exporte sinken. Frankreich und Italien sträuben sich gegen das im EU-Vertrag vereinbarte Defizitziel von 3%. Deutschland zieht die Grenze - Frankreich und Italien haben die Absicht, diese zu überschreiten. Das dürfte interessant werden. Ganz gleich wie es ausgeht, ich denke nicht, dass es gut für den Euro ist.

Wie lange können die Zinssätze in Europa noch auf den heutigen, irrational tiefen Ständen verweilen? Wir hatten diese Frage in unseren vergangenen Newsletters aufgegriffen, an dieser Stelle, um Wiederholungen zu vermeiden, nur noch so viel dazu: Die negativen Zinssätze in Irland und Frankreich sind ein Hinweis auf dysfunktionale Märkte, das darf man sicherlich so feststellen.

Wenn Draghi seinen Diskurs verliert, oder aber seine Fähigkeit, den Markt einfach nur in Erstaunen zu versetzen, dann wird die Hölle an den europäischen Anleihemärkten losbrechen. Und was könnte dann noch die Fluchtwährung sein? Die Schweizer können nicht genug Franken drucken. Selbst Norwegen hat nicht so viele Kroner. Es wird der US-Dollar sein. Die Folgen diskutieren wir in einem späteren Kapitel.


Kapitel 5 - Auf der falschen Seite des Dollar-Carry-Trades


Nahezu 50 % der Umsätze und Profite der S&P 500-Unternehmen kommen nicht aus den USA. Ein starker Dollar wird Druck auf diese Dollar-denominierten Gewinne ausüben. Im Grunde wäre das kein unüberwindbares Problem, auch die japanischen Firmen hatten es geschafft, im Umfeld eines steigenden Yens über Jahrzehnte hinweg eine florierende Unternehmenslandschaft zu erzeugen. Die US-Unternehmerschaft wird ihre alten Gewohnheiten in einer Welt des steigenden Dollars allerdings deutlich umstellen müssen. (Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr?)

Ein starker US-Dollar wäre aber nicht nur ein Problem für die US-Exporteure. Besonders problematisch wird es für Länder, die sich mithilfe von Dollar-Carry-Trades finanziert haben. Dank der qualitativen Lockerungsprogramme haben viele Billionen Dollar die USA verlassen und haben letztendlich überall auf der Welt die verschiedensten Trades und Investments finanziert. Solange der Dollar neutral bleibt oder sinkt, ist alles gut und schön für Investoren, die sich ihr Geld über den Dollar-Carry-Trade besorgt hatten.

Falls Sie beispielsweise ein chinesischer Geschäftsmann wären, der sich Dollars leihen kann (was mit Sicherheit geht) und nun davon ausgehen, dass die chinesische Regierung dafür sorgen wird, dass der Yuan im Verlauf der Zeit aufwerten wird, dann werden Sie ihren Kredit später in billigeren Dollars zurückzahlen können und die durch den Carry-Trade entstandene Differenz mitnehmen (also die Differenz zwischen den Renditen von US-Anleihen und den Gewinnen, die in China verdient werden können).

Was passiert aber, wenn der Yuan stattdessen sinkt? Dann wird dieser Trade aufgelöst - und zwar schnell und mit negativem Ergebnis. Dieser Carry-Trade würde sich dann zu einer Zeit auflösen, die besonders unangenehm für China wäre. Flutet man den Markt zu stark mit Geld, dann wird die Inflation zu einem Problem. (Die Chinesen stecken in einer anderen Phase des monetären Zyklus als die USA, die Probleme sind also nicht dieselben.)

Und das betrifft nicht nur China. Diese Dollars sind bis in den letzten Winkel dieser Welt geflossen. Wenn dieser Carry-Trades nun rückgängig gemacht wird, müssen Investoren und vor allem die Hedgefonds zur Auflösung wieder Dollars kaufen. Das wird den Dollar gegenüber den verschiedensten Währungen noch weiter steigen lassen.

Eine Währung würde nicht ausreichen, um strukturelle Verschiebungen zu erzeugen, die den Welthandel beeinflussen, all diese Währungen zusammen genommen, würden jedoch eine kräftige Wirkung entfalten.

In den Schwellenländern braut sich eine Krise zusammen. Die meisten Hedgefonds und Investoren der Welt stehen auf der falschen Seite des Dollar-Trades. Eine allgemeine Auflösung dieses Trades wäre eine sehr knifflige Angelegenheit, um es so zu formulieren. In ein paar Wochen wird Worth Wray genau über dieses Thema schreiben. Diesen Newsletter sollten Sie nicht verpassen.




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